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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Håkan Östlundh
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Fischgeschäft in Hemse haltgemacht und nach Hecht gefragt.
    Der Fischverkäufer hatte eine Tür zu den hinteren Regionen des Ladens geöffnet, einen Hecht aus einem großen, mülltonnenartigen Plastiktank geholt, den Fisch mehr oder weniger zu Boden gerungen und mit einem Holzhammer erschlagen.
    Fredrik hätte den Laden beinahe rückwärts wieder verlassen. Ihm war zwar an und für sich bewusst, dass die Tiere, die er aß, getötet worden waren, und er hatte weder ein Problem damit zu angeln, noch machte es ihm etwas aus, den Fang anschließend zu töten und auszunehmen. Beim Betreten des Fischgeschäfts war er jedoch nicht darauf eingestellt gewesen, einer Hinrichtung beizuwohnen.
    Nun war er jedenfalls mit einem ganz frischen Fisch zu Hause angekommen und hoffte, ihn zu Hechtklößchen verarbeiten zu können, bevor es zu spät wurde und der Hunger von Ninni und Simon zu groß war.
    Der Hecht in der Plastiktüte rief bei Simon keine Begeisterung hervor. Fredriks Erklärung, dass Quenelles wie normale Fischbällchen, nur viel besser schmeckten, machte die Sache kaum besser. Er war sich seiner Sache trotzdem sicher. Wenn die Quenelles erst mit einer schaumigen Zabaione auf der Zunge zergingen, würde sich selbst Simon nicht mehr beschweren.
    Selbst zu kochen hatte einen wichtigen Anteil an Fredriks Genesung nach dem Unfall gehabt. Er hatte sich geweigert, einen Blick in seine alten Kochbücher zu werfen, denn er war überzeugt gewesen, dass es möglich sein müsste, den widerwilligen Gehirnwindungen sein altes Wissen zu entlocken. Daher war er in der Küche nur nach Gefühl vorgegangen. Nach anfänglichen Katastrophen schienen ihm seine Sinne den rechten Weg zu weisen. Geschmack, Geruch und Farbe der Lebensmittel, eine Avocado in der Hand und das Geräusch, wenn man eine Paprika aufschnitt. Tränende Augen beim Schneiden von Zwiebeln.
    Manchmal fragte er sich, ob der Sturz und die Verletzung seinen Geschmackssinn verändert hatten. Jedenfalls war er empfindlicher geworden. Vielleicht aber auch nur anders. Es war ein interessanter und etwas merkwürdiger Gedanke: dass viele Dinge in seinem Mund ganz anders oder zumindest viel intensiver schmeckten als in den Mündern anderer Menschen.
    Schnell filetierte er den Fisch und montierte den Fleischwolf. Das war der Trick. Eine gewöhnliche Küchenmaschine hätte den Hecht im Handumdrehen in einen unappetitlichen Brei verwandelt.
    Als er etwas später im Wasserbad die Soße schlug, rief Joakim auf dem Handy an. Fredrik beschloss, den Anruf entgegenzunehmen und einhändig weiterzuschlagen.
    »Hallo, wie geht’s?«, fragte Joakim fröhlich.
    »Gut«, antwortete er. »Und wie läuft es bei dir? Du hörst dich so gut gelaunt an.«
    Joakim hatte einen Platz in der Fotografieklasse der Nyckelviksskola bekommen, und heute war sein erster Tag dort gewesen. Seine Begeisterung klang vielversprechend.
    »Es ist toll dort.«
    »Super. Nette Klassenkameraden?«
    Fredrik hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sich nicht voll auf das Gespräch konzentrieren konnte.
    »Ja, die sind total okay«, sagte Joakim. »Aber die meisten kannte ich eh schon.«
    »Ach?«, erwiderte Fredrik überrascht.
    »Nach der Zusage hat einer, der Henke heißt, eine Facebookgruppe gegründet. Wir waren letzte Woche ein paarmal zusammen aus.«
    »Prima«, sagte Fredrik, »dann braucht ihr euch nicht zum Kennenlernen zwei Tage in Trainingsanzügen herumzuwälzen und gegenseitig anzugrabschen.«
    Joakim am anderen Ende kicherte. Dann räusperte er sich kurz, und sein Tonfall wurde ernster. »Du, ich wollte fragen … ob ich mir vielleicht tausend Kronen für die Miete von dir leihen könnte. Nur vorübergehend, bis das Studiendarlehen kommt. Das dauert ungefähr eine Woche.«
    »Natürlich.« Fredrik brauchte nicht einmal darüber nachzudenken. »Ich überweise dir das Geld nach dem Essen.«
    »Danke. Das ist wahnsinnig nett.«
    »Ich tu das doch gerne, aber jetzt muss ich Schluss machen, bevor diese Soße total im Eimer ist.«
    »Okay, dann bis bald.«
    Fredrik legte auf und zog das Wasserbad mit dem Soßentopf vom Herd.
    Fotografie. Fredrik wusste nicht, ob Joakim in diesem Bereich seine Zukunft sah oder ob er nur hineinschnuppern wollte. Nach dem, was er heute auf Fårö gesehen hatte, konnte man sich mit diesem Beruf anscheinend über Wasser halten. Aber Henrik Kjellander war vielleicht eine Ausnahme. Wie bei allen künstlerischen Berufen hatte man es mit diesem bestimmt auch nicht leicht.
    Joakim hatte sich
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