Nordwind: Kriminalroman (German Edition)
wiegen die Enge auf.«
»Was machen sie beruflich?«
»Er arbeitet bei irgendeiner Zeitung, aber ich weiß nicht mehr, ob es das Aftonbladet oder der Expressen ist.«
Was für eine Überraschung, dachte Fredrik. Storsudret, das Mekka der Medienleute.
Markus Bergvall schloss die Haustür auf, von der die grüne Farbe weitgehend abgeblättert war, und ließ sie herein.
»Sie müssen draußen warten«, sagte Eva, als Bergvall ihnen folgen wollte.
Fredrik blieb in der Tür stehen und sah sich um. Das Sommerhaus bestand aus einer Schlafkammer, einem kleinen Arbeitszimmer und einem größeren Wohnraum mit einem offenen Kamin in der Mitte. Abgesehen von einem Flachbildfernseher, den jemand mit einem Küchenhandtuch abgedeckt hatte, um ihn vor Staub zu schützen, schien alles im Haus noch aus den Siebzigerjahren zu stammen. Offenbar hatte die Vorbesitzerin ihre Möbel dagelassen.
»Ich fange mit der Küche an«, sagte Eva.
Sie strahlte die Arbeitsflächen mit einer Taschenlampe an.
»Da ist nichts.«
Sie untersuchte die Schränke und nahm den Fußboden in Augenschein. »Hier sind ziemlich viele Haare. Ganz schön lang«, sagte sie. »Ohne fließendes Wasser kriegt man die schlecht weg.«
Sie betrachtete den Fund durch ein gewöhnliches Vergrößerungsglas.
»Anscheinend hat sich hier wirklich jemand die Haare geschnitten. Fragt sich nur, wo der Rest abgeblieben ist.«
»Verbrannt?«, tippte Fredrik.
»Vielleicht. Spielt auch keine große Rolle. Für einen Vergleich mit dem Haarbüschel aus Kalbjerga sind es genug, aber du kannst dir ja den Müll ansehen.«
Fredrik drehte sich zu Markus Bergvall um. »Gibt es hier eine Mülltonne?«
»Zwei Stück sogar. Hinter dem Gartenhaus.«
»Da gehen wir jetzt mal hin, damit Eva in Ruhe arbeiten kann.«
Fredrik zog die Tür zu und blickte zum Strand hinunter. Bis zur Südspitze von Gotland, wo Henrik Kjellander etwa eine Stunde vor den Morden noch fotografiert hatte, waren es von hier nur wenige Kilometer. Falls die Haare im Sommerhaus tatsächlich von der Mörderin stammten, war das ein merkwürdiger Zufall. Die Mörderin und Henrik wären dann in entgegengesetzter Richtung über die Insel gefahren und hatten in gewisser Weise die Plätze getauscht. Es war nicht einmal unwahrscheinlich, dass Henrik der Mörderin auf dem Rückweg begegnet war.
»Dort ist eingebrochen worden«, sagte Markus Bergvall. Er deutete auf eines der Fenster, die zur Veranda hinausgingen. »Man sieht es kaum, weil ich einen Ast daruntergeklemmt habe, damit es nicht wieder aufgeht.«
Fredrik trat näher.
Sowohl am unteren Haken als auch am Rahmen waren Einbruchspuren zu erkennen, aber genau wie Bergvall gesagt hatte, fielen sie von Weitem gar nicht auf.
»Als Sie kamen, stand das Fenster also offen.«
»Ja, aber nur einen Spaltbreit.«
Sie gingen zum Gartenhaus.
»Werden hier wirklich die Mülltonnen geleert?«, wollte Fredrik wissen.
»Nein«, Bergvall lächelte, »bis hierher kommt die Müllabfuhr nicht. Man muss die Tonnen oben an die letzte Abzweigung stellen. Im Sommer lassen Larssons ihre Tonnen gleich dort, aber jetzt haben sie alles winterfest gemacht.«
Hinter dem Gartenhäuschen standen eine braune und eine schwarze Tonne. Eine für kompostierbaren Abfall und eine für den Restmüll. Beide waren leer.
Nachdem Fredrik noch ein paar Fragen zu Familie Larsson gestellt und Adresse und Telefonnummer ihres Hauptwohnsitzes erhalten hatte, entschuldigte er sich und ging wieder ins Haus.
Eva war in der Küche fertig. Sie hatte eine Kunststoffplane vor dem Kamin ausgebreitet und fegte die Asche in eine Plastiktüte.
»Wie läuft es?«
»Hier hat jemand Kleidungsstücke verbrannt«, sagte sie, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen.
»Bist du sicher?«
»Hundertprozentig. In der Asche finden sich Stofffasern. Und sieh dir das mal an.«
Sie drehte sich um und zeigte auf eine kleinere braune Papiertüte.
Nachdem Fredrik sich die Schuhe ausgezogen hatte, betrat er den Raum, hob die Tüte vom Fußboden auf und öffnete sie vorsichtig. Einige verrußte kleine Metallgegenstände lagen darin.
»Was ist das?«
»Ich bin fest davon überzeugt, dass es Nieten sind. So wie die an den Jeanstaschen. Und die beiden Ringe sind Lochverstärker.«
»Lochverstärker?«
»Die befestigt man an der Kleidung, um zum Beispiel den Tunnelzug an einem Kapuzensweater zu verstärken.«
»Waren an der Kapuze von Maria Anderssons Sweatshirt Bänder?«
»Weiß ich nicht, aber normalerweise haben diese Sweater
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