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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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diesen Umständen ist eine Untersuchungshaft nicht mehr gerechtfertigt.«
    »Schade.« Ove stand mit verschränkten Armen an der Tür. »Sie schien die perfekte Täterin für diesen Fall zu sein.«
    »So ist es nun mal«, sagte Göran. »Wir müssen von vorn anfangen.« Mit einer ruckartigen Bewegung nahm er die Brille ab und wandte sich an Fredrik. »Haben wir die Gästelisten der Hotels?«
    »Ja, die sind gestern gekommen. Aber bevor Bergvall und dieses Sommerhaus auftauchten, waren sie nicht so spannend.«
    »Dann wären da noch die anderen Kontakte von Kjellander. Von seiner Agentin in Stockholm. Das ist eine ganze Menge, oder?« Göran wartete die Antwort nicht ab. Er setzte sich die Brille wieder auf und sah der Reihe nach seine Mitarbeiter an. »Wir teilen die Listen unter uns auf, damit wir ein bisschen schneller vorankommen. Es könnte sich lohnen, diesen Journalisten, dem das Sommerhaus gehört, genauer über seine Besucher zu befragen.«
    »Kaufmann«, sagte Fredrik.
    »Was?«
    »Er ist kein Journalist, sondern Kaufmann. Aber er arbeitet beim Aftonbladet .«
    »Okay«, sagte Göran. »Also Kaufmann, wie auch immer. Jedenfalls sollten wir uns diese Möglichkeit nicht entgehen lassen, auch wenn er bisher keinen seiner Gäste mit Henrik Kjellander oder Malin Andersson in Verbindung bringen konnte.«
    »Es gibt noch jemanden, mit dem wir noch einmal sprechen sollten«, sagte Fredrik. »Thomas Bark. Er kennt Henrik seit dem Studium, und sie sind immer noch eng befreundet.«
    »Du hast ihn doch bereits vernommen. Soweit ich mich erinnere, ist dabei nicht viel herausgekommen.« Göran wirkte desinteressiert.
    »Nein, aber ich hatte das Gefühl, dass er etwas verschweigt.«
    »Ach wirklich?«
    »Ich habe ihn gefragt, ob Henrik Kjellander seines Wissens nach außereheliche Beziehungen hatte. Er hat es bestritten, aber mir schien, als wisse er etwas, was er nicht erzählen wollte. Ich habe ihm vor allem wegen Stina Hansson auf den Zahn gefühlt, aber nun suchen wir ja nach einer anderen Frau.«
    »Du meinst, du willst hinfahren, um ihn zu vernehmen?«
    »Ja. Ich glaube, es könnte etwas bringen.«
    Göran strich sich über den kahlen Schädel. Er machte einen mäßig begeisterten Eindruck und wandte sich fragend an Klint.
    »Ich würde sagen, fahr hin. Aber setz ihm ordentlich zu. Gib nicht nach.«

71
     
    Malins und Marias älterer Bruder Staffan hatte sich überraschenderweise kaum verändert. Die hastige Geste, mit der sich die schulterlangen dunklen Haare aus dem Gesicht strich, seine schnelle, etwas nervöse Art, sich zu bewegen. Nur der Blick war anders. Er wanderte nicht mehr neugierig herum, sondern verlor sich in einer anderen Dimension.
    »Ich habe bei der Reservierung gar nicht daran gedacht, dass wir ja im selben Hotel wohnen könnten.« Er strich sein Jeanshemd mit den Perlmuttknöpfen glatt.
    Staffan hatte für sich und die Mutter, Ewy, ein Zimmer im Hotel Wisby genommen, das zehn Minuten von dem Hotel entfernt war, in dem Henrik, Maria und Ellen untergebracht waren.
    Ewy schien ein völlig anderer Mensch zu sein. Die fröhliche, redselige und nahezu professionell freundliche Frau wirkte verbissen und stumm. Ihre sommerliche Bräune hatte einen gräulichen Ton angenommen, und sie bewegte sich so steif und langsam, als wäre sie über Nacht um zwanzig Jahre gealtert. Bei ihrer Ankunft hatte sie Henrik fest, aber unkonzentriert umarmt.
    Henrik fiel es schwer, ihr in die Augen zu sehen. Bei Staffan war es leichter, aber nur, weil sie sich schon immer so gut verstanden. Irgendwie dominierte das alles andere. Er ertappte sich dabei, dass er dachte, sie seien Freunde gewesen . Als wäre ihre Freundschaft jetzt vorbei. Staffan wusste das noch nicht, aber Henrik. Es lag nicht daran, dass Malin und Axel tot waren, sondern an der anderen Sache. Die alles, was von dieser Familie noch übrig war, zerreißen würde, wenn sie jemals herauskäme.
    Ewy machte einige zögerliche Schritte auf den Schreibtisch zu. Sie legte die Hände auf die Rückenlehne und mühte sich damit ab, den Stuhl herumzudrehen. Staffan eilte ihr zu Hilfe. Henrik blieb wie gelähmt stehen. Er hätte aufmerksamer sein müssen, hätte … Hölzern setzte sich Ewy. Sie stellte ihre Tasche ab und sah sich im Zimmer um.
    »Wie lange habt ihr vor, hier zu wohnen?« Ihre Stimme klang tieftraurig.
    Henrik durchfuhr ein eisiger Schauer. Er spürte ein Kratzen im Hals und räusperte sich ein paarmal. Es hatte etwas mit dem Wort »ihr« zu tun. Dass er

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