Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition)
nicht um jeden Cent kämpfen müssen, wenn es um irgendwelche weitergehenden Untersuchungen am Tatort oder an der Leiche geht. Und ich nehme an, dass uns das LKA mit seinen Dienststellen auch mehr oder minder rund um die Uhr zur Verfügung steht.“
„Dafür werden dann ein paar andere Fälle etwas weiter nach hinten verschoben, was?“, gab Benecke zurück.
„Ja, ich sehe schon, Sie wissen, wie der Hase läuft.“
„Am Geld bleibt es ja oft hängen.“
„So ist das, leider.“
„Vielleicht …“
„Bis morgen, Dr. Benecke.“
„Herr Jensen? Einen Moment noch. Sie sollten nach einem Mann zwischen 40 und 60 mit Ziegenbart und Handwagen fahnden. Und nach zwei Joggerinnen, die diesen Mann zur passenden Zeit in der Nähe des Ziegensteins gesehen haben könnten. Von den Joggerinnen gibt es Bildmaterial, das Herr Schmitz Ihnen gerne per E-Mail zuschickt.“
Jensen klang aufgeregt: „Prima, soll er machen! Aber jetzt muss ich wirklich los.“
Es machte „klick“, und das Gespräch war beendet.
Mark Benecke steckte das iPhone weg. Er wandte sich an George und meinte: „Das Meiste haben Sie ja wohl mitbekommen.“
„Ja.“
„Ihr habt über Geld gesprochen?“, fragte Lydia ihren Mann etwas überrascht.
„Beiläufig“, dämpfte Benecke die Stimme und überlegte, ob er das Gespräch mit der Einladung zu einem Glas Schorle oder Bier – für ihn natürlich alkoholfrei – in eine andere Richtung lenken sollte. Das Paar am Nachbartisch wechselte gerade mit Kaffee und Kuchen auf die Terrasse vor dem Hotel.
„Ja, leider!“ Lydia schaute nicht gerade begeistert aus und ihr Mann erwiderte scheinheilig: „Wieso?“
„Du hättest ruhig mal genauer nachhaken können, ob deine Dienste eigentlich auch bezahlt werden, Mark! Schließlich leistest du hier Arbeit und ruinierst gerade unseren Urlaub!“
„Oder ich wandle den Urlaub gerade in einen Teil unseres normalen Lebens um!“, meinte Benecke ungerührt.
„So kann man es auch ausdrücken.“
„Urlaub ist sowieso nichts für mich“, winkte Benecke ab.
„Weiß ich ja, aber …!“
„Zumindest nicht mit Am-Strand-Liegen und Untätig-Rumsitzen. Dieser Fall interessiert mich einfach.“
„Versprich mir, dass du diesen Jensen morgen mal fragst, wie das mit der Übernahme der Kosten ist.“ Sie deutete kurz in Georges Richtung und setzte hinzu: „Er kriegt wenigstens seine verfahrenen Spritkosten wieder rein, wenn er einen Artikel an seine Zeitung verkauft – aber was uns betrifft, sehe ich da nichts Vergleichbares!“
***
Wenig später saßen Benecke und George im Wagen und waren wegen des MacBook-Problems unterwegs nach Putbus.
Ihr Ziel war das IT-College im altehrwürdigen, ehemaligen Pädagogium am sogenannten Circus – einem ringförmig angelegten Platz, an dem eine Reihe von weißen Gebäuden im Kreis stand. In der Mitte befand sich eine nach geometrischen Prinzipien sternförmig angelegte Gartenanlage. George suchte einen Parkplatz und wenig später betraten sie das imposante Gebäude.
„Schon beeindruckend!“, meinte Benecke, der sich neugierig umschaute.
„Hier drin befindet sich seit einigen Jahren ein College zur Ausbildung von Computer-Spezialisten“, erklärte George.
Im Eingangsbereich empfing sie ein schlanker Mann, der sich mit dem Namen Schrader vorstellte.
„Wir hatten telefoniert“, sagte George.
„Richtig“, erwiderte Schrader freundlich.
„Unter Ihren angehenden IT-Spezialisten ist ja vielleicht jemand, der Herrn Beneckes MacBook das Leben retten kann.“
„So schlimm steht es?“, fragte Schrader lächelnd nach.
„Na ja, Sie würden mir wirklich sehr aus der Patsche helfen“, erklärte Benecke.
„Tja, ich hatte nicht bedacht, dass zurzeit gerade noch eine wichtige Versammlung stattfindet, die etwas später begonnen hat als geplant. Wir mussten nämlich auf einen im Stau stecken gebliebenen Referenten warten. Bringen Sie etwas Zeit mit? Ich könnte Sie durch das Gebäude führen. Wir haben hier 2002 mit nur dreiunddreißig Schülern den Betrieb aufgenommen, aber inzwischen sind wir auf über vierhundert Bildungswillige angewachsen. Neben Fachinformatikern und Informatikkaufleuten bilden wir jetzt auch Mediengestalter aus, und im Rahmen der höheren Ausbildung der Bundesmarine kommen sogar deren angehende IT-Entwickler zu uns.“
„Zeit haben wir eigentlich nicht“, wandte Benecke ein. „Es geht nämlich darum, einen Mörder zu fassen, und mir fehlt unglücklicherweise gerade das nach meiner
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