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Nordfeuer - Kriminalroman

Nordfeuer - Kriminalroman

Titel: Nordfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Südtondern medizinisch betreute, lag nur wenige Schritte von seinem Arbeitsplatz
entfernt. Eigentlich umso schändlicher, wenn man bedachte, wie selten er sich bisher
bei seinem kranken Vater hatte blicken lassen.
    Auf dem Flur vor dem Krankenzimmer
stand seine Mutter. Sie hatte geweint. Das sah er sofort.
    »Was ist los?« Er legte seinen Arm
um ihre Schultern.
    »Ach nichts«, tat sie seine besorgte
Frage ab. »Die Ärzte waren gerade hier.«
    Dirk Thamsen ahnte, dass sie keine
guten Nachrichten überbracht hatten. Ansonsten würde seine Mutter kaum mit verheultem
Gesicht auf dem Gang stehen.
    Er streichelte über ihren Oberarm.
Sie zitterte leicht.
    »Papa wird wohl ein Pflegefall bleiben.«
    Es dauerte einen kurzen Moment,
ehe er die Bedeutung dieses Satzes begriffen hatte. Tausend Gedanken schossen durch
seinen Kopf. Gedanken, die sich zu scheinbar unlösbaren Problemen auftürmten.
    Wie schlimm
waren die Folgeschäden? Musste er gewickelt, gefüttert, rund um die Uhr betreut
werden? Und wer sollte das tun? Seine Mutter war rein körperlich nicht dazu in der
Lage. In ein Heim würde sie ihn allerdings nicht geben wollen. Und wo sollten sie
auch auf die Schnelle einen Platz bekommen? Es gab sicherlich lange Wartelisten
und sie hatten sich bisher nie um derlei Angelegenheiten gekümmert. Thamsen hatte
mit so etwas nicht gerechnet. Obwohl seine Eltern auch nicht mehr die Jüngsten waren,
hatte er niemals darüber nachgedacht, was im Alter mit ihnen geschehen sollte. Und
geredet hatten sie darüber schon gar nicht.
    Er konnte sich unmöglich um die
beiden kümmern, war ja schon mit seinem eigenen Leben überfordert. Wie sollte er
da zwei ältere Herrschaften betreuen? Geschweige denn rund um die Uhr pflegen. Aber
wer, wenn nicht er? Geschwister hatte er keine, und eine Pflegekraft kostete sicherlich
eine Menge Geld. Würde dafür die Pension seines Vaters ausreichen? Mit Sicherheit
hatten seine Eltern etwas auf der hohen Kante. Sein Vater war immer sehr sparsam,
ja beinahe geizig gewesen. Aber wie viel die beiden zurückgelegt hatten, wusste
er nicht.
    »Was willst du denn jetzt machen?«
    Magda Thamsen seufzte leise.
    »Erst einmal muss sich sein Zustand
stabilisieren. Eventuell habe ich bis dahin einen Platz in der Kurzzeitpflege gefunden.
Dann könnte ich zuhause alles vorbereiten.«
    »Aber du kannst doch die Pflege
nicht allein übernehmen.«
    Ihm war klar, dass sie das tun würde.
Egal, was er an Argumenten vorbrachte. Sie würde ihren Ehemann nicht in ein Heim
abschieben. Aber warum? Liebte sie ihn so sehr? Diesen unsensiblen, emotionslosen
Kerl? Er hatte seine Eltern nie zärtlich miteinander umgehen sehen. Sein Vater war
zu seiner Frau nicht besonders liebevoll gewesen.
    »Dirk, ich wollte schon lange mal
mit dir sprechen. Über Papa.« Seine Mutter sah ihn ernst an. »Hast du morgen Zeit?«

10.
     
    »Ich habe aber eigentlich nicht die Zeit, euch bei der Brandwache zu
unterstützen.«
    Tom folgte Haie in die Gastwirtschaft,
in der sich die Dorfbewohner zu einer erneuten Lagebesprechung trafen.
    »Du sollst ja auch nur mal hören,
wie die anderen die Lage einschätzen und vor allem Augen und Ohren offen halten.«
    Haie hielt es nicht für unwahrscheinlich,
dass der Brandstifter, sofern es sich denn um jemanden aus Risum-Lindholm oder Umgebung
handelte, sich an ihren Aktionen beteiligte. Zwar hatte er bei der letzten Versammlung
diese Möglichkeit nicht wirklich in Betracht gezogen, aber seit seinem letzten Gespräch
mit Thamsen sah er das anders.
    Es sei nicht ungewöhnlich, wenn
ein Täter sich an solchen Maßnahmen beteiligte, hatte der Kommissar ihm erklärt.
Er solle nur mal an den Fall der ermordeten Frau in den 50er Jahren denken, bei
dem der Mörder sich sogar den Suchmannschaften angeschlossen hatte. Damals hatte
der Täter ganz bewusst nach der Vermissten gesucht, obwohl er wusste, dass sie tot
in der Lecker Au schwamm. Er hatte sie ja selbst umgebracht. Doch um von sich abzulenken,
war er zusammen mit den anderen Männern aus dem Dorf aufgebrochen, um nach der Frau
zu suchen. Dieses Argument hatte Haie überzeugt. Daher hatte er Tom gebeten, ihn
zur Versammlung zu begleiten. Zwei Paar Augen sahen nun einmal mehr.
    Sie waren früh dran. In der kleinen
Gaststube waren erst wenige Plätze belegt.
    »Na, die meisten müssen wohl um
diese Zeit noch arbeiten«, erklärte der Wirt diesen Umstand, als er ihnen die bestellten
Getränke brachte. »Besser, man hätte die Besprechung später

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