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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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spannend.«
    »Das lese ich ganz bestimmt nicht. Nein, wenn ich irgendeinen Roman lesen würde, dann müßte es schon einer von Mrs. Radcliffe sein; die sind wenigstens kurzweilig, die kann man lesen, da kommen unterhaltsame Dinge vor, nicht so ein Krampf.«
    »
Udolpho
ist von Mrs. Radcliffe«, sagte Catherine zaghaft, voll Sorge, ihn damit zu kränken.
    »Ach so? Stimmt, jetzt erinnere ich mich; ich dachte andieses andere blödsinnige Buch, von dieser Frau, um die so ein Getue gemacht wird, die mit dem französischen Auswanderer als Mann.«
    »Sie meinen wahrscheinlich
Camilla

    »Ja, das ist das Buch; so ein gekünstelter Krampf! – Ein alter Mann auf einer Wippe 16 Ich hab mal den ersten Band in die Hand genommen und kurz reingeschaut, aber ich hab gleich gesehen, daß es nichts taugt; nein, eigentlich wußte ich schon, was für ein Krampf das sein muß, bevor ich’s überhaupt nur gesehen habe; sobald ich gehört hatte, daß sie einen Emigranten geheiratet hat, war für mich klar, daß ich es nicht zu Ende lesen kann.«
    »Ich kenne es gar nicht.«
    »Nicht schade drum, glauben Sie’s mir; es ist der schauerlichste Unsinn, den man sich nur denken kann; es kommt überhaupt nichts drin vor außer diesem alten Kerl, der auf einem Brett wippt und Latein lernt, und darauf haben Sie mein Wort.«
    Mit diesem Resümee, dessen Pointiertheit an die arme Catherine leider verschwendet war, langten sie vor Mrs. Thorpes Quartier an, und die Gefühle des klarsichtigen und vorurteilsfreien Lesers von
Camilla
machten Platz für die des pflichteifrigen und liebevollen Sohnes, denn im Flur kam ihnen Mrs. Thorpe entgegen, die sie bereits von oben erspäht hatte. »Na, Mutter, wie geht’s, wie steht’s?« sagte er und schüttelte ihr derb die Hand, »wo hast du diesen Witz von einem Hut her? Wie eine alte Hexe siehst du damit aus. Morland und ich wollen dich ein paar Tage besuchen, also mußt du dich nach zwei guten Betten hier in der Nähe umschauen.« Und diese Anrede schien all die innigsten Wünsche des Mutterherzens vollauf zu befriedigen, denn sie hieß ihn voll Hingabe und Frohlocken willkommen. Seinen beiden jüngeren Schwestern ließ er sodann ihr verdientes Maß an brüderlicher Zärtlichkeit angedeihen, indem er sie beide fragte, wie es ihnen gehe, und feststellte, daß sie beide sehr häßlich aussähen.
    Dieses Benehmen gefiel Catherine gar nicht, aber er war James’ Freund und Isabellas Bruder; und sie ließ sich in ihrem Urteil zusätzlich dadurch bestechen, daß Isabella sie, während sie zu zweit den neuen Hut begutachteten, sogleich wissen ließ, John halte sie für das reizendste Mädchen der Welt, und daß John selbst sie, bevor sie sich trennten, für den Abend zum Tanz verpflichtete. Wäre sie älter oder eitler gewesen, hätten solche Vorstöße wohl wenig ausgerichtet; wo hingegen Jugend und Schüchternheit zusammenkommen, bedarf es schon eines außergewöhnlichen Grades an Einsicht, um nicht gern das reizendste Mädchen der Welt genannt und so zeitig als Tanzdame erkoren zu werden; und die Folge war, daß Catherine, als beide Morlands sich nach einer Stunde im Hause Thorpe gemeinsam zu den Allens aufmachten und James sie, kaum daß die Tür hinter ihnen zufiel, fragte: »Und, Catherine, wie gefällt dir mein Freund Thorpe?«, nicht »Überhaupt nicht« antwortete, wie sie das ohne die Nachhilfe von Freundschaft und Schmeichelei höchstwahrscheinlich getan hätte, sondern prompt erwiderte: »Er gefällt mir sehr gut; er macht einen sehr angenehmen Eindruck.«
    »Er ist so gutmütig, wie ein Mensch nur sein kann; ein bißchen großmäulig, aber das ist bei eurem Geschlecht ja eher eine Empfehlung, scheint mir; und wie gefällt dir die restliche Familie?«
    »Sehr, sehr gut; ganz besonders Isabella.«
    »Ich bin sehr froh, daß du das sagst; sie ist genau die Art junger Frau, die ich als Umgang für dich wünschenswert finde; sie ist so vernünftig und so durch und durch ungekünstelt und liebenswert; ich wollte schon immer, daß du sie kennenlernst, und sie hat dich ja offenbar sehr ins Herz geschlossen. Sie lobt dich in den höchsten Tönen; und ein Lob aus dem Mund eines Mädchens wie Miss Thorpe, Catherine« – er faßte liebevoll nach ihrer Hand – »ist etwas, worauf selbst du stolz sein kannst.«
    »Das bin ich auch«, erwiderte sie; »ich mag sie furchtbargern, und ich bin ja so froh, daß du sie auch magst. Du hast sie fast überhaupt nicht erwähnt, als du mir nach deinem Besuch bei ihnen

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