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Nordfeuer - Kriminalroman

Nordfeuer - Kriminalroman

Titel: Nordfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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verdächtig. Zumindest fast jeder, denn die Besitzer
der niedergebrannten Häuser konnte man vermutlich ausschließen. Nur wem traute man
solch abscheuliche Verbrechen zu?

2.
     
    »Dirk, kannst du mal kommen?«
    Lutz Jörgensen sah ihn mit einem
eigenartigen Blick an, den Thamsen nicht deuten konnte. Nachdem die Männer mit dem
Löschen des Feuers im Inneren der Schule begonnen hatten, war eine halbe Ewigkeit
vergangen. Jedenfalls kam es ihm so vor.
    Die Menschenmenge
hatte sich inzwischen drastisch dezimiert, und als auch noch der Gruppenführer im
Gebäude verschwand, wandten sich die letzten Schaulustigen ab und gingen nach Hause.
    Bis auf Haie
Ketelsen mit seinen Freunden sowie den Direktor der Schule waren nur noch seine
Kollegen und die Feuerwehr vor Ort. Wie gerne wäre auch Thamsen endlich in sein
kuscheliges Bett geklettert. Denn trotzdem die letzten Tage bereits sommerlich warm
gewesen waren, die Nächte blieben nach wie vor empfindlich kalt. Hinzu kam sein
völlig übermüdeter Zustand, der ihn zusätzlich mehr als frösteln ließ.
    Er folgte Lutz Jörgensen zum Eingang.
Bereits im Windfang, und obwohl das Licht ihrer Lampen recht schwach war, sah man
das katastrophale Ausmaß des Feuers. Der gesamte Flur war kohlrabenschwarz, Löschwasser
tropfte von der Decke und lief in wahren Bächen die Wände hinab.
    Obwohl die Flammen vollständig gelöscht
waren, hingen überall noch dicke Rauchschwaden in der Luft, die in seine Lunge drangen
und einen beißenden Schmerz verursachten. Er hustete.
    »Hier, nimm
die Maske.«
    Der Gruppenführer
reichte ihm ein Atemschutzgerät und half ihm dabei, es anzulegen. Thamsen wunderte
sich, warum sie nicht warten konnten, bis die Schule tatsächlich begehbar war, denn
zusätzlich zu dem Rauch spürte er die im Gebäude gefangene Hitze des Feuers, als
sie sich dem Brandherd näherten. Er begann zu schwitzen, wagte aber nicht, seine
Fragen zu stellen. Lutz Jörgensens Miene wirkte wie versteinert. Am Ende des Gangs
blieb er stehen und drehte sich zu ihm um.
    »Is’ kein
schöner Anblick.« Der Gruppenführer wartete, bis er neben ihn trat und leuchtete
dann mit der Lampe in den Raum.
    Thamsen konnte zunächst nicht recht
erkennen, auf was der Lichtkegel fiel und richtete daher seine Leuchte ebenfalls
auf die Mitte des Raums.
    Ihm stockte der Atem. So etwas hatte
er in seiner Laufbahn als Polizist noch nicht gesehen.
    Zwischen mehreren Brandrückständen
lag zusammengekauert ein menschlicher Körper. Ohne Haare. Total ausgemergelt. Kohlrabenschwarz.
    Er spürte, wie sein Magen plötzlich
rebellierte und zog sich eilig die Maske vom Gesicht. Doch das verschlimmerte alles
nur. Denn zum grausamen Anblick der Leiche kam nun auch noch der Geruch von verbranntem
Fleisch. Thamsen würgte.
    »T’schuldigung«, presste er eilig
hervor und rannte zurück zum Eingang.
    Seine Kollegen und der Direktor
der Schule schauten ihm verdutzt hinterher, als er an ihnen vorbeipreschte. Er schaffte
es gerade noch um die Ecke des Gebäudes, ehe er sich übergeben musste.
    Als der Brechreiz nachließ, atmete
er ein paar Mal tief ein und aus, ehe er zurückging. In dem überdachten Durchgang
gab es eine kleine Trinkhalle. An der Wand waren mehrere Wasserhähne aus Messing
über einem gemauerten Becken installiert. Er trank gierig einige Schlucke, spülte
sich kräftig den Mund aus. Doch der säuerliche Geschmack blieb.
    »Sagen Sie«,
wandte er sich an den Direktor der Schule, »ist es möglich, dass sich jemand im
Gebäude befand?« Der Leiter, Herr Mohn, zuckte mit den Schultern.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na, ja«, Thamsen hatte ja selbst
keine Ahnung, warum sich jemand mitten in der Nacht in der Schule aufgehalten haben
sollte.
    »Vielleicht ist jemand eingeschlossen
worden. Aus Versehen.«
    Der ältere Mann schüttelte energisch
den Kopf.
    »Ausgeschlossen. Sämtliche Lehrkörper
verfügen über einen eigenen Schlüssel.« Er räusperte sich. »Außerdem überprüft Herr
Ketelsen jeden Abend noch einmal das Gebäude. Da kann niemand mehr drin gewesen
sein. Auch nicht aus Versehen. Nicht war, Herr Ketelsen?«
    Anscheinend fühlte der Schulleiter
sich in seiner Ehre verletzt. Hier hatte schließlich alles seine Ordnung. Dafür
sorgte er schon, und Haie bestätigte das nickend.
    »Wie kommen Sie überhaupt darauf?«
    Als Antwort auf diese Frage, fuhr
der Wagen des örtlichen Bestatters auf den Schulhof.
    Wer hat den denn gerufen, wunderte
sich Thamsen und winkte gleich ab, als der Mann aus dem

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