Nordfeuer - Kriminalroman
die Vorgehensweise.
»Wir kriegen das schneller in den
Griff, als zunächst gedacht. Der Brand wurde diesmal recht früh gemeldet.«
»Von wem?«, fragte Thamsen.
»Hier beim Kindergarten wohnen noch
zwei Familien. Die eine Frau war wohl noch mal spät mit dem Hund draußen und hat
durch die Bäume die Flammen hinter dem Fenster gesehen.«
»Ach, Frau Stein«, nickte Haie,
»die hat Gott sei Dank immer ein wachsames Auge.«
»Vielleicht ist ihr auch vor dem
Brand etwas Verdächtiges aufgefallen. Oder Ihnen, Herr Ketelsen?« Thamsen blickte
ihn hoffnungsvoll an.
»Der Täter
wird sich sicherlich den Tatort für sein nächstes Feuer gut angeschaut haben. Haben
Sie jemanden bemerkt?«
Haie versuchte,
sich die letzten Tage ins Gedächtnis zu rufen und kratzte sich zur Unterstützung
am Ohr. Eigentlich war alles wie immer gewesen. Natürlich hatte er besonders darauf
geachtet, dass alle Türen und Fenster verschlossen waren, wenn er die Schule verließ.
Aber das war ja nach den letzten Ereignissen im Dorf nur selbstverständlich. Nach
einem Unbekannten, der das Gelände beobachtete oder gar ausspionierte, hatte er
allerdings nicht Ausschau gehalten.
»Tut mir leid,
aber da sollten Sie tatsächlich noch einmal Frau Stein befragen. Mir ist jedenfalls
nichts aufgefallen.«
»Mhm«, entgegnete Thamsen. Er war
enttäuscht.
Ein weiterer Feuerwehrmann trat
plötzlich neben den Gruppenführer. »Wir sind dann soweit und können reingehen.«
»Okay«, bestätigte Lutz Jörgensen.
»Aber nur Dieter, Lars und du. Habt ihr eure Atemschutzgeräte parat?«
Der andere nickte und hob gleichzeitig
die Maske in die Höhe. Sie hatten in den vergangenen Wochen Routine im Einsatz gewonnen.
Leider.
»Die Jungs gehen jetzt rein und
schauen, ob der Brandherd auch vollständig abgelöscht ist. Das kann aber einen Moment
dauern.«
Thamsen nickte und blickte sich
um. Die Gruppe der Schaulustigen war zwar etwas kleiner geworden, nachdem der Brand
beinahe gelöscht war, trotzdem harrten immer noch eine Menge Leute rings um die
Grundschule aus, um das Geschehen zu verfolgen. Nicht ausgeschlossen, dass der Brandstifter
sich unter ihnen befand.
»Sind Ihre Freunde auch hier?«
»Da drüben.« Haie hob kurz die Hand
und winkte Tom und Marlene zu, die sein Zeichen erwiderten.
»Dann gehen Sie bitte zu ihnen und
mischen sich ein wenig unter das Volk. Ich möchte wissen, ob sich ein Fremder oder
irgendjemand unter den Schaulustigen befindet, der Ihnen verdächtig erscheint.«
»Sie glauben, der Täter ist hier?«
Thamsen zuckte mit den Schultern.
»Nicht auszuschließen, oder?«
Haie ging
langsam zurück und musterte dabei die Leute hinter der Absperrung. Die meisten von
ihnen kannte er. Schließlich war er in diesem Dorf aufgewachsen, wie viele der anderen
auch. Und in so einem kleinen Ort da wusste man auch beinahe alles voneinander.
Nicht wie in der Großstadt, wo viele nicht einmal den Namen ihres Nachbarn kannten,
geschweige denn, wie er aussah. Nein, hier im Dorf achtete man aufeinander und das
war zumindest meistens auch gut so.
»Und, was hat Thamsen gesagt? Wie
schlimm ist es? Handelt es sich wieder um den gleichen Täter?« Die Freunde waren
neugierig, was Haie erfahren hatte. Dass es sich bei dem Feuer um Brandstiftung
handelte, davon gingen sie aus.
»Noch kann man nichts sagen. Aber«,
Haie senkte seine Stimme, »er hält es nicht für unwahrscheinlich, dass sich der
Feuerteufel unter den Schaulustigen aufhält.«
»Du meinst, der Täter ist hier?«
Marlene schaute den Freund mit großen Augen an.
»Warum denn nicht? Ist doch nichts
Ungewöhnliches, wenn ein Täter zum Tatort zurückkehrt. Vielleicht gibt ihm das einen
ganz besonderen Kick, wenn er sieht, wie die Feuerwehr gegen die lodernden Flammen
kämpft. Zum Beispiel der da in der blauen Jacke«, Haie deutete mit einem kaum wahrzunehmenden
Kopfnicken Richtung Bushaltestelle. »Den kenne ich nicht. Habe ich noch nie gesehen.«
Ebenso wie Thamsen wussten die beiden
Freunde natürlich, dass Haie beinahe jedes Gesicht in Risum-Lindholm geläufig war
und musterten daher den Fremden eingehend.
»Weiß nicht«, beurteilte Marlene
nach einer Weile, »aber der sieht mir irgendwie zu harmlos aus.«
»Wieso, wie sieht denn ein Brandstifter
deiner Meinung nach aus?«
»Gute Frage, aber der ist es nicht.
Muss ja außerdem nicht unbedingt ein Fremder sein. Könnte genauso gut jemand von
hier sein.«
Damit hatte Marlene allerdings recht.
Eigentlich war jeder aus dem Dorf
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