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Nordermoor

Nordermoor

Titel: Nordermoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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an, und Erlendur wiederholte die Frage. Ob er Holberg nicht gekannt hatte, was für eine Verbindung sie gehabt hatten. Holberg sei tot. Ermordet.
    Als er das hörte, erwachte Elliðis Interesse. Er stützte die kräftigen Arme auf den Tisch, sodass die Handschellen klirrten. Er konnte sein Erstaunen nicht verhehlen. Er blickte Erlendur fragend an.
    »Holberg wurde am Wochenende in seiner Wohnung ermordet«, sagte Erlendur. »Wir sprechen mit allen, die mal mit ihm zu tun gehabt haben, und es hat sich herausgestellt, dass du mit ihm bekannt warst.«
    Elliði hatte angefangen, Sigurður Óli anzustarren, der zurückstarrte. Er antwortete Erlendur nicht.
    »Das ist reine Routine …«
    »In Handschellen red ich nicht mit euch«, sagte Elliði plötzlich, ohne den Blick von Sigurður Óli abzuwenden.
    Die Stimme war heiser, rau und provozierend. Erlendur überlegte, stand schließlich auf und ging zu den beiden Wärtern. Er erklärte ihnen, was Elliði verlangte, und fragte, ob sie die Handschellen abnehmen könnten. Sie zögerten erst, gingen dann aber zu ihm hin, nahmen ihm die Handschellen ab und postierten sich wieder an der Tür.
    »Was kannst du uns über Holberg sagen?«, fragte Sigurður Óli.
    »Erst müssen die raus«, sagte Elliði und nickte mit dem Kopf in Richtung der Wärter.
    »Ausgeschlossen«, sagte Erlendur.
    »Bist du schwul?«, wollte Elliði von Sigurður Óli wissen.
    »Red keinen Scheiß«, sagte Erlendur. Sigurður Óli gab keine Antwort. Sie schauten einander an.
    »Nichts ist ausgeschlossen«, sagte Elliði. »Erzähl mir bloß nicht, dass etwas ausgeschlossen ist.«
    »Die bleiben hier drin«, sagte Erlendur.
    »Bist du schwul?«, fragte Elliði wieder und starrte immer noch Sigurður Óli an, der keinerlei Reaktion zeigte.
    Sie schwiegen eine ganze Weile. Schließlich stand Erlendur auf, ging zu den Wärtern und wiederholte die Forderung von Elliði. Er fragte, ob es irgendwie einzurichten sei, dass sie mit ihm allein bleiben könnten. Die Wärter sagten, das sei ausgeschlossen, sie hätten ihre Anweisungen. Nach einigem Hin und Her durfte Erlendur durch eine Gegensprechanlage mit dem Gefängnisdirektor sprechen. Er erklärte, dass es wohl kaum einen Unterschied mache, auf welcher Seite der Tür die Wärter stünden, sie seien die ganze Strecke aus Reykjavík gekommen und der Gefangene zeige zu bestimmten Konditionen eine gewisse Kooperationsbereitschaft. Der Gefängnisdirektor sprach mit seinen Leuten und erklärte, dass er persönlich die Verantwortung für die beiden Kriminalbeamten übernehmen würde. Daraufhin verließen die Gefängniswärter den Raum, und Erlendur setzte sich wieder an den Tisch.
    »Wirst du jetzt mit uns sprechen?«, fragte er.
    »Ich wusste nicht, dass Holberg umgebracht worden ist«, sagte Elliði. »Diese Faschisten hier haben mich auf Isolation gesetzt wegen irgendeinem Scheiß, mit dem ich nichts zu tun hatte. Wie wurde er umgebracht?« Elliði fixierte immer noch Sigurður Óli.
    »Das tut nichts zur Sache«, sagte Erlendur.
    »Mein Vater hat immer gesagt, ich wäre der neugierigste Hund auf der Welt. Das hat er immer gesagt. Tut nichts zur Sache. Das tut nichts zur Sache! Er ist tot. Der Blödmann. Wurde er erstochen? Wurde Holberg erstochen?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Geht dich nichts an!«, wiederholte Elliði. »Dann könnt ihr euch am Arsch lecken.«
    Erlendur dachte nach. Niemand außerhalb der Kriminalpolizei kannte die Einzelheiten in diesem Mordfall. Es ärgerte ihn, dass er diesem Mann Zugeständnisse machen musste.
    »Er bekam einen Hieb auf den Kopf. Die Schädeldecke zersplitterte. Der Tod trat wohl auf der Stelle ein.«
    »Mit einem Hammer?«
    »Aschenbecher.«
    Elliði blickte langsam von Sigurður Óli zu Erlendur hinüber.
    »Welcher Idiot verwendet einen Aschenbecher?«, sagte er. Erlendur bemerkte, dass sich auf der Stirn von Sigurður Óli kleine Schweißtropfen gebildet hatten.
    »Das versuchen wir herauszufinden«, sagte Erlendur.
    »Hast du Verbindung zu Holberg gehabt?«
    »Hat er große Schmerzen gehabt?«
    »Nein.«
    »Der Idiot.«
    »Erinnerst du dich an Grétar?«, fragte Erlendur. »Er war mit dir und Holberg in Keflavík.«
    »Grétar?«
    »Erinnerst du dich an ihn?«
    »Wieso fragst du nach dem?«, sagte Elliði. »Was ist mit ihm?«
    »Es scheint, als sei Grétar vor vielen Jahren spurlos verschwunden«, sagte Erlendur. »Weißt du etwas darüber?«
    »Was soll ich darüber wissen?«, sagte Elliði. »Wieso glaubst du, dass

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