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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Håkan Östlundh
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kleine Laden mit der gelb gestrichenen Holzverkleidung war oft ihre Rettung. Ohne ihn würde sie nicht auf Fårö leben können. Da das Warenangebot begrenzt war, musste sie zwar trotzdem einmal in der Woche nach Visby fahren, um alles Notwendige einzukaufen, aber wenn sie auch noch die Fähre hätte nehmen müssen, um so einfache Dinge wie Milch, Mehl, Obst oder Gemüse zu besorgen, wäre sie sich vollkommen isoliert vorgekommen. Das hätte sie nicht verkraftet. Bei Nyströms konnte man außerdem Apotheken- und Weinbestellungen aufgeben. Das machte das Leben auf der Insel um einiges leichter.
    Als sie die Stimme hörte, stand Malin gerade im hinteren Bereich des Ladens vor dem Regal mit den Bioprodukten.
    »Verpiss dich.«
    Ein Zischen hinter ihrem Rücken.
    Ihr wurde eiskalt. Reglos stand sie mit einer Schachtel geschroteter Leinsamen in der Hand da. Hatte sie richtig gehört? Verpiss dich?
    Als sie sich wieder rühren konnte, stellte sie die Leinsamen zurück und umrundete das Regal, als sich genau in dem Moment die Eingangstür mit einem nachdrücklichen Schnaufen schloss.
    Sie ließ den Einkaufskorb fallen, raste zum Ausgang, wo sie einen Taschenbuchständer streifte, der bedrohlich zu schwanken begann, und drängelte sich an einem sportlich gekleideten Touristen vorbei, der in den fremdländischen Münzen in seiner Hand herumfingerte.
    Die Tür wollte einfach nicht aufgehen. Malin war zu schnell gewesen und musste nun einen Meter zurücktreten und noch einmal langsam darauf zugehen. Diesmal glitten die Glastüren auseinander, und sie lief hinaus.
    Vor dem Ausgang blieb Malin stehen. Kein Mensch weit und breit. Hundert Meter entfernt erkannte sie ein Auto, das nach Süden fuhr. Sie hörte, dass der Fahrer in einen höheren Gang schaltete. Die Entfernung war zu groß, als dass sie Kennzeichen oder Automarke hätte erkennen können. Trotzdem zog sie ihr Handy aus der Tasche und machte ein Bild. Auf dem Display war nur ein blöder kleiner Fleck zu erkennen.
    Sie blieb auf dem Treppenabsatz vor der Tür von Nyströms stehen und blickte sich erneut um, diesmal etwas gründlicher. Aber es war wirklich niemand zu sehen. War es denn möglich, dass man es in der kurzen Zeit, die sie gebraucht hatte, um nach draußen zu kommen, den Motor anließ und sich aus dem Staub machte? Je länger sie darüber nachdachte, desto überzeugter war sie davon, dass es sich bei dem Autofahrer nicht um die Person gehandelt haben konnte, die ihr da drinnen etwas zugeflüstert hatte. Wer auch immer das gewesen sein mochte, er oder sie musste woandershin verschwunden sein. Malin glaubte, dass es eine Frauenstimme gewesen war, sie war sich aber nicht ganz sicher.
    Konnte es sein, dass die Person hinter der Hausecke stand oder sich hinter einem der Autos auf dem Parkplatz versteckte und nur darauf wartete, dass Malin wegfuhr?
    Verpiss dich.
    Hatte sie wirklich ein Flüstern gehört? War es nicht vielleicht das Zischen der sich schließenden Schiebetür gewesen? Klang das nicht so ähnlich? Verpiss-dich…
    Malin ging zurück in den Laden und griff nach dem Einkaufskorb. An der Kasse sah Berit sie fragend an.
    »Mensch, hattest du es plötzlich eilig.«
    Sie konnte ja Berit fragen, wer eben durch die Tür gegangen war. Oder wirkte das seltsam?
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich dachte, ich hätte jemanden gesehen, den ich kenne.«
    Sie hatte den Eindruck, dass Berit etwas sagen wollte, die Lippen aber in letzter Sekunde zusammenkniff. Oder war auch das nur Einbildung?

12
     
    Es war halb sechs, als Fredrik auf die Grasfläche vor dem Steinhaus seiner Familie fuhr. Nachdem sie es jahrelang renoviert und daran herumgepusselt hatten, war es heute in einem recht ordentlichen Zustand, obwohl man mit der Arbeit natürlich nie fertig wurde. Er hatte den Kauf des alten und sanierungsbedürftigen Hofs auf Gotland oft bereut. Genauso oft war er dankbar gewesen, dass das Haus nicht noch mehr als hundertfünfzig Jahre auf dem Buckel hatte.
    Allein bei dem Gedanken an Bekannte, die sich mit den Schiefer- oder Reetdächern beinahe mittelalterlicher Häuser herumschlugen, brach ihm kalter Schweiß aus. Die brauchten für jede Reparatur eine halbe Fußballmannschaft und mindestens einen Fachmann. Lauter Leute, denen man anschließend bis in alle Ewigkeit eine Gegenleistung schuldete.
    Mit einem Hecht in einer Plastiktüte in der Hand stieg Fredrik aus dem Auto. Urplötzlich war ihm die Idee gekommen, zum Abendessen Quenelles zu machen. Unterwegs hatte er beim
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