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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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du dir nur denken kannst. Ich finde sie engelhaft schön, und ich bin so böse auf die Männer, daß sie ihr nicht zu Füßen liegen! – Ich schelte sie alle kräftig aus dafür.«
    »Sie ausschelten! Du schiltst sie aus, weil sie ihr nicht zu Füßen liegen?«
    »Aber ja. Für meine Freunde tue ich alles. Entweder ich schenke mein Herz ganz oder gar nicht, so bin ich eben veranlagt. Meine Zuneigung fällt immer ungemein stark aus. Bei einer unserer Gesellschaften letzten Winter habe ich Captain Hunt ins Gesicht gesagt, wenn er mich den ganzen Abend so weiterneckt, dann tanze ich nicht mehr mit ihm, ehe er nicht eingesteht, daß Miss Andrews engelhaft schön ist. Die Männer trauen uns keinen wahren Freundessinn zu, weißt du, und ich bin fest entschlossen, sie eines Besseren zu belehren. Wenn ich zum Beispiel hören würde, daß jemand abschätzig von dir spricht, dann würde ich sofort außer mir geraten: – aber das wird nicht passieren, denn Mädchen wie du sind bei den Männern ja immer am allerbeliebtesten.«
    »Du meine Güte«, rief Catherine errötend, »wie kannst du so etwas sagen?«
    »Ich kenne dich gut genug; du bist so lebhaft, und genau das fehlt Miss Andrews, denn ich muß gestehen, sie hat etwas unglaublich Fades an sich. Oh! das muß ich dir ja noch erzählen – als wir gestern auseinandergingen, fiel mir ein junger Mann auf, der dir ganz tiefernst nachgeschaut hat – ich bin sicher, er ist in dich verliebt.« Catherine wies auch dies errötend von sich. Isabella lachte. »Das ist die Wahrheit, ich schwör’s dir, aber ich sehe ja, wie es sich verhält: du bist gleichgültig gegen jedermanns Bewunderung außer gegen die eines ganz bestimmten Gentleman, den wir nicht beim Namen nennen wollen. Nein, ich kann’s dir nicht verdenken – (in ernsterem Ton nun) – deine Gefühle sind ja nur begreiflich. Wenn unser Herz vergeben ist, das weiß ich nur zu gut, dann lassen uns die Aufmerksamkeiten anderer ungerührt. Alles bis auf den Gegenstand unserer Liebe selbst wirkt so schal, so uninteressant! Ich kann deine Gefühle bestens verstehen.«
    »Aber du solltest mich nicht dazu verleiten, so sehr vielan Mr. Tilney zu denken, denn vielleicht sehe ich ihn nie wieder.«
    »Ihn nie wiedersehen! Meine Liebste, Beste, sag so etwas nicht. Ich bin mir sicher, du wärst todunglücklich, wenn du das wirklich dächtest.«
    »Aber nein, ganz bestimmt nicht. Ich will nicht so tun, als hätte er mir nicht sehr gefallen, aber solange ich nur
Udolpho
lesen kann, fühle ich mich gegen alles Unglück gefeit. Oh! dieser grausige schwarze Schleier! Meine liebe Isabella, ich könnte schwören, daß dahinter das Skelett von Laurentina liegt.«
    »Es kommt mir so seltsam vor, daß du
Udolpho
bisher noch nicht kanntest, aber wahrscheinlich hat Mrs. Morland ja etwas gegen Romane?«
    »Nein, überhaupt nicht. Sie liest immer wieder
Sir Charles Grandison
13 , nur neue Bücher finden selten zu uns.«
    »
Sir Charles Grandison!
Ist das nicht schaurig öde? – Ich weiß noch, daß Miss Andrews es nicht mal bis zum Ende des ersten Bandes geschafft hat.«
    »Es ist ganz anders als
Udolpho
, aber ich finde es trotzdem sehr unterhaltsam.«
    »Im Ernst! – wie erstaunlich; ich dachte, es ist völlig unlesbar. Aber, meine liebste Catherine, hast du schon entschieden, was du heute abend als Kopfputz tragen willst? Ich bin fest entschlossen, mich ganz genauso herzurichten wie du. So etwas fällt den Männern manchmal auf, weißt du.«
    »Aber selbst wenn, hat das doch nichts zu bedeuten«, sagte Catherine arglos.
    »Zu bedeuten! Guter Gott! Ich mache es mir zur Regel, mich nie darum zu kümmern, was sie sagen. Sie werden oft unglaublich unverschämt, wenn man sie nicht hart anfaßt und in ihre Schranken weist.«
    »Ach wirklich? Also, davon habe ich noch nie etwas bemerkt. Zu mir sind sie immer sehr höflich.«
    »Oh! sie bilden sich ja so viel ein. Sie sind die aufgeblasenstenKreaturen auf Gottes Erdboden und nehmen sich dermaßen wichtig! – Ach, übrigens, das wollte ich dich schon hundertmal gefragt haben, aber ich vergesse es immer: Welche Haarfarbe magst du bei einem Mann am liebsten? Sind dir Dunkle lieber oder Blonde?«
    »Ich weiß gar nicht. Darüber habe ich noch nie so recht nachgedacht. Irgend etwas zwischendrin, glaube ich. Braun – nicht zu hell, aber zu dunkel auch nicht.«
    »Da siehst du’s, Catherine. Genau das ist er. Ich habe deine Beschreibung von Mr. Tilney nicht vergessen: – ›bräunliche Haut mit dunklen

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