Nordfeuer - Kriminalroman
Geld wachse an irgendwelchen dubiosen
Bäumen.
Die Kinder aßen schweigend ihre
Cornflakes und er ging ins Bad.
»So, los jetzt«,
rief er den Kindern zu, als er sich nach der Dusche schnell ein paar Jeans und ein
Hemd überstreifte. In einer Viertelstunde begann der Unterricht.
Auf der Dienststelle schnappte er
sich als Erstes das Nordfriesland Tageblatt und holte sich anschließend eine Tasse
Kaffee aus der Gemeinschaftsküche.
Die Zeitung brachte aufgrund der
gestrigen Pressekonferenz eine Zusammenfassung über die Brandserie und ging dann,
wie es Thamsen vorgeschlagen hatte auf die Besonderheiten bei dem Feuer an der Risumer
Grundschule ein.
»Ist nicht ganz so, wie du es gewollt
hast.« Sein Kollege Gunther Sönksen stand in der Tür zu seinem Büro und schaute
bedauernd drein.
Diese Tatsache hatte Thamsen den
wenigen Zeilen auch schon entnommen. Kein Wort von dem Verdacht eines zweiten Täters,
nichts über mögliche Brandverletzungen. Keine Silbe, die den Täter sonderlich beunruhigen
hätte können, stand dort in dem Bericht geschrieben.
»Das gibt’s doch nicht.« Dirk Thamsen
schlug mit der Faust auf den Tisch, der unter dem gewaltigen Schlag nur so krachte.
Gunther Sönksen zuckte mit den Schultern.
»Die Husumer«, erklärte er kurz
und knapp.
Thamsen fehlten die Worte. Wieso
hatten die Beamten der Kripo sich nicht an die Absprachen gehalten? Und sein Chef?
Das wollte er doch nun genauer wissen.
Er stand auf und marschierte mit
energischen Schritten zum Büro seines Vorgesetzten.
»Wieso habt ihr bei der Konferenz
nicht wie abgesprochen erwähnt, dass wir von einem zweiten Täter ausgehen?«, platzte
Thamsen in den Raum.
Der Leiter der Polizeidienststelle,
Rudolf Lange, blickte verärgert von seinem Schreibtisch auf. Er kochte förmlich.
»Weil es nicht stimmt.«
Der Druck aus Kiel, die Anfeindungen
der Zeitungen, das alles wurde ihm langsam zu viel. Seit Wochen ging das nun schon
so. Und ein Ende war nicht in Sicht. Zu allem Übel arbeiteten die Mitarbeiter der
SoKo eher gegen- als miteinander. Irgendwie lief bei diesem Fall alles aus dem Ruder.
»Der zweite Mann ist doch nur deine
Theorie. Die Kripo geht nach wie vor von einem Täter aus!«
Dirk war sprachlos. Vertraute sein
Chef diesen überheblichen Beamten aus Husum mittlerweile mehr als ihm? Und was brauchte
es denn noch für Hinweise? In seinen Augen war es klar, dass sie es bei dem Brand
in der Risumer Grundschule mit einem Trittbrettfahrer zu tun hatten. Und er hatte
nach dem gestrigen Gespräch mit Haie Ketelsen auch einen konkreten Verdacht. Zumindest
nahm er an, der Täter könne unter den zahlreichen Männerbekanntschaften der Ermordeten
zu finden sein.
»Gut«, schnaubte er beleidigt. »Wenn
du das so siehst.« Er drehte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort das Büro
seines Vorgesetzten.
Holger Leuthäuser wohnte nach Angaben des Direktors in Stedesand und
befand sich auf Thamsens Liste der zu überprüfenden Bekanntschaften von Katrin Martensen
ganz oben. Eigentlich war es der einzige Name, der auf dieser Liste stand, denn
weitere hatte Haie Ketelsen ihm nicht nennen können.
Allerdings war es sehr verdächtig,
dass der Referendar seit dem Brand nicht erreichbar war. Zwar hatte er sich krank
gemeldet, aber seitdem war er weder erreichbar gewesen, noch hatte jemand ihn gesehen.
Er fuhr die
B5 Richtung Husum, bog jedoch diesmal nicht in Risum-Lindholm ab, sondern blieb
auf der Bundesstraße, bis er das Ortsschild Stedesand erreicht hatte. Hinter dem
Restaurant Deichgraf bog er rechts ab.
Holger Leuthäuser hatte eine kleine
Einliegerwohnung im Lärchenweg gemietet. Ursprünglich stammte er aus Kiel, wo er
auch studiert hatte. Zum Halbjahr hatte er die Stelle an der Risumer Grundschule
bekommen und war nach Stedesand gezogen. Natürlich hätte er sich auch eine Wohnung
in Risum-Lindholm mieten können, aber er brauchte ein klein wenig Abstand, wollte
den Schülern nicht auch noch in seiner Freizeit ständig begegnen. Obwohl sich das
trotzdem kaum vermeiden ließ.
Thamsen drückte den kleinen metallenen
Klingelknopf, über dem ein schnörkelloses Schild mit Holger Leuthäusers Namen klebte.
Es dauerte eine Weile, dann aber
hörte er Schritte. Langsam öffnete sich die Tür. Doch statt des angehenden Lehrers
stand dort eine attraktive, junge Frau und lächelte ihn an.
»Guten Tag«, begrüßte Thamsen sie.
»Ich wollte zu Holger Leuthäuser. Ist er da?«
»Kommen Sie doch rein«, bat sie
ihn und führte ihn
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