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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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hatte der Zeichentrickfilm sie fest im Griff. Die Figuren auf dem Bildschirm verschwammen durch den Tränenfilm vor ihren Augen. Sie mochte sich selbst nicht, wenn sie so war, ängstlich und von Gefühlen übermannt. Das war nicht sie. Sie war doch tatkräftig und mutig. Sie war diejenige, die ein gut laufendes Café im schicken Stockholmer Stadtteil Södermalm eröffnet und trotzdem den Sprung auf eine kleine Ostseeinsel gewagt hatte und seitdem von einem Kochblog leben konnte.
    Apropos. Jetzt fiel es ihr wieder ein. Sie musste noch ein Rezept veröffentlichen.
    Bevor sie aufstand, wischte sie sich hinter dem Rücken ihrer Kinder die Tränen ab und drückte die beiden fest an sich. Die starrten weiter gebannt auf den Bildschirm.
    Malin postete ein Rezept für Pommes frites mit Trüffelmayonnaise, das sie in einem amerikanischen Profiforum geklaut und an schwedische Privathaushalte angepasst hatte. Kreative Wiederverwertung. Dann schrieb sie einen Beitrag über Birnen, in dem sie erörterte, ob diese besser in ein süßes Dessert oder auf den Käseteller passten, und ließ sich hymnisch über den Birnbaum der Sorte »Graf Moltke« aus, der auf ihrem Grundstück stand. Das ging schnell. Bestimmt war sie die Einzige, die ihren Text gekünstelt fand. Die Leser wussten schließlich nicht, dass jemand in ihrem Haus gewesen war und ihnen symbolisch die Augen ausgestochen hatte.
    Nachdem sie mit dem Bloggen fertig war, ließ sie sich durch das Netz treiben und vergaß vollkommen die Zeit. Erst als Ellen hereinkam und fragte, ob sie nicht langsam ins Bett müssten, merkte sie, wie spät es war. Sie hatte sich mehr als eine Stunde mit unterschiedlichen Alarmanlagen beschäftigt. Axel lag im Wohnzimmer auf dem Teppich und war vor dem Fernseher eingeschlafen. Henrik telefonierte in der Küche und hatte davon nichts mitbekommen.
    Als Malin die Kinder ins Bett gebracht hatte und wieder herunterkam, saß Henrik auf dem Sofa und sah Nachrichten. Sie wechselten nur noch die Bildschirme, fiel ihr plötzlich auf. Vom Fernseher zum Computer und vom Handy zurück zum Fernseher.
    »Ist es in Ordnung, wenn ich ausschalte?« Sie griff nach der Fernbedienung.
    »Nein«, gähnte Henrik.
    Sie strich sich mit beiden Händen nervös die Haare aus dem Gesicht. »Ich finde, wir sollten eine Alarmanlage installieren«, sagte sie schließlich.
    »Weil ich nach Barcelona fliege?«, fragte Henrik.
    »Nein, nicht deshalb«, erwiderte sie. »Ich habe das wirklich genau durchdacht. Wir können nicht einfach abwarten. Wir müssen etwas unternehmen.«
    »Das macht die Polizei.«
    »Ich weiß, aber wir sitzen trotzdem auf einer winzigen Insel, und von Visby trennen uns siebzig Kilometer und eine lahme Autofähre. Man braucht eine Stunde bis hierher.«
    »Gut, okay«, erwiderte er müde, »aber was würde uns eine Alarmanlage nützen?«
    »Eine moderne Alarmanlage, die nicht einmal besonders viel kostet, kann uns sagen, ob jemand während unserer Abwesenheit im Haus war. Falls jemand versucht, ins Haus einzusteigen, wenn wir da sind, kann sie uns warnen. Außerdem dient sie als Rauchmelder und reagiert auf Wassereinbruch. Das ist zwar für mich nicht die Hauptsache, aber wenn wir ohnehin so ein Ding einbauen, ist das ja ganz praktisch.«
    »Klingt nach einem hoch entwickelten Gerät«, sagte er, aber sie wusste, dass er an den Preis dachte.
    »Mehr als ein paar Tausend Kronen kostet so was nicht«, fügte sie rasch hinzu. »Vielleicht fünf oder sechs, wenn man ein moderneres Gerät möchte.«
    »Ja.« Henrik strich sich übers Kinn.
    »Ich weiß, dass wir ein bisschen aufs Geld schauen müssen, aber so viel ist das nun auch wieder nicht, und es läuft ja über die Firma.«
    »Geld, das man absetzen will, muss man aber erst mal verdienen, bevor man es ausgeben kann.«
    Das war Henriks Lieblingseinwand, wenn Malin etwas auf Kosten der Firma kaufen wollte. Schweigend sah sie ihn an.
    »Ich schau mir das mal an«, sagte er seufzend.
    »Man kann eine oder mehrere Kameras installieren und an den Bewegungsmelder anschließen. Dann merken wir auch, wenn jemand ums Haus schleicht, und sehen sogar, wer vorbeifährt.«
    »Ach?«
    Malin entdeckte ein neugieriges Glitzern in Henriks Augen. Sie hatte gewusst, dass die Überwachungskamera bei ihm ziehen würde.
    »Die Alarmanlage sendet einem die Bilder sogar automatisch auf das Handy. Oder man ruft die Alarmanlage nur bei Bedarf an und bittet sie, die Bilder zu schicken.«
    »Man muss nur sehr höflich fragen«, meinte

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