Nordfeuer - Kriminalroman
herauszufinden
sein, wo Erk wohnt.«
Nur eine halbe Stunde später saßen
die drei Freunde im Auto und fuhren Richtung Autobahn. Tom fragte sich zwar, wie
sie Dirk Thamsen erklären sollten, was sie in Hamburg und vor allem bei dem gesuchten
Erk Martensen wollten, aber obwohl ihn der Mord nicht wirklich betraf, war er doch
neugierig und wollte den Fall so schnell wie möglich geklärt wissen. Diese Unruhe
der letzten Wochen im Dorf hatte sich auch auf ihn übertragen. Außerdem war Haie
ein einziges Nervenbündel. Als Hausmeister der Grundschule fühlte er sich verantwortlich
für die Dinge, die dort geschahen.
»Glaubt ihr, der hat seine Schwester
tatsächlich umgebracht?«
Die Freunde
zuckten mit den Schultern. Eigentlich war es doch Haie, der das am besten beurteilen
konnte. Er hatte von dem Streit der Geschwister erfahren, Erk Martensen und seinen
seltsamen Freund getroffen und mit den Eltern gesprochen. Tom und Marlene hatten
die Dinge ja nur am Rand mitbekommen, waren zu beschäftigt mit der Arbeit oder der
Hochzeit gewesen.
Und nur da Haie kein Auto besaß,
waren sie zusammen mit ihm nach Kiel gefahren. Doch der Besuch bei Heiko Stein hatte
nicht viel Neues gebracht. Jedenfalls dachten sie das, denn von Heikos Anruf bei
Thamsen wussten sie ja nichts.
Der zweite Becher Kaffee war auch bereits seit einer Weile leer und
Thamsen verspürte nun langsam aber sicher einen Druck auf der Blase. Das war etwas,
das er ganz besonders an der Observationsarbeit hasste. Wenn man dringend auf die
Toilette musste und weit und breit kein Baum oder Gebüsch in Sicht war.
Mittlerweile war es schon hell und
etliche Leute auf der Straße. Unmöglich, sich einfach an eine Häuserecke zu stellen
und die Blase zu erleichtern.
Er versuchte bewusst, an etwas anderes
zu denken und rief, um sich abzulenken, zuhause an.
»Ich male ein Bild für Oma und Timo
schaut fern«, berichtete Anne ihm. Er überlegte, ob er seine Mutter anrufen sollte,
entschied sich dann aber dafür, lieber seine Exfrau zu bitten, sich um die Kinder
zu kümmern. Seine Mutter brauchte bestimmt ein wenig Ruhe und Zeit für sich, da
war es besser, sie nicht mit der Betreuung der Kinder zu belästigen.
Nach dem Telefonat mit Iris hielt
er es jedoch nicht mehr aus. Unauffällig schob er sich in dem Sitz ein Stück weiter
runter und öffnete seinen Hosenschlitz. Er vergewisserte sich noch einmal in alle
Richtungen, ob er auch nicht beobachtet wurde, ehe er sein Glied hervorholte und
in einen der leeren Kaffeebecher pinkelte.
Das Gefühl der Erleichterung war
unbeschreiblich. Er fühlte sich gelöst und befreit.
Als die Blase leer war, schloss
er schnell seine Hose und öffnete die Fahrertür einen Spalt. Unauffällig ließ er
den Inhalt des Pappbechers auf die Straße fließen.
»Hallo, Dirk«, erschrocken fuhr
er zusammen und goss sich dabei ein wenig der warmen Flüssigkeit über die Hand.
»Mist«, fluchte er und schmiss den
Becher auf die Straße, während er aufblickte. Vor seinem Wagen standen Tom, Haie
und Marlene.
»Was wollt ihr denn hier?«, fragte
er erstaunt. Er fühlte sich total überrumpelt, zum Glück hatte er seinen Hosenschlitz
schon wieder zugemacht. Man könnte ja sonst was denken, kam ihm in den Sinn. Insbesondere
vor Marlene war ihm seine Pinkeleskapade etwas peinlich.
»Wir haben
gehört, du suchst Erk und dachten …«
»Jetzt steigt erst einmal ein.«
Er war ein wenig verärgert über das Auftauchen der drei Freunde, und so wie sie
hier um seinen Wagen herumstanden, fielen sie garantiert bald auf. Wenn der Lebensgefährte
des Verdächtigen sie nicht ohnehin bereits bemerkt hatte. Tom und Marlene krabbelten
auf den Rücksitz, während Haie sich auf dem Beifahrersitz niederließ.
»Also, wie sieht’s aus?«, wollte
er von Thamsen wissen, als sie alle saßen.
Dirk Thamsen stöhnte leise. Wenn
jemand herausbekam, dass er den Freunden Interna erzählte, war er dran und seine
Stelle als Dienststellenleiter konnte er dann auch vergessen. Daher erinnerte er
sie noch einmal ausdrücklich daran, alles für sich zu behalten.
»Heiko Stein hat mich heute Nacht
angerufen«, begann er dann die Ereignisse der Nacht zusammenzufassen.
»Aber wieso sollte Erk Heiko niedergeschlagen
haben?«, fragte Haie, nachdem Thamsen sie auf den neuesten Stand gebracht hatte.
»Keine Ahnung. Fakt ist nur, er
hat Heiko Stein besucht und niedergeschlagen.«
»Hm«, Haie kratzte sich am Kopf.
Er fand auch keine Erklärung für Erk Martensens
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