Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
Vom Netzwerk:
über den Parkplatz.
    Hastig löste Malin ihren Gurt und stieg aus. Sie umrundete das Heck ihres Wagens und stürzte auf Stina Hanssons Toyota zu.
    Sie donnerte ihre Faust auf das weiße Autodach. »Lass meine Familie in Ruhe, verdammt noch mal! Du sollst uns in Ruhe lassen. Verstanden?«
    Nach dem Wutausbruch tat Malin der Hals weh. Stina Hansson starrte sie zu Tode erschrocken durch die Scheibe an. Ein Tröpfchen Spucke war daran hängengeblieben.
3. September
Ich bin hier gefangen – in unserem früheren Wir. Ich glaube ja, dass alles wieder gut wird. Weil es so einfach nicht sein kann, ich hier ganz allein. Das ist nicht möglich. Aber manchmal blitzt etwas anderes auf. Böse Stimmen sagen, dass ich mich irre. Dass es vollkommen idiotisch ist, hier mit meinen bescheuerten Gefühlen zu sitzen, und dass dir total egal ist, was ich empfinde, ob ich lebendig oder tot bin, ob ich mich umbringe und einfach irgendwo vermodere. Dann hast du diesen angestrengten Gesichtsausdruck – weil du woanders sein willst. Ich stehe dir nur im Weg, mich willst du am liebsten loswerden. Das tut mir sehr weh. Ich kriege Angst, weil ich nicht weiß, woher ich die Kraft nehmen soll, um weiterzumachen – ich weiß ja kaum, wie ich es ertragen soll, darauf zu warten, dass alles gut wird, dass du es endlich verstehst und deinen Mut zusammennimmst oder was immer du tun musst, dass die Zeit dir beweisen wird, dass du es endlich wagen musst zurückzukommen. Du und ich. Wir gehören zusammen. Ich habe keine Ahnung, wie ich es schaffen soll, auf dich zu warten. Und wie soll ich es ertragen, falls ich mich getäuscht habe? Ich habe mich nicht getäuscht, ich weiß, dass ich mich nicht getäuscht habe, aber was, wenn doch? Dann kriege ich Angst und denke nur noch: Tod. Mein Tod, dein Tod. Ich weiß, dass mich nur hässliche und böse Phantasien überkommen, wenn ich diese Flashs habe. Flashs – wie kurze Blitze, ja, aber dunkle Blitze, wenn das Schwarze so undurchdringlich wird, dass es keine andere Seite mehr gibt, keinen Ausweg, keine Hoffnung. Vielleicht ist es nur ein albernes Klischee, dass die Hoffnung zuletzt stirbt. Aber wenn es doch stimmt, dann sind die dunklen Flashs das Ende, denn dann gibt es keine Hoffnung mehr, keine Fortsetzung. Die Dunkelheit ist so kompakt, sie ist erdig und doch noch schwerer als Erde. Wie erstarrtes schwarzes Formalin, und darin schwebe ich. Gefangen, unfähig – am Ende. Dies ist die totale Einsamkeit.
Soll ich versuchen, mir das Leben zu nehmen? Noch einmal. Die Pulsadern aufschneiden. Ein Messer. Kann ich das überhaupt? Mich selbst aufschlitzen? Es ist ein schöner Gedanke, aber könnte ich es auch tun?
Ein Messer. Ich töte dich. Eine scheußliche Vorstellung. Ich könnte dir nie etwas antun. Aber ich werde mich befreien. Der Gedanke macht mich frei.
Have you been down? Manchmal glaube ich, dass du innerlich vollkommen anders bist. Dass deine Gefühle dich nie gequält haben. Dass für dich alles einfach ist. Dass du mich längst vergessen hast.

38
     
    Malin betrachtete das sorgfältig arrangierte Rote-Bete-Carpaccio, das die redselige blonde Kellnerin vor sie hinstellte. Im Friheten schienen die letzten Sonnenstrahlen durch die hohen Fenster, die auf den Donners plats hinausgingen. Sie hatten einen der beiden Tische auf der Empore am Fenster bekommen. So konnte Malin das gesamte Lokal überblicken, die anderen Gäste eine halbe Treppe tiefer und die dunkle Bar.
    Henrik hob sein Glas und zog die Augenbrauen hoch. Die Kerzen auf dem Tisch spiegelten sich flackernd in seinem Weinglas.
    »Prost«, sagte er leise.
    Es war ein gutes Gefühl, ihn wieder zu Hause zu haben. Ein sehr gutes. Obwohl Stina Hanssons Brüste vor dem Glas herumhüpften. Sie teilten sich ein Glas Sauvignon Blanc zur Vorspeise. Mehr durfte Henrik nicht trinken. Er musste fahren.
    Maria hatte ihnen vorgeschlagen auszugehen, solange sie da war und auf die Kinder aufpassen konnte. Im ersten Moment hatte Malin gedacht, dass sie die beiden nicht allein lassen wollte, nicht einmal mit Maria, aber dann hatte sie ihre Meinung geändert. Vielleicht war es genau das, was sie brauchten. Ein bisschen Zeit für sich.
    Henrik erzählte von den Tagen in Barcelona. Sie waren lang und intensiv, aber nicht freudlos gewesen.
    »Es ist so typisch«, sagte er, »bei den Honorarverhandlungen sind sie knallhart, und dann schicken sie drei weitere Personen mit, die überhaupt keine Funktion haben, natürlich wird für alle Business Class gebucht, und dann

Weitere Kostenlose Bücher