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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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wissen.
    »Nein, in einem Umschlag. Wieso?«
    »Bringen Sie den Umschlag auch mit.«
    »Wenn wir ihn noch finden«, antwortete Henrik, »ich weiß nicht genau, wo er abgeblieben ist.«
    Fredrik spürte Ärger in sich aufsteigen. Ihm war klar, dass es ungerecht war, polizeiliche Ansprüche an Leute zu stellen, die keine Polizisten waren. Aber trotzdem.
    »Malin war unheimlich aufgeregt«, fügte Henrik hinzu.
    »Suchen Sie in Ruhe danach. Das Kuvert könnte wichtig sein.«
    Henrik Kjellander überreichte Fredrik eine Kunststoffmappe mit dem Bild und dem Umschlag.
    »Wir haben ihn gefunden«, sagte er. »Malin hatte ihn aus Versehen wieder in den Briefkasten gesteckt.«
    »Gut«, erwiderte Fredrik, »sobald wir hier fertig sind, bringe ich ihn hinunter ins Labor.«
    Er betrachtete das Foto. Im Gegensatz zu dem Bild, das sie im Wäscheschrank wiedergefunden hatten, waren auf diesem nur Henrik und Malin zu sehen. Wer auch immer ihnen Angst einjagen wollte, machte seine Sache effektiv. Sich selbst mit ausgestochenen Augen zu sehen ging einem an die Nieren. Es wirkte viel bedrohlicher als Briefe oder Anrufe. Ausgerechnet die Augen …
    Das Foto verwandelte sich, während er es ansah, zu einem anderen Bild. Aus Malin und Henrik wurden Ninni und er selbst. Sie standen vor ihrem großen Gotlandhaus und lächelten in die Kamera, aber dort, wo ihre Augen zu sehen sein sollten, klafften Löcher, an deren Rändern das Fotopapier leicht fusselte und Bleistiftspuren zu erkennen waren. Dann ein drittes Bild, das kein Foto, sondern Wirklichkeit war. Es war zwar einer überschießenden Phantasie entsprungen, aber dennoch real: er und Ninni, ohne Augen, nicht lächelnd und nicht in Schwarz-Weiß, sondern blutüberströmt, tot und mit vor Entsetzen verzerrten Gesichtszügen.
    Fredrik schob die Bilder beiseite und versuchte, seine Phantasien zu vergessen, indem er professionell mit ihnen umging. Wen würde er verdächtigen, wenn er ein solches Bild von Ninni und sich im Briefkasten entdeckt hätte? Vermutlich jemanden, den er in den Knast gebracht hatte.
    Er hob den Kopf und sah direkt in die sorgenvollen Augen seiner Gegenüber.
    Malin beugte sich rasch über den Tisch. »Das ist wirklich unheimlich«, sagte sie. »Ich habe das Gefühl, dass alles Mögliche passieren könnte.«
    »Irgendjemand möchte Sie offenbar ängstigen oder bedrohen«, erklärte Fredrik vorsichtig.
    Dass alles Mögliche passieren könnte, war sicher eine Übertreibung, aber dies war nicht der richtige Moment, um ihr zu widersprechen.
    »Haben Sie mit Henriks Schwestern gesprochen?«, fragte Malin.
    »Das haben wir getan«, antwortete Fredrik, »und es sieht nicht so aus, als hätten sie eine Gelegenheit gehabt, am Samstag in Ihr Haus einzudringen.«
    Er sparte es sich zu erläutern, dass Elisabets Alibi lediglich auf den Aussagen ihrer Familie beruhte und somit natürlich unter Umständen weniger glaubwürdig wirkte, als wenn es von Außenstehenden bestätigt worden wäre. Ein Alibi war es trotzdem.
    »Dann muss es also einer von den Mietern gewesen sein?«, überlegte Henrik.
    »Ja und nein.«
    Henrik und Malin sahen sich fragend an.
    »Allem Anschein nach hat derjenige, der Ihr Haus in der letzten Woche gemietet hat, das unter falschem Namen und falscher Adresse getan.«
    Malin ballte die Fäuste im Schoß.
    »Die Personen, die im Vertrag stehen, gibt es wirklich«, erläuterte Fredrik, »aber sie haben sich in der letzten Ferienwoche nicht in Ihrem Haus aufgehalten. Sie waren nicht einmal in Schweden.«
    Malin starrte Fredrik mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund an. Dann drehte sie sich zu ihrem Mann um.
    »Henrik«, war das einzige Wort, das sie herausbekam.
    »Aus diesem Grund müssen wir die Sache selbstverständlich etwas ernster nehmen, aber trotz allem bin ich der Meinung …«
    »Das ist ja …«, unterbrach ihn Malin und stockte dann.
    Sie seufzte tief. »Das ist so verdammt unheimlich. Diese Person, wer immer das ist, hat heute Nacht an unserem Briefkasten gestanden und das hier hineingesteckt.« Sie zeigte auf das Bild. »Und sie ist vermutlich immer noch auf Gotland. Vielleicht sogar auf Fårö.«
    »Das ist gut möglich, aber nicht sicher«, sagte Fredrik.
    »Gibt es denn Hinweise auf die Leute?«, fragte Henrik. »Ich meine, auf die, die das Haus tatsächlich gebucht haben.«
    »Nicht direkt, aber aus irgendeinem Grund haben diese Mieter den Namen und die Adresse von Inger Kvarnbäck aus der Prinsgatan 8 in Göteborg angegeben. Nicht

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