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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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sollte.«
    »Siehst du«, erwiderte Sara fröhlich. »Du hast schon oft Mut bewiesen.«
    Ellen lehnte sich wieder zurück und betrachtete ihr Spiel.
    Vor dem Fenster bewegte sich etwas. Eine weiße Wand aus Stahl tauchte aus dem Nebel auf. Die MS Gotland kam wie aus dem Nichts angefahren. Als die Fähre den Kai ansteuerte, hörten sie aus der Ferne das Wummern der Motoren.
    »Zuerst sah sie hübsch aus, aber nicht die ganze Zeit«, sagte Ellen.
    Sprach sie jetzt von der Frau im Auto?, fragte sich Sara. Oder über ihre Lehrerin? Oder eine Klassenkameradin?
    »Anfangs habe ich gedacht, sie wäre ein Mädchen, aber dann sah sie wie eine Frau aus.«
    Sara wartete ab. Ellen bemerkte, dass ein paar Figuren aus dem Spiel gerutscht waren, und steckte sie wieder fest.
    »Hier war sie ganz rau.«
    Sie kratzte sich mit dem Zeigefinger an der Wange.
    »Rau?«, fragte Sara.
    »Ja, hier.«
    Ellen bohrte sich den Finger so fest in die Backe, dass die Haut rings um die Fingerspitze weiß wurde. Dann blickte sie zum Fenster hinauf und rutschte vom Bett.
    Rau? War ihre Haut trocken oder schorfig oder was?
    »Jetzt machen sie die Luke für die Autos auf«, sagte Ellen.
    Die Bugrampe wurde hinuntergeklappt. Bald würden sich die Autos und die Lastwagen in langen Reihen aus dem Innern der Fähre schlängeln.
    Sara begriff, dass der Moment verstrichen war.

69
     
    Fredrik sah den Technikbus im Rückspiegel. Davor der helle Schotterweg und dahinter der Nebel wie eine Wand. Sie befanden sich mitten im Kiefernwald südlich von Vamlingbo und würden bald an dem Haus in Nore vorbeifahren, wo er in der Zeit gewohnt hatte, als er und Eva … Er wusste nicht genau, wie er es nennen sollte. Sich trafen? Eine Affäre hatten? Miteinander ins Bett gingen?
    Zuerst tauchte die große gemauerte Scheune aus dem Nebel auf und dann das Haus. Seit jenem Sommer fuhr er zum ersten Mal wieder hier vorbei. Er betrachtete das Gebäude und empfand nicht die befürchtete nostalgische Sehnsucht, sondern hatte zu seiner Überraschung lediglich das Gefühl, dass Zeit vergangen war. Er konnte sich noch erinnern, wie unfassbar wichtig es ihm in jenen Monaten gewesen war, mit Eva zusammen zu sein, so unglaublich wichtig, dass er sein ganzes Leben dafür auf den Kopf stellte, aber das Gefühl war nicht mehr da. Was einst so bedeutsam und intensiv gewesen war, war jetzt Vergangenheit. Geschichte.
    Er fragte sie, was Eva wohl beim Vorbeifahren empfand.
    Fünf Minuten später erblickte Fredrik einen Mann, der Gummistiefel, eine braune Cordhose und eine dünne schwarze Jacke trug. Er wartete an dem schmalen und löchrigen Weg. Hinter ihm, ganz links zwischen Kiefern und trockenen Erlen, war ein kleines schwarzes Sommerhaus mit dunkelgrünen Fensterrahmen zu erkennen.
    Fredrik hielt bei dem Mann an und kurbelte die Scheibe herunter.
    »Markus Bergvall?«
    »Ja.«
    Fredrik stieg aus und begrüßte den Mann. Bergvall hatte mittelblondes Haar und graublaue Augen. Vor seiner Brust baumelte eine Lesebrille.
    »Ich nehme an, das ist das Haus?« Fredrik zeigte in das Wäldchen.
    »Ja, das ist das Sommerhaus der Larssons.«
    Das Haus lag praktisch am Strand. Es handelte sich um eine einfache Ferienhütte von höchstens vierzig Quadratmetern, die anscheinend in den Fünfzigern oder Sechzigern erbaut worden war. Links davon stand ein braun gestrichenes Gartenhäuschen sehr viel jüngeren Datums. Die Lage war einzigartig. Hier unten im Süden gab es nicht viele Häuser, die so nah am Wasser standen.
    »Wir warten nur noch auf die Technikerin«, erklärte Fredrik.
    Das letzte Wegstück war kaum befahrbar. Eva war ein Stück zurückgefallen. Oder Fredrik hatte sie abgehängt, als er vor dem Haus in Nore aufs Gaspedal trat.
    Sobald Eva eingetroffen war und ausgepackt hatte, gingen sie hinüber zu dem Sommerhaus. Die Brandung war schwach, und wegen des Nebels war hinter dem steinigen Strand nur ein schmaler Streifen Wasser zu erkennen.
    »Wer wohnt hier?«, fragte Eva.
    »Eine Familie aus Stockholm«, antwortete Bergvall. »Bis vor einigen Jahren gehörte das Haus einer Frau aus Vamlingbo, aber da sie alleinstehend war, ist es ihr zu viel geworden.«
    Auf der Seeseite lag eine Veranda, auf der neben ein paar Plastiktonnen die Gartenmöbel aufgestapelt waren. Eva stieg hinauf und stellte ihre schwere Tasche auf dem Geländer ab.
    »Und die Familie aus Stockholm?«, fragte sie.
    »Kalle und Sofia Larsson und ihre beiden Kinder. Sie haben zwar nicht viel Platz hier, aber andere Vorteile

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