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Nordermoor

Nordermoor

Titel: Nordermoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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nur, um ihre Aussage zu stützen. In den Berichten, die ich gelesen habe, wird das aber nirgendwo erwähnt.«
    »Vielleicht hat sie es dieser Frau ersparen wollen«, sagte Elín.
    »Ersparen?«
    »Kolbrún wusste, was es heißt, vergewaltigt zu werden. Sie wusste, was es heißt, zur Polizei zu gehen. Sie hatte lange genug mit sich gekämpft, und dann stellte es sich heraus, dass es zu nichts anderem führte als zu Erniedrigungen auf irgendeiner Polizeidienststelle irgendwo in der Stadt. Wenn die andere Frau sich nicht gemeldet hat, dann hat Kolbrún vielleicht ihre Einstellung respektiert. Das könnte ich mir vorstellen. Aber eigentlich weiß ich nicht so recht, wovon du redest.«
    »Sie braucht ja keine Details gewusst zu haben, keinen Namen, ein unklarer Verdacht hätte bereits genügt. Falls er sich darüber ausgelassen hat.«
    »Über so etwas hat sie nie mit mir gesprochen.«
    »Wenn ihr über die Vergewaltigung gesprochen habt, worum ging es da eigentlich?«
    »Es ging nie direkt um den Hergang«, sagte Elín.
    Wieder klingelte es in Erlendurs Jackentasche, und Elín verstummte. Erlendur riss das Telefon mit einer heftige n Bewegung aus der Tasche und sah die Nummer. Schon wieder Sigurður Óli. Erlendur stellte das Handy ab und ließ es wieder in der Jackentasche verschwinden.
    »Entschuldigung«, sagte er.
    »Sind diese Handys nicht unerträglich?«
    »Sie sind das Letzte«, sagte Erlendur. Er stand jetzt unter Zeitdruck.
    »Sie sprach darüber, wie sehr sie ihre Tochter liebte. Zwischen ihnen war ein ganz besonderes Verhältnis, trotz der entsetzlichen Umstände. Auður war alles für sie. Es ist natürlich schrecklich, so etwas zu sagen, aber ich glaube, dass sie nicht auf Auður hätte verzichten wollen. Verstehst du? Ich hatte irgendwie den Eindruck, als sei Auður so etwas wie eine Entschädigung, oder wie soll ich das sagen, für die Vergewaltigung. Ich weiß, das ist ungeschickt formuliert, aber es war so, als sei das Mädchen wie ein Glück im Unglück gewesen. Ich kann dir nicht sagen, was meine Schwester dachte, wie es ihr ging oder was in ihr vorging, denn ich selbst weiß nur einen Bruchteil davon. Ich bin nicht so vermessen, mich zu ihrem Sprachrohr zu machen. Sie vergötterte die Kleine mehr und mehr und wich nie von ihrer Seite. Niemals. Ihre Verbindung war in hohem Maße davon geprägt, was ihr widerfahren war, aber Kolbrún hat niemals in diesem Mädchen das Scheusal gesehen, das ihr Leben zerstört hat. Sie sah nur das hübsche Kind, das Auður war. Meine Schwester hat das Mädchen übermäßig behütet, und das ging sogar über das Grab hinaus, wie die Grabschrift zeigt. Vor den Schrecken des Feindes bewahre mein Leben.«
    »Weißt du, was genau deine Schwester mit diesen Worten gemeint hat?«
    »Es ist ein Anruf an Gott, das siehst du, wenn du den Psalm liest. Der Tod des kleinen Mädchens hat natürlich etwas damit zu tun. Wie es dazu kam und wie grauenvoll das war. Für Kolbrún war es eine Qual, sich vorzustellen, dass Auður obduziert wurde. Eine Qual.«
    Erlendur schloss die Augen, und das Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Elín bemerkte es nicht.
    »Man kann gut verstehen«, sagte Elín, »dass diese entsetzlichen Dinge, die Kolbrún erlebt hat, sowohl die Vergewaltigung als auch der Tod ihrer Tochter, schlimme Auswirkungen auf ihre psychische Verfassung gehabt haben. Sie bekam einen Nervenzusammenbruch. Als von einer Obduktion gesprochen wurde, steigerten sich bei ihr dieser Verfolgungswahn und das Gefühl, Auður gegen alles abschirmen zu müssen. Sie bekam unter grauenvollen Umständen eine Tochter, nur um sie gleich wieder zu verlieren. Sie sah das als den Willen Gottes an. Meine Schwester wollte, dass ihre Tochter in Frieden ruhen dürfte.«
    Erlendur saß eine Weile nachdenklich da, bevor er sich ein Herz fasste.
    »Ich glaube, ich bin einer von diesen Feinden.«
    Elín blickte ihn an und verstand nicht, worauf er hinauswollte.
    »Ich glaube, es ist notwendig, den Sarg auszugraben und eine genauere Obduktion vorzunehmen, falls das möglich ist.«
    Erlendur sagte das so behutsam, wie er konnte. Es brauchte eine Zeit, bis Elín seine Worte begriffen und in einen Zusammenhang gebracht hatte, und als ihr die Bedeutung klar geworden war, blickte sie Erlendur verständnislos an.
    »Was um alles in der Welt meinst du damit?«
    »Es kann sein, dass wir die Erklärung dafür finden, warum sie gestorben ist.«
    »Erklärung? Es war ein Hirntumor!«
    »Das kann sein …«
    »Wovon

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