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Nordermoor

Nordermoor

Titel: Nordermoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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ich was darüber weiß?«
    »Was habt ihr drei, du, Grétar und Holberg in Keflavík …«
    »Grétar war ein Spinner«, unterbrach Elliði.
    »Was habt ihr drei in Keflavík gemacht, als …«
    »… er die Tussi vergewaltigt hat?«, beendete Elliði den Satz.
    »Entschuldigung, was hast du gesagt?«, fragte Erlendur.
    »Kommt ihr deswegen hierher? Wegen der Tussi in Keflavík?«
    »Du kannst dich also daran erinnern?«
    »Was hat die mit der Sache zu tun?«
    »Ich habe nie gesagt, dass …«
    »Holberg hatte Spaß daran, darüber zu reden, du dämlicher Bulle. Gab damit an. Und anhaben konnten sie ihm nichts.«
    »Was …«
    »Er hat sie zweimal gefickt, wusstet ihr das?«, platzte Elliði plötzlich heraus und blickte sie abwechselnd aus farblosen Augen an.
    »Du sprichst von der Vergewaltigung in Keflavík?«
    »Was hast du für eine Unterhose an?«, sagte Elliði auf einmal zu Sigurður Óli und fing wieder an, ihn anzustarren. Erlendur blickte auf seinen Kollegen, der seine Augen nicht von Elliði abwandte.
    »Keine Anzüglichkeiten hier, verdammt noch mal«, sagte Erlendur.
    »Er hat sie danach gefragt, Holberg. Fragte nach der Unterhose. Er war noch durchgeknallter als ich.« Elliði kicherte. »Und mich schicken sie nach Litla-Hraun.«
    »Wen hat er nach der Unterhose gefragt?«
    »Die Tussi in Keflavík.«
    »Hat er dir das erzählt?«
    »Haarklein«, sagte Elliði. »Er hat immerzu davon geredet. Warum fragt ihr nach Keflavík? Was hat das mit der Sache zu tun? Und warum fragt ihr jetzt nach Grétar? Was ist eigentlich los?«
    »Das gehört zu unserer bescheuerten Arbeit«, sagte Erlendur.
    »Ja, schon, aber was springt für mich dabei heraus?«
    »Du kannst alles haben, was du willst. Wir sitzen hier allein mit dir, und die Handschellen sind weg. Wir müssen uns deinen abartigen Quatsch anhören. Mehr können wir nicht für dich tun. Entweder beantwortest du jetzt die Fragen, oder wir gehen.«
    Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, lehnte sich quer über den Tisch, packte Elliði mit seinen kräftigen Pranken beim Kopf und drehte sein Gesicht zu sich.
    »Hat dein Vater dir nie gesagt, dass es unverschämt ist, Leute anzustarren«, sagte er. Sigurður Óli blickte Erlendur an.
    »Ich werd schon mit ihm fertig. Du brauchst mir nicht zu helfen«, sagte er.
    Erlendur ließ Elliði los.
    »Wie hast du Holberg kennen gelernt?«, fragte er. Elliði m assierte sich den Kiefer. Er wu sste, dass er schon einen kleinen Sieg errungen hatte. Und er war noch nicht am Ende.
    »Glaub bloß nicht, dass ich mich nicht an dich erinnern kann«, sagte er zu Erlendur, »glaub bloß nicht, dass ich nicht wüsste, wer du bist. Glaub bloß nicht, dass ich nicht über Eva Bescheid wüsste.«
    Erlendur starrte den Gefangenen wie vom Donner gerührt an. Es war nicht das erste Mal, dass er so etwas Ähnliches von Straftätern zu hören bekam, und immer traf es ihn völlig unvorbereitet. Er wusste nicht genau, welchen Umgang Eva Lind hatte, Kriminelle, Drogenhändler, Einbrecher, Nutten, Kioskknacker, Gewalttäter waren dabei. Die Liste war lang. Auch sie selbst war schon mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Sie war einmal verhaftet worden, nachdem sie angezeigt worden war, weil sie an einer Grundschule mit Drogen gedealt hatte. Es konnte gut sein, dass sie einen Mann wie Elliði kannte. Es konnte gut sein, dass ein Mann wie Elliði sie kannte.
    »Wie hast du Holberg kennen gelernt?«, wiederholte Erlendur.
    »Eva ist prima«, sagte Elliði. Seine Bemerkung ließ sich auf die verschiedenste Weise auslegen.
    »Wenn du sie noch einmal erwähnst, hauen wir ab«, sagte er, »und dann ist hier niemand mehr, mit dem du deine dämlichen Spielchen spielen kannst.«
    »Zigaretten, einen Fernseher in der Zelle, keine Zwangsarbeit und raus aus der Isolation. Ist das zu viel verlangt? Können zwei Superbullen das nicht hinkriegen? Außerdem wär’s nicht schlecht, wenn ich so einmal im Monat eine Nutte hier in die Zelle kriegen könnte. Seine Tussi beispielsweise«, sagte er und schaute auf Sigurður Óli.
    Erlendur stand auf, und auch Sigurður Óli erhob sich langsam. Elliði fing an, heiser zu lachen. Tief in ihm drin begann es zu brodeln und endete in lautem Röcheln. Zum Schluss hustete er gelblichen Schleim und spuckte auf den Boden. Sie wandten sich ab und gingen zur Tür.
    »Er hat oft über die Vergewaltigung in Keflavík geredet!«, rief er hinter ihnen her. »Hat mir alles haarklein erzählt. Wie die Tussi grunzte und kreischte

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