Northanger Abbey
gehörte mir.«
»Und ich fürchte«, sagte Catherine, »ich verstehe so wenig von solchen Dingen, daß ich keine Ahnung habe, ob das billig oder teuer war.«
»Weder noch; ich hätt ihn auch für weniger bekommen, denke ich doch, aber ich hasse es, herumzufeilschen, und der arme Freeman brauchte das Geld.«
»Das war sehr freundlich von Ihnen«, sagte Catherine ganz angetan.
»O verd--, wenn man die Mittel hat, einem Freund was Gutes zu tun, dann soll man nicht kleinlich sein.«
Nun folgten Erkundigungen, wohin die jungen Damen denn unterwegs seien; und sobald man ihr Ziel erfuhr, war es beschlossene Sache, daß die Herren sie zu den Edgar’s Buildings begleiten und Mrs. Thorpe begrüßen sollten. James und Isabella gingen voraus; und so einverstanden war letztere mit ihrem Los, so vollauf zufrieden in ihrem Bemühen, dem ihr als Freund des Bruders und Bruder der Freundin gleich zweifach Anempfohlenen den Weg angenehm zu machen, so rein und unkokett waren ihre Empfindungen, daß es ihr, obgleich sie die beiden mißliebigen jungen Männer in der Milsom Street überholten, fernlag, ihre Aufmerksamkeit erregen zu wollen, und sie sich nur dreimal nach ihnen umdrehte.
John Thorpe für seinen Teil blieb an Catherines Seite und brachte, nachdem sie ein paar Minuten geschwiegen hatten,die Sprache wieder auf sein Gig. »Sie könnten allerdings feststellen, Miss Morland, daß manche Leute das billig fänden, denn ich hätte es schon einen Tag später für zehn Guineen mehr verkaufen können – Jackson vom Oriel-College hat mir auf der Stelle sechzig geboten, Morland war dabei.«
»Ja«, sagte Morland, der das gehört hatte, »aber du vergißt, daß das für dein Pferd mitgalt.«
»Mein Pferd! Verd--, mein Pferd würd ich für hundert nicht hergeben. Fahren Sie gerne im offenen Wagen, Miss Morland?«
»Ja, sehr; ich hatte bisher fast nie die Gelegenheit, aber ich fahre furchtbar gern im Wagen.«
»Das ist gut; ich werde Sie jeden Tag in meinem ausfahren.«
»Danke«, sagte Catherine etwas beklommen, denn sie wußte nicht recht, ob es sich schickte, solch ein Angebot anzunehmen.
»Gleich morgen fahr ich Sie rauf nach Lansdown Hill.«
»Danke, aber braucht Ihr Pferd nicht Ruhe?«
»Ruhe? Der Gaul ist heute nur dreiundzwanzig Meilen getrabt; purer Unsinn, nichts schadet Pferden so sehr wie Ruhe, nichts verdirbt sie so schnell. Nein, nein, ich werde meins um die vier Stunden täglich bewegen, solange ich hier bin.«
»Tatsächlich«, sagte Catherine ernsthaft, »das wären dann vierzig Meilen am Tag.«
»Vierzig? Von mir aus dürfen’s auch fünfzig sein! Gut, dann fahre ich Sie morgen also nach Lansdown rauf, Sie können auf mich zählen.«
»Wie herrlich das wird«, rief Isabella und drehte sich um, »meine liebe Catherine, ich beneide dich richtig; aber ich fürchte, Bruder, du wirst keinen Platz für jemand Dritten haben.«
»Jemand Dritten! Gott bewahre: ich bin nicht nach Bath gekommen, um meine Schwestern durch die Gegend zukutschieren, das wär ja gelacht. Nein, um dich muß sich Morland kümmern.«
Dies hatte einen Austausch von Artigkeiten zwischen den anderen beiden zur Folge; doch Catherine hörte weder die Einzelheiten noch das Ergebnis. Die Konversation ihres Begleiters, bis dahin angeregt im Tonfall, flachte nun ab zu knappen, kategorischen Äußerungen des Lobs oder Tadels bei jedem Frauengesicht, das ihnen begegnete; und nachdem Catherine nach besten Kräften zugehört und zugestimmt hatte – so höflich und ehrerbietig wie wohl jedes junge Mädchen, für das eine eigene Meinung zu riskieren hieße, einem selbstbewußten Mann zu widersprechen, zumal wo es um die Schönheit ihres Geschlechts geht –, wagte sie es schließlich, mit einer Frage vom Thema abzulenken, die ihr Gemüt schon des längeren beschäftigte; sie lautete: »Haben Sie vielleicht
Udolpho
gelesen, Mr. Thorpe?«
»
Udolpho?
Großer Gott, ich doch nicht; ich lese nie Romane, ich hab meine Zeit schließlich nicht gestohlen.«
Catherine, gedemütigt und beschämt, wollte sich schon für ihre Frage entschuldigen, aber er kam ihr zuvor, indem er sagte: »Romane quellen doch alle nur über von Unsinn und dummem Zeug; seit
Tom Jones
14 ist kein auch nur halbwegs annehmbarer mehr herausgekommen – außer
Der Mönch
15 , den hab ich neulich gelesen; aber die anderen sind doch alle miteinander das nutzloseste von der Welt.«
»Ich glaube,
Udolpho
würde Ihnen gefallen, wenn Sie es lesen würden; es ist so unglaublich
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