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Nordermoor

Nordermoor

Titel: Nordermoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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den Fußböden ist eine dicke Schicht von irgendeiner Ölfarbe für Schiffe«, sagte Ragnar. »Es ist überhaupt nicht möglich zu sehen, ob da irgendwas angerührt worden ist. Neuer Zement ist nicht zu erkennen, gar nichts, was auf eine Reparatur hinweisen könnte. Wir klopfen alles mit Hämmern ab, und fast überall klingt es hohl. Ob sich das Erdreich abgesenkt hat oder ob da etwas anderes ist, weiß ich nicht. Der Zement vom Haus ist dick und solide. Keine Alkalischäden. Aber auf dem Fußboden sind überall feuchte Flecken. Kann nicht dieser Klempner, mit dem ihr Verbindung habt, uns weiterhelfen?«
    »Er ist im Altersheim in Akureyri und hat nicht vor, in diesem Leben noch einmal nach Reykjavík zu kommen. Er gab uns eine ziemlich genaue Beschreibung, wo er den Fußboden aufgebrochen hat.«
    »Wir sind auch dabei, eine Spezialkamera in das Kloakenrohr einzuführen. Schauen uns die Grundleitung an, ob alles in Ordnung ist, und sehen nach, ob wir die alte Reparatur ausmachen können.«
    »Braucht man wirklich so einen Riesenbohrer?«, fragte Erlendur und deutete mit dem Kopf in Richtung des Traktors.
    »Ich habe keine Ahnung. Wir haben kleinere Elektrobohrer, aber die sind auch nicht das Gelbe vom Ei. Und dann haben wir noch kleine Bohrmaschinen, und wenn wir einen Hohlraum finden, können wir ein Loch durch das Fundament bohren und dadurch eine kleine Kamera herunterlassen, wie sie in Abwasserrohren verwendet wird.«
    »Hoffentlich reicht das. Hol’s der Geier, wenn wir mit dem ganzen Traktor da reinmüssen.«
    »Auf jeden Fall stinkt’s in dem Keller wie die Pest«, sagte Ragnar, und sie gingen auf die Wohnung zu. Drei Angestellte der Spurensicherung, gekleidet in weiße Gazeoveralls, trugen Kunststoffhandschuhe und ganz normale Stanley-Hämmer. Sie gingen durch die Wohnung und klopften auf den Steinboden. Die Stellen, wo es hohl klang, wurden blau markiert.
    »Der Baubehörde zufolge wurde der Keller 1959 in eine Wohnung umgebaut«, sagte Erlendur. »Holberg hat die Wohnung 1962 gekauft und ist wahrscheinlich sofort eingezogen. Seitdem hat er die ganzen Jahre hier gewohnt.«
    Einer der Männer im weißen Overall kam zu ihnen und begrüßte Erlendur. Er hatte Zeichnungen des Hauses, für die einzelnen Stockwerke und den Keller.
    »Die Toiletten sind in der Mitte des Hauses. Die Abwasserleitungen führen da, wo sich das Klo im Keller befindet, in das Fundament. Das war schon da, bevor hier ausgebaut wurde, und es ist anzunehmen, dass die Wohnung entsprechend geplant wurde. Das Klosett ist mit der Abwasserleitung aus dem Bad verbunden, die Leitung führt dann in östlicher Richtung durch einen Teil des Wohnzimmers, liegt unter dem Schlafzimmer und geht von da aus in die Straße.«
    »Die Suche ist nicht auf das Abflussrohr beschränkt«, sagte der Leiter der Spurensicherung.
    »Nein, aber wir haben eine kleine Kamera in die Grundleitung eingeführt. Sie haben mir gesagt, dass das Rohr da kaputt ist, wo es unter dem Schlafzimmer entlangführt, und wir haben einfach da angefangen. Das ist ungefähr die Stelle, wo der Boden schon vorher einmal aufgebrochen wurde.«
    Ragnar nickte zustimmend und blickte auf Erlendur, der mit den Achseln zuckte, als ginge es ihn nichts an, Was die Spurensicherung trieb.
    »Das kann nicht sehr alt sein«, sagte Ragnar. »Das muss doch irgendwie stinken. Du meinst, dass der Mann schon ein Vierteljahrhundert da unten liegt?«
    »Damals ist er zumindest verschwunden«, sagte Erlendur.
    Hammerschläge mischten sich in diese Worte, die in der leeren Wohnung hallten. Der Techniker setzte sich Ohrenschützer auf, die er aus einer schwarzen Tasche nahm, die so groß war wie ein kleiner Koffer. Dann zog er einen kleinen Elektrobohrer hervor und steckte die Schnur in die Steckdose. Er drückte ein paar Mal auf den Startknopf, wie um das Gerät zu prüfen, und dann setzte er ihn auf dem Fußboden an. Der Krach war ungeheuerlich, und die anderen setzten ebenfalls Ohrenschützer auf. Er hatte kaum Erfolg. Es bröselte und bröckelte nur. Er hörte auf und schüttelte den Kopf.
    »Setzt den Traktor in Gang«, sagte er, überstäubt von pulverisiertem Beton. »Wir brauchen den Pressluftbohrer. Und wir brauchen Gesichtsmasken. Welcher hirnrissige Idiot hat diese Superidee gehabt?«, fragte er und spuckte auf den Boden.
    »Holberg hat wohl kaum klammheimlich einen Pressluftbohrer benutzen können«, sagte der Chef der Spurensicherung.
    »Er hat überhaupt nichts klammheimlich machen müssen«, sagte

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