Nordfeuer - Kriminalroman
zur Sternwarte nicht
so schnell gefunden.
Aber bereits nach wenigen Minuten
traten sie aus dem Baumbestand und standen direkt vor dem Planetarium.
Während die vier den ehemaligen
Wasserturm betrachteten, eilte Erk Martensen bereits zum Eingang. Seit 1930 war
hier der allerschönste Sternenhimmel Hamburgs zu betrachten.
Als sie die Sternwarte erreichten,
verließ gerade eine Schulklasse lärmend das Planetarium. Die Mädchen und Jungen
strömten in Gruppen aus dem Gebäude und plapperten in einer Lautstärke, gegen die
es kaum möglich war anzureden.
Zwecklos, Erk Martensen zu bitten,
auf sie zu warten. Er war bereits im Gebäude verschwunden, während Thamsen und die
drei Freunde erst einmal dem Strom der Schüler Vortritt lassen mussten, ehe sie
endlich das Planetarium betreten konnten.
Von Erk Martensen war nichts mehr
zu sehen.
»Der wird sich doch wohl nicht absetzen
wollen? Vielleicht haben die beiden uns reingelegt«, mutmaßte Haie, doch Dirk Thamsen
war sicher, der Bauernsohn machte sich momentan ganz andere Sorgen.
»Entschuldigung«, wandte er sich
an die Dame an der Kasse und zückte dabei seinen Polizeiausweis. »Wo hat die letzte
Vorführung gerade stattgefunden?«
Die adrett gekleidete Frau wies
auf einen Fahrstuhl, der zum Kuppelsaal hinauffuhr.
Tom, der den
engen Raum im Fahrstuhl kaum ertragen konnte, musste sich überwinden, mit den Freunden
in den Aufzug zu steigen. Aber die Zeit drängte. Schließlich bestand immer noch
die Gefahr, dass Erk Martensen seinen Freund warnte und zur Flucht verhalf.
In dem großen
Saal war es stockdunkel. Nur ein paar Sternenbilder wurden an die Kuppel projiziert,
die aber nur wenig Licht in dem großen Raum verbreiteten.
Thamsen deutete den Freunden, sich
ruhig zu verhalten. Tom, Haie und Marlene hielten fast gleichzeitig den Atem an,
als sie plötzlich eine Stimme hörten.
»Ich wollte das nicht. Das musst
du mir glauben. Aber deine Schwester hat gesagt, sie lässt uns auffliegen. Dann
hätte dein Vater uns doch nie das Geld gegeben.«
Ludger Böhme schluchzte laut.
Von Erk Martensen war nichts zu
hören. Er hatte die Fakten nicht verdrängen können, aber bis zum Schluss gehofft,
die Realität sähe anders aus. Nun wurde er von der Wahrheit geradezu erschlagen.
Die Welt um ihn herum stürzte ein, er war sprachlos.
Als sein Freund nicht reagierte,
wurde Ludger panisch. Wie ein Wasserfall sprudelte plötzlich alles aus ihm heraus,
so als könne er mit seinem Geständnis irgendetwas ungeschehen machen.
»Ich habe Katrin
zur Schule bestellt. Mit einer SMS von deinem Handy. Hab geschrieben, ich«, er stockte,
als er seinen Fehler bemerkte, »du hättest etwas Wichtiges mit ihr zu besprechen.
Dann habe ich ihr aufgelauert.« Er schluchzte erneut laut auf. »In der Trinkhalle
stand sie. Ich habe einfach zugeschlagen. Hab’ gar nicht nachgedacht. Ich hatte
Angst. Verstehst du? Angst.«
»Und dann hast du sie einfach angezündet
und verbrannt, wie man einen alten Fetzen Stoff verbrennt«, beendete Erk Martensen
plötzlich mit verächtlicher Stimme den Bericht jener Nacht.
»Aber ich wollte das nicht.«
»Und was ist mit Heiko? Warst du
das auch?«
Für einen kurzen Moment war es ganz
still in dem Saal. Thamsen befürchtete schon, etwas von dem Gespräch zu verpassen
und schob sich vorsichtig weiter in den Raum. Sekunden erschienen ihm wie Minuten,
Minuten wie Stunden und auch den drei Freunden ging es nicht anders.
»Ich bin einfach
panisch geworden, als ich das mit dem anderen Brandbeschleuniger in der Zeitung
gelesen habe. Daran hatte ich doch nicht gedacht. Und deswegen habe ich den zweiten
Brand geplant. Auf diesen Heiko bin ich nur gekommen, weil du ihn besucht hast.«
»Ach, jetzt bin ich schuld?« Sie
hörten einen lauten Knall. Anscheinend war Erk von seinem Sitz aufgesprungen.
»Nein, aber
irgendwie …«, stammelte Ludger Böhme. »Ich bin dir halt gefolgt. Und ich wusste
nicht, welches Haus ich ansonsten anstecken sollte. Außerdem musste ja alles aussehen
wie beim Brand in der Schule.«
Daher hatte Ludger Böhme, nachdem
Erk Martensen das Haus wieder verlassen hatte, bei Heiko Stein geklingelt und noch
ehe der sich umsehen konnte, zugeschlagen.
»Ich habe das nur getan, weil ich
dich liebe«, versuchte der schluchzende Ludger sich zu rechtfertigen. Doch Erk Martensen
war wie gelähmt. Und fühlen konnte er für diesen Mann plötzlich nichts mehr.
Er drehte sich um und kam auf Thamsen
zu.
»Ihr Part«, sagte er nur, ehe er
den Raum
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