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Nore Brand 03 - Racheläuten

Nore Brand 03 - Racheläuten

Titel: Nore Brand 03 - Racheläuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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freimütig gewesen sein.
    Die Zukunft der Firma war mit diesem Fall verknüpft. Früher oder später würde sie wissen, was sich im Hintergrund abgespielt hatte. Er räusperte sich und sprach langsam weiter. »Ich kann nicht begreifen, warum ein junger Mensch sich so etwas antun sollte.«
    Das war zu erwarten gewesen. Schmied gab dem Gespräch eine andere Richtung. Sie war ihm plötzlich zu nahe getreten. Es war um die Nachfolgeregelung gegangen. Ein Minenfeld.
    Er sprach nun langsamer und ließ sie nicht mehr aus den Augen. Er war nun auf der Hut vor ihr. Sie hatte ihn aufgeschreckt, und damit schien er nicht gerechnet zu haben.
    »Federico stand erst am Anfang, und seine Aussichten waren glänzend. Er konnte sich sozusagen in ein gemachtes Nest setzen. Er musste nur noch die eingefädelte Arbeit am Laufen halten. Diese Zytglogge-Miniatur, das war ein Wurf. Dieses Kunstwerk wird uns weit in die Zukunft katapultieren, denn es hat uns bis nach China gebracht.« Er lächelte zufrieden. »Am Anfang war ich mir nicht sicher, wie teuer diese Miniatur werden durfte, aber wer sich so eine Kostbarkeit leisten will, denkt mindestens in sechsstelligen Zahlen.« Er machte eine kleine Pause. »Frau Brand, wissen Sie, wie viele Millionäre in China leben? Im kommunistischen China? Es sind Millionen. Also leisten wir uns die besten Materialien und die besten Handwerker. Wir wollen unsere anspruchsvolle Kundschaft mehr als nur zufriedenstellen. Wir haben eine Nische in der Luxusbranche gefunden und die werden wir verteidigen. Noch mehr, wir werden sie ausbauen. Uhren und unser Land, das ist kein Klischee, das ist eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte, die noch lang nicht zu Ende ist.« Er schüttelte den Kopf und lächelte vor sich hin. »Mein Vater würde es nicht für möglich halten, dass wir mit dem ›roten China‹ die besten Geschäfte machen, unglaublich ist das.« Er wurde ernst. »Dieser Turm versinnbildlicht etwas, was ich nicht ganz fassen kann. Acht Zentimeter Höhe genügen dafür, da ist alles drin. Wer genug hat von Gigantomanie, der sucht das Wertvolle im Kleinen. Es gibt ein Mysterium der Miniatur, der Verkleinerung unserer Welt. Es muss wohl so sein, zu unserem Glück, aber außer Lebeau begreift das wohl keiner so ganz genau.«
    »Lebeau?«, wiederholte Nore Brand.
    »Ja, Max Lebeau, das ist mein bester Mitarbeiter. Die Idee der Miniatur stammt von ihm, aber entwickelt wurde das Produkt im Team. Es ist ein Gemeinschaftswerk.«
    Nino Zoppa hatte also recht.
    »Lebeau gehört auch zu den Verrückten dieser Welt. Jahrelang hat er daran gearbeitet, bis er uns davon erzählte, im richtigen Augenblick hat er losgelegt. Wie gesagt, diese Geschichte wird uns in den nächsten Jahren rund um den Globus bringen. Federico wusste das. Er war völlig vernarrt in diese Sache.«
    Sie schaute ihn an. Was wusste er wirklich von seinem Enkel?
    Kannte er ihn?
    Kaum.
    Oskar Schmied verschwieg nichts Wesentliches, was diesen Fall betraf. Aber er hatte seinen Enkel mit Sicherheit falsch eingeschätzt.
    Lügen brauchte er keine. Er hatte die alte Schule erlebt, und die lebte durch ihn weiter. Oskar Schmied betrachtete die Welt durch die Brille seiner Vorfahren und das würde ihm mit größter Wahrscheinlichkeit kaum jemals zu Bewusstsein kommen.
    »Wie viel hat Federico eigentlich verdient als Finanzchef?«, fragte sie, einem Impuls folgend.
    Oskar Schmied war überrascht. Die zweite Frage, die ihm zu direkt schien. Es ging um Geld, eine sehr delikate Sache. Seine Empfindlichkeit war eng an sein Geschäft gebunden.
    »Sie erwarten sicher nicht, dass ich eine Zahl nenne, oder?« Er lächelte nicht mehr. »Übrigens, Finanzchef ist ein großes Wort. Aber heutzutage müssen diese Titel klingen. Jeder will ein Chef sein. Und was das Gehalt betrifft, so habe ich dafür gesorgt, dass Federico sehr bescheiden beginnt. Das musste so sein. Wer eine Firma führen will, muss mit Geld umgehen und vor allem mit wenig haushalten können. Und«, er hob den Finger, »auch dann noch haushälterisch sein, wenn es nicht notwendig scheint. Das habe ich gerade noch rechtzeitig gelernt. Es war schon fast zu spät«, fügte er bei. »Meine Vorgänger haben sich nie große Löhne bezahlt. Und«, er suchte die Augen der Kommissarin, »Federico hat sich keinen Augenblick darüber beklagt. Deshalb war ich zutiefst davon überzeugt, dass er die wichtigste Qualität für diese verantwortungsvolle Arbeit mitbringt.«
    Er schaute an ihr vorbei in den Park. »Doch

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