Nordermoor
wie ein gestochenes Schwein, und was er ihr ins Ohr geflüstert hat, als er warten musste, bis er ihn wieder hochkriegte. Wollt ihr wissen, was das war? Wollt ihr wissen, was er zu ihr gesagt hat?! Ihr Saftärsche! Wollt ihr wissen, was er gesagt hat?!!«
Erlendur und Sigurður Óli blieben stehen. Sie drehten sich um und sahen, wie Elliði den Kopf hin und her warf. Er schäumte vor Wut und stieß Verwünschungen der übelsten Sorte aus. Er war aufgestanden, hatte die Hände auf den Tisch gestemmt und lehnte sich darüber, reckte den dicken Kopf in ihre Richtung und brüllte wie ein angestochener Stier.
Die Tür ging auf, und die beiden Gefängniswärter kamen herein.
»Er hat ihr von der anderen erzählt!«, brüllte Elliði. »Er hat ihr gesagt, wir er die andere dämliche Tussi abgefertigt hat, der er in die Muschel gerotzt hat!«
Kapitel 14
A ls Elliði die Wärter sah, wurde er wild. Er sprang über den Tisch, rannte brüllend auf die vier Männer zu und warf sich auf sie. Erlendur und Sigurður Óli landeten unter ihm, und beide gingen zu Boden, bevor sie überhaupt reagieren konnten. Er rammte Sigurður Óli seinen Kopf mitten ins Gesicht, sodass beiden Blut aus der Nase spritzte, und hatte schon die Faust erhoben, um sie in Erlendurs ungeschütztes Gesicht zu pflanzen, als einer der Wärter ein kleines schwarzes Gerät zückte und ihm einen Stromstoß in die Seite verpasste. Das nahm Elliði etwas die Fahrt, konnte ihn aber nicht stoppen. Erst als der andere Wärter ihm ebenfalls einen Stromstoß versetzte, brach er zusammen und fiel auf Erlendur.
Sie krochen unter ihm hervor. Sigurður hielt sich ein Taschentuch vor die Nase und versuchte, die Blutung zu stillen. Elliði bekam einen dritten Stromstoß, und danach bewegte er sich nicht mehr. Die Wärter legten ihm Handschellen an und konnten ihn nur unter größten Anstrengungen hochkriegen. Sie wollten ihn wegschleppen, aber Erlendur bat sie, noch etwas zu warten. Er ging auf Elliði zu.
»Welche andere?«, fragte er.
Elliði zeigte keine Reaktion.
»Welche andere hat er vergewaltigt?«, wiederholte Erlendur.
Elliði versuchte zu lächeln, benommen von den Stromstößen, und sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse. Das Blut lief ihm aus der Nase in den Mund und färbte sein Gebiss rot. Erlendur versuchte, keine Erregung in seiner Stimme durchklingen zu lassen. Als interessiere es ihn nicht im Geringsten, was Elliði wusste. Er versuchte, sich keine Blöße zu geben, denn er wusste, dass das geringste Anzeichen von Schwäche das Herz bei Kerlen wie Elliði schneller schlagen ließ, dafür lebten sie, das gab ihrer erbärmlichen Lebenslüge einen Sinn. Die kleinste Abweichung genügte. Ein zu eifriger Ton in der Stimme, ein Blick, Handbewegungen, Anzeichen von Ungeduld. Elliði war es gelungen, ihn aus der Fassung zu bringen, als er Eva Lind erwähnte. Doch die Genugtuung, sich von ihm erniedrigen zu lassen, wollte er ihm nicht gönnen.
Sie schauten sich in die Augen.
»Raus mit ihm«, sagte Erlendur endlich und wandte sich von Elliði ab. Die Wärter wollten den Gefangenen abführen, aber er versteifte sich, und sie konnten ihn keinen Schritt von der Stelle bewegen. Er glotzte Erlendur eine ganze Weile an, als ob er irgendetwas im Schilde führte, gab dann aber endlich nach, und die Tür schloss sich hinter ihnen. Sigurður war immer noch damit beschäftigt, die Blutung zu stillen. Seine Nase war geschwollen, und das Taschentuch war voller Blut.
»Das blutet ja ganz schön«, sagte Erlendur und untersuchte die Nase von Sigurður Óli. »Sonst sehe ich nichts, jedenfalls nichts Schlimmes. Keine Platzwunden, und die Nase ist nicht gebrochen.« Er kniff ziemlich fest hinein, und Sigurður Óli brüllte vor Schmerz.
»Vielleicht ist sie doch gebrochen, ich bin kein Arzt«, sagte Erlendur.
»Du Schwein«, stöhnte Sigurður Óli. »Du widerliches, verdammtes Schwein.«
»Macht er sich über uns lustig, oder weiß er wirklich was von einer anderen Frau?« Erlendur öffnete die Tür, und sie verließen den Raum. »Wenn da eine andere war, gab es dann vielleicht noch mehr, die Holberg vergewaltigt hat, die sich aber nie gemeldet haben?«
»Keine Chance, vernünftig mit diesem Kerl zu reden«, sagte Sigurður Óli. »Er hat sich nur über uns lustig gemacht, er wollte uns provozieren. Er hat Katz und Maus mit uns gespielt. Kein Wort von dem, was er sagt, stimmt. Der verdammte Idiot. Dieser beschissene, abartige Idiot.«
Sie gingen ins Büro
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