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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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zusammenzubeißen und auf eine ganz banale Erklärung der Geschichte zu hoffen. Zwischen Malins wiederholten Versuchen, Maria zu erreichen, lauschten sie schweigend dem zischenden Geräusch der Reifen auf dem Asphalt. Keiner von beiden konnte sich aufraffen, das Radio einzuschalten.
    Vierzig Minuten später waren sie in Fårösund. Die Fähre lag noch am Kai, und der Schlagbaum war geöffnet. Eine Minute nach ihnen rollte ein Polizeiauto an Bord, und anschließend wurde sofort die Klappe geschlossen, und die Fähre fuhr ab, fünf Minuten zu früh.
    »Meinst du, die sind unterwegs zu uns?«, fragte Malin und warf einen Blick über die Schulter.
    »Vermutlich.«
    Meine Güte, dachte sie, weiter sind sie also noch nicht gekommen?
    »Ich gehe mal fragen«, erklärte sie.
    Noch bevor Henrik darauf etwas erwidern konnte, war sie auch schon ausgestiegen und klopfte an das Seitenfenster des Polizeiwagens. Sie erkannte den kahlköpfigen Polizisten, der die Scheibe herunterkurbelte, sofort. Er hatte auch vor der Schule gestanden, als Ellen verschwunden war. Neben ihm saß eine Polizistin mit Zöpfen.
    »Hallo«, sagte sie. »Sind Sie auf dem Weg zu uns?«
    »Das sind wir«, bestätigte Leif Knutsson.
    Er stieg aus und gab ihr die Hand. »Haben Sie noch immer nichts gehört?«
    »Nein, dabei rufe ich ständig an«, sagte Malin. »Ich habe es auch bei den Nachbarn versucht, aber die sind nicht zu Hause.«
    »Okay, dann fahren wir vor.«
    »Gut. Wir kommen so schnell wie möglich nach.«
    »Aber fahren Sie vorsichtig.« Leif Knutsson lächelte.
    »Na klar«, versprach sie.
    »Müssen wir noch etwas wissen?«
    »Ich glaube nicht. Meine Schwester ist mit Ellen und Axel, unseren beiden Kindern, zu Hause.«
    »Das wissen wir«, sagte er. »Wie sieht Ihre Schwester aus?«
    »So wie ich, nur blond.«
    »Aha, das ist einfach.«
    Malin wollte sich gerade umdrehen und gehen, als ihr etwas einfiel. »Wollen Sie vielleicht meinen Schlüssel mitnehmen, damit Sie im Notfall ins Haus können?«
    »Ja«, erwiderte Knutsson nachdenklich, »einen Augenblick.«
    Er steckte den Kopf in das Polizeiauto und wechselte einige Worte mit seiner Kollegin.
    »Es ist wahrscheinlich am besten, wenn Sie uns begleiten. Falls Sie nichts dagegen haben«, erklärte er, als er wieder aufgetaucht war.
    Malin brauchte nicht zu überlegen. Je früher sie zu Hause war, desto besser. Sie war um jede Sekunde dankbar.
    »Ich sage nur schnell meinem Mann Bescheid.«
    Der Streifenwagen fuhr mit Blaulicht, aber ohne Sirene. Über die ersten beiden Viehgitter waren sie hinübergerattert, nun fehlten nur noch zwei. Henrik hatten sie hinter sich gelassen. Die Geschwindigkeit war so hoch, dass das Auto wippte und beinahe abhob. Die Scheinwerferkegel glitten über den dunklen Wald und die eingezäunten Weiden und wurden plötzlich von den Augen eines Tiers reflektiert.
    Nun war es nicht mehr weit. Trotzdem wurde sie den Gedanken nicht los, dass sie und Henrik vor der Polizei an der Fähre gewesen waren. So weit waren Hilfe und Rettung entfernt, wenn man auf Fårö wohnte. Allmählich verstand sie die störrische Einstellung, die viele ältere Fåröer zur Welt jenseits ihrer Küsten pflegten. Hier konnte man sich nur auf sich selbst verlassen.
    Malin fummelte an ihrem Handy herum, rief aber nicht mehr an. Wie oft sie es auf dem Weg zur Fähre versucht hatte, wusste sie nicht mehr. Warum meldete Maria sich nicht?
    Aus Angst, ihre Phantasie könnte ein Szenario entwerfen, das sie nicht würde ertragen können, bemühte sie sich, nicht über mögliche Gründe nachzudenken. Stattdessen konzentrierte sie sich auf den Nacken von Leif Knutsson. Er hatte auf der Fahrt nicht viele Worte verloren. Die Frau dagegen, die Gunilla Borg hieß, hatte ihr einige Fragen nach Maria, den Kindern und dem Haus gestellt. Malin hatte das Gefühl, dass es der Beamtin vor allem darum ging, sie abzulenken.
    Unter den Reifen klapperte das dritte Viehgitter und kurz darauf das vierte.
    »Jetzt müssen wir rechts abbiegen«, sagte Malin.
    Leif Knutsson verlangsamte die Fahrt ein wenig, dennoch spritzte der Schotter nur so, als er die letzte Kurve vor dem Haus nahm. Nun zeichnete sich der große Holzstapel vor dem noch immer nicht ganz dunklen Himmel ab.
    Über Funk gab Gunilla Borg der Zentrale durch, dass sie die fragliche Adresse erreicht hatten. Leif Knutsson hielt direkt vor der Pforte neben Malins Honda an. Er drehte sich zu ihr um und bat sie, im Wagen zu warten, während er mit seiner Kollegin zum

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