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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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Alle hatten gelogen. Elisabet, Alma, ihre Männer und ihr Vater, Ernst Vogler …
    »Wir dachten, es wäre am einfachsten, wenn wir sagen, dass wir zu Hause waren. Damit es keine Scherereien gibt.«
    Die nun ja doch nicht ausbleiben, dachte Fredrik, sagte aber nichts.
    »Wir haben ja nichts damit zu tun«, sagte Alma nun etwas lauter.
    »Wann kamen Sie bei Elisabet an?«, fragte Sara. »Um halb sieben?«
    »So ungefähr.« Alma dämpfte ihre Tonlage wieder.
    »Und da war sie nicht zu Hause?«
    »Ganz genau.«
    »Ernst auch nicht?«, wollte Sara wissen.
    »Doch, er war da. Elisabet war nach Skär gefahren, um nach den Lämmern zu sehen. Sie haben dort Schafe.«
    »Und trotzdem haben Sie sich darauf verständigt zu behaupten, sie wären zwischen sechs und acht daheim gewesen, Elisabet bei sich und Sie in Ihrem Haus?«
    »Ja.«
    Sara drehte sich zu Fredrik um. »Ich glaube, wir müssen eine Pause machen.«
    Er nickte.
    »Vielleicht haben Alma und Elisabet es zusammen getan. Oder sonst einer von den fünfen«, mutmaßte Göran. »Jetzt ist ja alles wieder offen.«
    »Wir brauchen Speichelproben von ihnen«, sagte Ove.
    »Gut, aber wir haben keine gute DNA zum Vergleich.«
    »Die Person, die im Haus war, ist immer noch eine blonde Person mit Schuhgröße achtunddreißig, neununddreißig«, erinnerte Fredrik. »Die Männer könnten in die Tat verwickelt sein, aber falls wir es hier mit den Tätern zu tun haben, hat eine der Schwestern den Hammer in der Hand gehabt.«
    »Wer sagt, dass nicht zwei Personen im Haus gewesen sind?«, gab Ove zu bedenken. »Eine von beiden hat vielleicht keinen Fußabdruck hinterlassen?«
    Göran stöhnte auf und setzte sich wieder an den Schreibtisch. »Jetzt beruhigen wir uns mal ein bisschen.« Er hatte ihnen den Rücken zugekehrt. »Als Erstes bestellen wir Elisabet ein. Wir werden sehen, was sie zu der Sache zu sagen hat. Bis dahin habt ihr alle genug zu tun.«
    Sie sahen sich an und verließen Görans Zimmer. Fredrik dachte wieder an seinen Schreibtisch mit den vielen Blättern darauf.

66
     
    Das Meer war im Nebel untergegangen. Auch die Gangways zwischen dem Terminal und den Landungsstegen wurden zur Hälfte davon verschluckt.
    Henrik saß in dem Sessel mit den unangenehm hohen Armlehnen und blickte hinaus auf die Hafenanlage. Seit dem letzten Verhör bei der Polizei schien das Hotelzimmer geschrumpft zu sein. Lange würde er es dort nicht mehr aushalten. Hätte er keine Rücksicht auf Ellen nehmen müssen, hätte er sich längst in einer Ecke des Raums zusammengerollt, oder er hätte mit Sachen um sich geworfen oder wäre einfach abgehauen.
    Er wusste zwar nicht, wie es dazu gekommen war, aber zwischen ihm und Maria hatte sich etwas verändert. Sie hatten nichts Besonderes gesagt oder getan, aber es war ganz offensichtlich. Aus der plötzlichen Nähe, die ihnen ein wenig Trost geschenkt hatte, war etwas vollkommen Neues entstanden. Sie schienen nicht mehr zu wissen, wie sie sich dem anderen gegenüber verhalten sollten. Maria hielt sich meistens in dem kleinen Schlafzimmer auf. Und Ellen wanderte anscheinend ahnungslos zwischen ihnen hin und her, konnte den Stimmungswandel aber kaum übersehen haben.
    Es war, als könnten Malins tote Augen alles sehen. Sie bohrten sich direkt in ihr Geheimnis hinein. Sogar Axel starrte ihn an. Das, was Henrik bisher als dummen, aber bedeutungslosen Fehltritt abgetan hatte, hatte sich in etwas Fauliges und Widerliches verwandelt. In den ersten Tagen hatte er zu stark unter Schock gestanden, um darüber nachzudenken, aber dann war dieses Gefühl auf ihn zu gekrochen und immer größer geworden. Empfand Maria genauso? Er glaubte es. Er meinte es an ihrem ausweichenden Blick zu erkennen, der nicht mehr versuchte, seinem zu begegnen. Oder war er derjenige, der sich zurückzog?
    Die Toten wussten alles. Und sahen alles.
    Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er tatsächlich geglaubt, Maria könnte die beiden umgebracht haben. Genau in dem Augenblick, als Fredrik Broman ihm das Bild vorgelegt und er das Sweatshirt erkannt hatte. Sobald er ernsthaft darüber nachdachte, hielt er es für unvorstellbar. Aber dieser winzige Moment hatte ihm einen Schreck eingejagt.

67
     
    Es war Saras Idee gewesen, allein mit Elisabet Vogler in den Vernehmungsraum zu gehen. Vielleicht öffnete sie sich dann. In Anwesenheit von zwei Polizisten fühlte sie sich vermutlich unter Druck gesetzt und verschanzte sich hinter ihrer distanzierten und herablassenden Art. Das war

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