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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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Das Wasser, das bald eiskalt sein würde. Die kargen Strände mit den knorrigen Kiefern. Wollte er, dass Malin und Axel dort die letzte Ruhe fanden? War es besser für Malin, wenn sie aufs Festland zurückkehren durfte? Zurückkehren? Sie war doch längst dort. Er sah Malin in der Rechtsmedizin und Malin in einem Sarg auf der Fähre nach Gotland vor sich. Sie würde allein auf dem Autodeck zurückbleiben, wenn alle anderen Passagiere die Treppen hinaufstiegen und es sich in den warmen Salons bequem machten.

72
     
    Nachdem Klint seine Zustimmung erteilt hatte, machte Fredrik sich umgehend auf den Weg von Visby nach Södermalm in Stockholm. Mit Thomas Bark hatte er einen Termin in seinem Studio in Hammarbyhamnen vereinbart, aber zuerst wollte er mit Janna Drake sprechen.
    Die Agentur lag im zweiten Stock eines typischen Jahrhundertwendehauses in der Hornsgatan. Wände und Türen waren so strahlend weiß, als wären sie erst gestern frisch gestrichen worden. Den vielen Schildern am Eingang nach zu urteilen, teilte sich die Agentur Drake das Büro mit mehreren anderen Firmen.
    Am nicht besetzten Empfang wurde man von zwei strengen grauen Sofas willkommen geheißen. Darüber hingen zwei riesige Schwarz-Weiß-Fotos. Auf dem einen war eine nackte Frau auf einem Pferd zu sehen und auf dem anderen lachende Kinder, die in einem fremden Land auf einem heruntergekommenen Hinterhof spielten. Zwei verschiedene Welten. Welche davon reizte Joakim? Fredrik wusste es nicht.
    Eine Frau, ungefähr im selben Alter wie Henrik Kjellander, kam mit schnellen Schritten aus einem Zimmer auf ihn zu und reichte ihm die Hand. Sofort erkannte Fredrik Janna Drakes etwas heisere Stimme.
    Sie führte ihn in den Raum, aus dem sie gekommen war. Darin standen zwei aneinandergerückte Schreibtische.
    »Sie können sich dorthin setzen.« Sie zeigte auf den einen Bürostuhl.
    Fredrik nahm Platz.
    »Oh«, sagte er, als er merkte, dass er unheimlich weit unten gelandet war.
    Janna Drake kicherte. »An der Seite ist ein Hebel.«
    Es gelang ihm, die Höhe zu justieren.
    Janna Drake sah ganz anders aus, als er erwartet hatte. Sie war etwa einen Meter fünfundsechzig groß und trug die mittelblonden glatten Haare kurz. Das Gesicht hatte weiche, freundliche Formen. Fredrik hatte sich eher eine große Frau mit markanten Zügen vorgestellt. Wahrscheinlich hatte der Name das Stereotyp einer Frau aus der Oberschicht in ihm hervorgerufen.
    »Wie viele Leute arbeiten hier?« Er sah sich im Zimmer um.
    »Meinen Sie insgesamt oder in der Agentur?« Janna Drake setzte sich auf die andere Seite der Schreibtischinsel.
    »In der Agentur.«
    »Im Moment sind wir zu dritt. Helena, meine Partnerin, und Andreas, unser Angestellter.«
    Die Namen waren ihm bereits bekannt.
    »Aber Sie sind Henriks Agentin? Ich meine, Sie haben mit seinen Kunden zu tun und kümmern sich um Verträge und dergleichen?«
    »Ja«, antwortete sie. »Wir haben die Fotografen unter uns aufgeteilt. Sie fühlen sich so besser betreut, und für die Kunden ist es ebenfalls gut zu wissen, wer wen vertritt. Damit sie nicht jedes Mal mit einer anderen Person zu tun haben. Wenn eine von uns krank ist oder besonders viel Arbeit mit einem bestimmten Fotografen hat, springen wir allerdings auch manchmal für die andere ein.«
    »Gut«, sagte Fredrik mit Nachdruck. Er wusste zwar nicht, was daran gut war, aber er wollte sie unterbrechen, bevor sie zu einer ausführlichen Darstellung der Drake-Agenten ansetzte. Ein endloser Werbemonolog, den sie vermutlich mit intensiv leuchtenden Augen zum Besten geben konnte, während sie mit ihren Gedanken ganz woanders war.
    »Sie haben am Telefon gesagt, dass sie mit Henrik eigentlich nicht privat befreundet sind«, begann er.
    »Das stimmt«, erwiderte Janna.
    »Trotzdem vertreten Sie ihn schon ziemlich lange.«
    Sie nickte. »Seit über zehn Jahren.«
    »Eine lange Zeit. In etwa so lange, wie er mit Malin zusammen gewesen ist.«
    »Ja?«
    Ihre Augen verengten sich ein wenig, und auf der Stirn zeichnete sich eine Falte ab. Der Vergleich schien ihr nicht so ganz zu behagen.
    »Sie kannten ihn aber bereits, bevor Sie seine Agentin wurden?«
    »Stimmt, wir kennen uns schon länger.«
    Fredrik sah sie erstaunt an. »Sie waren also damals befreundet, sind es aber jetzt nicht mehr?«
    »Nein, oder …«
    Sie seufzte angestrengt. »Es war anders damals. Wir waren jünger. Man war viel unterwegs. Wir haben uns in denselben Kreisen bewegt, und da traf man sich eben in der

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