Nordwind: Kriminalroman (German Edition)
welche. Wir werden es überprüfen.«
Stumm betrachtete Fredrik die kleinen Gegenstände, faltete die Tüte wieder zusammen und stellte sie ab.
»Nehmen wir an, es war die Mörderin. Ist es dann nicht ein bisschen seltsam, ausgerechnet hierherzukommen?«
Eva brachte ihre Arbeit am Kamin zu Ende, indem sie die letzten Aschereste aufsaugte. »Wieso?«, fragte sie. »Das Grundstück liegt abgelegen, und der nächste Nachbar ist weit weg.«
»Klar, in dieser Hinsicht ist es perfekt. Aber man muss das Haus erst mal finden. Du hast den Weg ja selbst gesehen. Wer rechnet schon damit, dass hier draußen ein Haus steht …«
»Du meinst, sie muss davon gewusst haben?«
»Ja.«
Eva schaltete den Staubsauger ab. Das gedämpfte Heulen des Motors ging zunächst in ein Knurren über und verstummte schließlich ganz.
»Wenn das stimmt, finden wir sie vielleicht über den Besitzer des Hauses oder einen Nachbarn.«
Fredrik machte eine Kopfbewegung in Richtung Küche. »Wie lange dauert es, die Haare zu analysieren?«
»Ein Vergleich unter dem Mikroskop geht schnell, gilt aber bei einer Gerichtsverhandlung nicht als ausreichend.«
»Im Moment scheiß ich auf die Juristen. Ich will einfach nur wissen, ob wir hier wirklich das gefunden haben, was wir glauben.«
70
Als Fredrik am Donnerstag aufwachte, brauchte er nur zum Rollo hinüberzuschauen, um zu wissen, dass sich der Nebel verzogen hatte. Die Sonne hatte einen Schattenriss der Fenstersprossen auf den hellgelben Stoff geworfen.
Er schlüpfte in seinen Bademantel, ging in die Küche und befüllte die Kaffeemaschine. Das Sommerhaus am Meer ging ihm nicht aus dem Kopf. Was wäre passiert, wenn Bergvall nicht neugierig und phantasievoll genug gewesen wäre, um den Einbruch und die Haare mit den Morden in Verbindung zu bringen? Vermutlich nichts. Er hätte die Spuren weggeräumt, ohne darüber nachzudenken.
Fredrik sprang unter die Dusche, rasierte sich und zog sich an. Auf dem kurzen Weg zum Briefkasten überlegte er, ob die Fahrt zum Sommerhaus, wo die Kleidung verbrannt und die Haare umgefärbt worden waren, von Anfang an geplant gewesen war. Oder hatte die Täterin Panik bekommen und plötzlich das Gefühl gehabt, ihr Aussehen verändern zu müssen? Vielleicht war ihr das Sommerhaus erst in diesem Moment in den Sinn gekommen.
Er hatte Kalle Larsson angerufen, den er beim Expressen vermutet hatte, der jedoch, wie sich herausstellte, beim Aftonbladet arbeitete. Natürlich kannten viele Leute das Sommerhaus, aber keinen davon konnte Kalle Larsson in Verbindung bringen mit Henrik Kjellander oder Malin Andersson.
Ohne die verbrannte Kleidung hätte Fredrik sich auch andere Erklärungen vorstellen können, aber so musste ein Zusammenhang zu den Morden bestehen. Jemand bricht ungefähr dreieinhalb Stunden nach den Morden in ein Sommerhaus ein, verbrennt Kleidung, darunter möglicherweise Maria Anderssons Sweatshirt, schneidet sich die Haare und färbt sie sich wahrscheinlich. In einer der Wannen hatte Eva Reste von Chemikalien gefunden. Das konnte kein Zufall sein.
Als Fredrik wieder ins Haus kam, stand Ninni in der Küche und schenkte sich Kaffee ein. Wohl wissend, dass er ohnehin keine Zeit haben würde, die Zeitung zu lesen, warf er sie auf den Tisch. Den heutigen Artikel über die Fårömorde hatte er auf dem Weg vom Briefkasten überflogen. Das musste reichen.
»Du denkst daran, dass Jocke morgen kommt?«, fragte Ninni.
»Jetzt ja.«
»Ich nehme jedoch an, dass wir dich kaum zu Gesicht bekommen?«
»Vermutlich wenig, aber ich werde ihn ja trotzdem sehen. Falls er abends nicht in Visby einen draufmacht.«
»Das lässt sich nicht ausschließen.«
Er verzog enttäuscht das Gesicht.
»Mord ist Mord.« Ninni setzte sich an den Tisch.
Fredrik warf einen Blick auf die Küchenuhr, die immer fünf Minuten nachging, obwohl er sie jeden Samstag neu stellte.
»Ich muss los.«
Fredrik war nach der morgendlichen Besprechung gerade in seinem Zimmer angekommen, als sie sich erneut versammeln sollten. Das SKL hatte sich gemeldet: Die Haare aus dem Sommerhaus stammten möglicherweise vom selben Kopf wie das Büschel, das Malin noch nach ihrem Tod fest im Griff gehabt hatte.
»Da Eva an dem aufgebrochenen Fenster Fingerabdrücke gefunden hat, liegt uns nun vielleicht endlich ein Beweis vor.«
»Aber wir haben keine Verdächtige mehr«, sagte Fredrik.
»Nein. Es sind ja nicht Stina Hanssons Fingerabdrücke. Wir sollten sie nicht vollkommen ausschließen, aber unter
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