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Nordfeuer - Kriminalroman

Nordfeuer - Kriminalroman

Titel: Nordfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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den Saal.«
     
    Thamsen verließ die Wohnung von Holger Leuthäuser mit einem merkwürdigen
Gefühl im Bauch. Eigentlich hatte er sich von dem Besuch mehr erhofft, denn für
gewöhnlich verfügte er über ein gutes Gespür, ob jemand an einem Verbrechen beteiligt
war. Bei Mord war das zwar immer so eine Sache, aber meistens ließ ihn auch da sein
Bauchgefühl nicht im Stich. Und die Hinweise von Haie Ketelsen hatten vielversprechend
geklungen.
    Im Fall Holger Leuthäuser war er
sich jedoch nicht sicher. Auf der einen Seite hatte Thamsen schon den Eindruck,
als trauere der junge Mann um die Ermordete, auf der anderen Seite ließ er wiederum 
kein gutes Haar an ihr.
    Er hatte nachgehakt, was der angehende
Lehrer mit seiner impulsiven Äußerung gemeint hatte, aber der war plötzlich verstummt
und hatte weder über Katrin Martensen noch seine Beziehung zu ihr mehr ein Wort
verloren. Wahrscheinlich hatte er gemerkt, dass Thamsen ihn verdächtigte. Und das
aus gutem Grund. Denn auf jeden Fall war Holger Leuthäuser eifersüchtig gewesen
auf Katrin Martensens andere Freundschaften oder wie immer man es auch nennen wollte,
was sie mit den Männern verbunden hatte. Und dann sein angeblicher Unfall. War er
wirklich vom Fahrrad gestürzt oder verbarg er unter dem Gips ganz andere Verletzungen?
Verletzungen, die zum Beispiel von einer Explosion herrührten?
    Er hatte sich den Namen und die
Adresse des Arztes geben lassen, der Holger Leuthäuser behandelt hatte, aber es
würde schwer werden, eine Aufhebung der ärztlichen Schweigepflicht durch den Staatsanwalt
zu bewirken. Denn letztendlich hatte er gegen den Verdächtigen nichts in der Hand. 
    Er stieg in seinen Wagen und überlegte
kurz, ob er direkt zu seinem Vater ins Krankenhaus fahren sollte. Er hatte ein schlechtes
Gewissen, weil er ihn gestern nicht besucht hatte. Seine Mutter hatte ihm auf die
Mailbox gesprochen, er sei aus dem Koma aufgewacht. Außerdem hatte sie ihn um ein
Gespräch gebeten. Sicherlich wollte sie klären, wie es weitergehen sollte. Vermutlich
würde sein Vater ein Pflegefall bleiben. Komisch, das alles berührte ihn wenig.
Die Empfindungen gegenüber seinen Eltern galten eigentlich einzig und allein seiner
Mutter. Nur ihr zuliebe hatte er den Kontakt überhaupt aufrechterhalten. Sie hielt
quasi die Familie zusammen, während seinem Vater der Sohn und auch die Enkel völlig
gleichgültig waren. Schon oft hatte er sich das Hirn darüber zermartert, warum das
so war. Wieso verhielt Hans Thamsen sich ihm und seinen Kindern gegenüber derart
merkwürdig? Doch es war sinnlos, sich diese Frage zu stellen. Es gab keine Antwort
darauf. Und selbst wenn, jetzt brauchte er sie auch nicht mehr. Es war, wie es war,
und Dirk Thamsen hatte sich irgendwie damit abgefunden.
    Und so musste sein Vater, auch wenn
er im Krankenhaus lag, noch ein wenig auf seinen Besuch warten. Aber er hatte ja
sowieso nie großen Wert auf die Anwesenheit des Sohnes gelegt. Daher konnte Thamsen,
wenn er schon unterwegs war, gleich noch einmal einen Abstecher zu den Martensens
machen und ein paar Fragen zu den Freunden der toten Tochter stellen.
    Auf dem Hof stand neben dem Jeep
und dem Mercedes heute zusätzlich ein Porsche mit Hamburger Kennzeichen. Thamsen
parkte seinen alten Kombi neben dem glänzenden Sportwagen und stieg aus.
    Solch ein Auto müsste man fahren,
dachte er sich. Es war immer ein Traum von ihm gewesen, einmal in einem Flitzer
wie diesem zu sitzen. Lange Zeit hatte er darauf gespart. Doch das war vor seiner
Ehe mit Iris gewesen und natürlich bevor Timo und Anne geboren wurden. Denn von
da an, war sein gesamter Verdienst für die Familie draufgegangen, und statt eines
schicken Porsches hatte er sich einen großen Kombi oder besser gesagt, einen ›Pampersbomber‹
gekauft, den er bis heute fuhr.
    Auf sein Klingeln öffnete ihm auch
diesmal Fritz Martensen. Er trug eine dunkle Cordhose und einen schwarzen Rolli.
    »Gibt es etwas Neues?«
    Thamsen verneinte.
    »Aber ich müsste Ihnen ein paar
Fragen stellen.« Der korpulente Mann blickte ihn mürrisch an. Er schien keine besonders
gute Meinung über ihn zu haben. Kein Wunder. Die Zeitungen hatten dem Ruf der Polizei
in Nordfriesland sehr geschadet. Die Menschen vertrauten nicht mehr auf die Gesetzeshüter.
Trotzdem bat er ihn herein und führte ihn, wie auch bei seinem letzten Besuch, in
das riesige Wohnzimmer.
    Frau Martensen saß auf dem Sofa,
neben ihr ein junger Mann, der sofort aufsprang, als sie zusammen den Raum

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