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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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einen Notfall handelte? Gegen wen musste er sich verteidigen? Gegen Stina? Die Polizei hatte geglaubt, sie wäre es gewesen. Sie war verhaftet worden, aber nun befand sie sich wieder auf freiem Fuß. In Fårösund.
    Dachten sie nun, Katja hätte es getan? Er versuchte sich Katja vor den Familienfotos im Arbeitszimmer vorzustellen. Wie sie ihre Augen mit einem Bleistift durchbohrte. Oder wie sie sich über den Spielzeugkorb hockte und …
    Nein, das war einfach zu bizarr. Ganz zu schweigen von der Vorstellung, sie hätte … getötet. Sie war doch ein Mensch, dem er sehr nahe gekommen war. Er kannte sie zwar nicht besonders gut, das musste er zugeben, aber sie war trotzdem ein vollkommen normaler Mensch. So viel wusste er.
    Henrik verteilte die Patronen an verschiedenen Orten. Einige im Arbeitszimmer, einige in der Küche und ein paar in dem großen Schrank im Wohnzimmer. Bei jedem einzelnen Versteck gingen ihm verschiedene Szenarien durch den Kopf. Es waren auch Gedanken darunter, die er gar nicht denken wollte, die sich ihm jedoch zwanghaft aufdrängten.
    Als er fertig war, fiel sein Blick auf die Haustür. Hatte er sie abgeschlossen? Da er es von seinem jetzigen Standort aus nicht erkennen konnte, ging er ein paar Schritte auf die Tür zu. Ja, der Knauf stand in der richtigen Position. Trotzdem musste er ihn sicherheitshalber anfassen.
    Verlor er langsam den Verstand? Oder war es Wahnsinn gewesen, ins Haus zurückzuziehen? Er kehrte der Tür den Rücken und kontrollierte die Alarmanlage. Sie funktionierte. Alle drei Kameras liefen. Er drückte gegen die Türen des Garderobenschranks. Eine von ihnen schien nicht richtig zu schließen. Ragte das Gewehr zu weit vor?
    Er trat einen Schritt zurück und musterte den Garderobenschrank mit zusammengekniffenen Augen. Spielte es überhaupt eine Rolle? Nein. Dass eine der beiden Türen einen Spaltbreit offen stand, machte es schließlich nicht offensichtlich, dass im oberen Fach ein Gewehr versteckt war. Niemand würde das bemerken.
    Im Wohnzimmer setzte er sich auf die vorderste Sofakante. Er musste sich zusammenreißen. Er hatte geglaubt, sich ohne die Tabletten besser konzentrieren zu können, aber dem war anscheinend nicht so. Schlaftabletten konnte er natürlich keine nehmen, aber was war mit den anderen? Wenn er sich nicht ein wenig beruhigte, würde er das hier niemals durchstehen.
    Er ging in die Küche und nahm die Tabletten aus dem Schrank rechts vom Herd. Sie sahen geradezu lächerlich winzig aus. Kleiner als ein Streichholzköpfchen. Sollte er eine nehmen?
    Da rief Ellen aus dem Obergeschoss nach ihm.
    »Ja?«
    »Kommst du jetzt?«
    »Ich komme.«
    Nicht jetzt. Noch nicht. Gleich.
    Tief durchatmen. Konzentration. Ein zweiter Versuch.
    »Ich komme, mein Herz!«, rief er.
    Als er die Diele durchquerte, konnte er es sich nicht verkneifen, einen Blick zurück auf den Türknauf zu werfen? Stand er in der richtigen Position?

88
     
    Samstags gab es von Malmö nicht viele Flüge nach Bromma. Also flogen sie auf dem Rückweg über Arlanda. Fredrik und Sara hatten sich gerade im Terminal 3 hinter einer Traube von Charterreisenden auf dem Heimweg angestellt, als Fredrik einen Anruf von Henrik Kjellander erhielt.
    »Ich habe versucht, Sie zu erreichen.«
    »Das war sicher nicht ganz einfach«, entschuldigte sich Fredrik.
    Hatten Sie nicht versprochen, mich gestern anzurufen?, dachte er.
    »Sie wollten etwas über Katja Nyberg wissen«, sagte Henrik.
    »Ja, aber ich glaube, wir sollten uns lieber in Ruhe unterhalten.«
    »Okay. Kommen Sie zu mir? Ich kann im Moment schlecht nach Visby fahren. Wegen Ellen.«
    Die Schlange bewegte sich schnell vorwärts. Ein digitales Auge kontrollierte die Bordkarten.
    »Wir werden sehen, wie wir es machen. Im Moment bin ich dabei, ein Flugzeug zu besteigen, aber ich rufe Sie an, sobald ich wieder in Visby bin. Sagen wir, in einer Stunde. Einverstanden?«
    »Klar.«
    Sara hielt ihre Bordkarte zuerst unter das rote Lämpchen.
    »Gut, abgemacht.«
    »Eine Frage noch …«, sagte Henrik.
    Fredrik reichte der Frau in dem dunkelblauen Kostüm mit dem grünen Halstuch seine Karte. Warum mussten die Frauen, die auf Flughäfen arbeiten, immer Seidenhalstücher tragen?
    »Verdächtigen Sie wirklich Katja Nyberg?«
    Fredrik sah sich kurz um, bevor er antwortete: »Ich würde sagen, es ist mehr als ein Verdacht, aber ich kann jetzt nicht frei reden.«
    »Haben Sie mit ihr gesprochen? Was hat sie gesagt?«
    »Wir haben nicht mit ihr gesprochen.

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