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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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Tätigkeiten, aber sie konnte ihre Miete bezahlen und schien viel Spaß zu haben. Genau wie Malin.
    »Hier.« Malin legte die Hand auf den massiven dunkelgrünen Schrank, der die eine Wand dominierte. An den abgestoßenen Kanten blitzte eine rotbraune Farbschicht hervor. »Er hat Tausende von alten Negativen, ach was, Zehntausende. Da müssen wir eine ganze Weile suchen.«
    »Okay«, sagte Maria.
    Malin drehte den Schlüssel um und öffnete die beiden oberen Türen. Ganz oben lag ein Stapel Fotopapierkartons, der ausgewählte Abzüge von Henriks besten und erfolgreichsten Bildern enthielt. Fotos, die ausgestellt worden waren und hin und wieder von Zeitungen für verschiedene Rückblicke verwendet wurden. Die anderen Fächer waren voller Ordner.
    Maria musterte die Etiketten. »Hier scheinen nur die Sachen nach ’97 zu liegen.«
    »Dann muss es da unten sein«, erwiderte Malin.
    Malin klappte die oberen Schranktüren zu, ging in die Hocke und öffnete die unteren. »War es ’93 oder ’94?« Sie ließ den Blick über die Ordnerrücken schweifen.
    Maria setzte sich neben sie.
    Direkt über dem Bauchnabel spürte Malin nun plötzlich ein Kribbeln. Eine seltsame Mischung aus Unbehagen und Neugier trieb sie an und lenkte ihren Blick zu den Ordnern, auf denen hinter den Jahreszahlen verschiedene Ziffernkombinationen standen, die vermutlich die Negativnummern waren.
    »Ich fange mit ’93 an, und du siehst die Ordner von ’94 rückwärts durch.« Sie zog den ersten heraus.
    Als sie ihn aufschlug, tat das Kribbeln in ihrem Bauch beinahe weh. Die säurefreien Negativhüllen raschelten spröde.
    »Hier sind ja auch Kontaktabzüge«, sagte Maria. »Ich dachte, es gäbe nur Negative.«
    Malins Blick wanderte rasch über die sechsunddreißig Bilder auf dem Kontaktabzug. Dann blätterte sie weiter in ihrem Ordner. Bei den ersten zehn Filmen handelte es sich um Produktfotos, die sie schnell durchgesehen hatte, gefolgt von einem halben Ordner voller Fotomodelle im Studio, die Henrik als Katalogbilder bezeichnete, und danach kamen endlich etwas privatere Aufnahmen. Partys, ein Open-Air-Konzert, dann Ansichten von Paris. Ein Mann und zwei Frauen tauchten immer wieder auf, aber keine von ihnen konnte Stina Hansson sein.
    »Hier«, brach es plötzlich aus Maria heraus, »ist sie das?«
    Sie reichte Malin den Ordner. Eine hellblonde Frau an einem Cafétisch in ungefähr zwanzig verschiedenen Posen. Aber es war nicht Stina Hansson.
    Malin wurde bewusst, dass sie überhaupt nicht wusste, wie Stina Hansson vor fünfzehn Jahren ausgesehen hatte. Lange oder kurze Haare? Hatte sie sich anders geschminkt? In Anbetracht der Tatsache, dass sie noch immer ziemlich jung aussah, hatte sie sich aber vielleicht gar nicht sehr verändert.
    »Die da hat ein viel schmaleres Gesicht. Und einen kleineren Mund.« Sie hatte die Züge vor Augen, die sie bei der Polizei durch die Scheibe gesehen hatte.
    Maria nahm den Ordner wieder an sich und blätterte weiter. Malin schlug den nächsten Ordner auf. Auf dem letzten Bildchen war ein kleiner verstrubbelter Kopf zwischen zwei brennenden Kerzen auf einem Küchentisch zu sehen. Sie erkannte sie sofort, und das Kribbeln in ihrem Bauch wuchs sich zu einem nervösen Flattern in ihrer Brust aus. Stina Hansson grinste breit in die Kamera, und der Tisch war für ein ganz besonderes Frühstück gedeckt, das Malin nur allzu vertraut war. Das Rührei, die knusprig gebratenen Baconscheiben, die Cocktailtomaten aus dem Ofen, die Karaffe Grapefruitsaft, Pastrami, Appenzeller, die hübsch arrangierten Gurken- und Avocadoscheiben und natürlich das Brot von der Riddarbageriet und die Cappuccinotassen. Genauso deckte Henrik den Tisch für sie, wenn sie Geburtstag hatte, aber manchmal überraschte er sie damit auch an einem normalen Samstag- oder Sonntagmorgen. Seit die Kinder da waren, kam es immer seltener vor, aber zumindest einige Male im Jahr.
    Da sie weder einen Kuchen noch Geschenke auf dem Bild entdecken konnte, war es vielleicht gar nicht Stinas Geburtstag. Oder sie standen auf dem Teil des Tisches, der nicht mit aufs Bild gekommen war.
    Der nächste Film enthielt mit Sicherheit auch Bilder von diesem Anlass, doch sie strich zögerlich über die Kante des Kontaktbogens. Wollte sie wirklich noch mehr sehen? Entschlossen blätterte sie um. Wie erwartet, gab es weitere Fotos von diesem gemütlichen Frühstück. Wahrscheinlich war es kein Geburtstag, denn sie sah noch immer keine Geschenke. Sie blätterte weiter. Und da

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