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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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Ende der Leitung fasste er als Bestätigung auf.
    »Ich überprüfe das. Mit etwas Glück bekommen wir eine Liste all derer, die am 4. Juni um Viertel vor zwei in der Stadtbibliothek Uppsala am Computer gesessen haben.«

35
     
    Maria übersah geflissentlich Malins abwehrende Handbewegung und schenkte ihr das Glas randvoll.
    Unzählige Male hatte Malin versucht, ihr beizubringen, dass man ein Weinglas höchstens zu einem Drittel füllt, aber sie konnte es einfach nicht behalten. Mit dem Käse, der vor dem Dessert serviert wurde, war es genauso. Wenn Malin sich bemühte, ihrer Schwester zu vermitteln, dass es sich nicht um elitäres Gehabe handele, sondern darum gehe, aus den verschiedenen Geschmacksrichtungen das Optimum herauszuholen, hörte Maria längst nicht mehr zu.
    Über diese Seite von Maria konnte Malin sich tatsächlich ärgern. Nicht, weil Maria zu viel Wein ins Glas goss, sondern weil sie Malins Fachwissen als langweilige Benimmregeln abtat. Auf der anderen Seite hörte sie immer genau zu, wenn es – so wie jetzt – wirklich darauf ankam, und daher konnte Malin mit dem anderen leben.
    Henrik war heute Morgen um acht Uhr zum Flugplatz gefahren, um zuerst nach Arlanda und von dort aus weiter nach Barcelona zu fliegen. Und erst jetzt, als sie und Maria allein im Haus und die Kinder ins Bett gegangen waren, hatte Malin das Gefühl, ihrer Schwester unbefangen von den Vorfällen und ihren Sorgen erzählen zu können. Insbesondere über Stina Hansson ließ sie sich erst jetzt aus. Sie wusste, was Henrik davon gehalten hätte, und vielleicht hatte er recht. Es war wahrscheinlich albern, sich so aufzuregen, weil er ihr nicht erzählt hatte, dass er in Fårösund zufällig einer alten Freundin begegnet war. Aber Malin musste die Sache loswerden. Sonst würde sie ewig in ihrem Kopf herumspuken und nichts als Eifersucht und Unsicherheit provozieren.
    Auch Maria fand ihre Reaktion etwas übertrieben, aber sie hörte ihr nicht skeptisch, sondern vielmehr neugierig zu.
    »Ich bin überzeugt, dass Henrik irgendwo Bilder von ihr hat. Zuerst dachte ich, dass ich gar keine alten Fotos von ihr sehen will, aber ich glaube, ich muss sie doch suchen. Sonst kann ich nicht aufhören, darüber nachzudenken.«
    »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«
    »Nein«, antwortete Malin ehrlich.
    Maria prustete beinahe in ihr Glas, konnte den Wein jedoch im letzten Augenblick retten.
    »Aber ich habe das Gefühl, ich muss es einfach tun.«
    »Und was, wenn du es bereust?«
    Malin sah Maria an. So vorsichtig zu sein war ganz untypisch für sie.
    »Ich dachte, es belastet dich vielleicht nur«, erklärte Maria, als sie Malins Blick bemerkte.
    »Das ist anzunehmen.« Malin stand ruckartig auf. »Und du musst mir helfen.«
    »Jetzt?«
    »Ja.«
    »Was du nicht sagst.«
    Maria nahm die Füße vom Sofa und drehte sich zum Arbeitszimmer um.
    »Bewahrt er sie da drinnen auf?« Sie stellte ihr Weinglas ab.
    »Nein. Die Ordner mit den Negativen sind alle oben im Esszimmer. Er arbeitet schon seit Jahren digital.«
    Malin ging einige Schritte in Richtung Treppe. »Jetzt komm.«
    Maria stand auf und folgte ihr nach oben. Nach nur zwei Tagen hatte sie das große Esszimmer bereits vollkommen mit Beschlag belegt. Überall hingen Kleidungsstücke auf Bügeln, andere waren einfach über Stuhllehnen geworfen worden oder lagen zusammengeknüllt im Regal. Als Malin die Garderobe ihrer Schwester musterte, wurde ihr bewusst, dass sie selbst ihren Stil innerhalb der letzten zwei Jahre ziemlich verändert hatte. Sie zog sich einfacher und praktischer an. Wenn man so lebte wie sie, schlich sich das unausweichlich ein, ob man wollte oder nicht. Während Maria für den modischen Trend stand, repräsentierte sie die Goretex-Jacke.
    Auf dem Tisch vor dem Fenster stand neben zwei ungeordneten Papierstapeln Marias Computer. Sie hatte gestern und heute ein paar Stunden gearbeitet. So war es ihr möglich gewesen, spontan und ohne Rückflugticket zu Malin zu kommen.
    Auch Maria war selbstständig. Aber während Malin sich immer mit Kochen beschäftigt hatte, war Maria von einer Sache zur anderen gewechselt. Sie hatte als Vertreterin und im Marketing einer Plattenfirma gearbeitet, dann eine Ausbildung zur Immobilienmaklerin gemacht, eine eigene Firma gegründet und später wieder aufgelöst, nachdem der Versuch gescheitert war, das Unternehmen zu verkaufen. Heute bot sie über das Internet Möbel und Einrichtungsgegenstände an. Sie war nie reich geworden mit ihren

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