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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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spreche von ihrem Sohn.«
    Catherine war enttäuscht und verstimmt. So haarscharfnur, schien ihr, hatte sie das Ziel ihrer Wünsche verfehlt; und diese Überzeugung ließ sie nicht eben freundlich reagieren, als kurz darauf John Thorpe zu ihr trat und sagte: »Na, Miss Morland, dann wollen wir mal wieder das Tanzbein schwingen.«
    »Ach nein, besten Dank, unsere beiden Tänze sind vorbei; und außerdem bin ich müde und habe nicht vor, überhaupt noch einmal zu tanzen.«
    »Wie? – Gut, dann laufen wir herum und lästern über die Leute. Kommen Sie mit, dann zeig ich Ihnen die vier größten Witzfiguren im Saal: meine beiden kleinen Schwestern und ihre Tanzherren. Ich lache mich seit einer halben Stunde schief über sie.«
    Wieder entschuldigte Catherine sich; und schließlich zog er ab, um sich allein schiefzulachen. Der Rest des Abends verlief sehr öde für sie; Mr. Tilney nahm den Tee nicht mit ihnen ein, sondern mit der Gesellschaft seiner Partnerin; Miss Tilney saß zwar bei ihnen, aber nicht in Catherines Nähe, und James und Isabella waren so beschäftigt miteinander, daß diese für ihre Freundin nicht mehr erübrigen konnte als gerade
ein
Lächeln,
einen
Händedruck und
ein
»liebste Catherine«.

IX. KAPITEL
    Das Elend, in das die Ereignisse des Abends Catherine stürzten, durchlief folgende Stadien: Solange sie noch im Ballsaal weilte, äußerte es sich zunächst in einem allgemeinen Unmut gegen ihre gesamte Umgebung, welcher alsbald eine ungeheuere Mattigkeit nach sich zog, gepaart mit einem brennenden Verlangen heimzugehen. Letzteres schlug, sowie sie in der Pulteney Street ankamen, in einen Bärenhunger um, und als dieser gestillt war, in eine unbezähmbare Sehnsucht nach ihrem Bett; das war der Höhepunkt ihres Unglücks; denn kaum lag sie, fiel sie in einen festen Schlaf, der neun Stunden andauerte und aus dem sie erquickt und in bester Stimmung erwachte, mit neuen Hoffnungen und neuen Plänen. Ihr erster Herzenswunsch war es, ihre Bekanntschaft mit Miss Tilney zu vertiefen, und beinah ihr erster Vorsatz, zu diesem Zweck nach Mittag die Trinkhalle aufzusuchen. In der Trinkhalle würde sich jemand so frisch in Bath Angekommenes doch sicherlich antreffen lassen – und so gute Dienste hatte jener Ort ihr in der Vergangenheit schon bei der Entdeckung weiblicher Vortrefflichkeit und dem Ausleben weiblicher Zweisamkeit geleistet, so vorzüglich geeignet schien er ihr für geheime Gespräche und schrankenlose Vertraulichkeiten, daß sie gleichsam mit Fug und Recht darauf baute, in seinen Mauern nun eine weitere Freundin zu finden. Nachdem ihr Plan soweit gefaßt war, setzte sie sich nach dem Frühstück in aller Ruhe zum Lesen hin, um an diesem Platz und bei dieser Tätigkeit auszuharren, bis die Uhr eins schlug – aus langer Gewohnheit unangefochtendurch die Bemerkungen und Ausrufe von Mrs. Allen, deren Hirn so klein und deren Kopf so leer war, daß sie, wenngleich sie nie sonderlich viel sagte, doch auch nie ganz stillschwieg und deshalb, während sie über ihrer Handarbeit saß, es nie unerwähnt lassen konnte, wenn sie ihre Nadel verlor oder ihr der Faden riß, wenn sie eine Kutsche auf der Straße hörte oder ein Stäubchen auf ihrem Kleid entdeckte; nein, sie mußte es laut bemerken, ob nun jemand zu einer Antwort aufgelegt war oder nicht. Gegen halb eins ließ ein überlautes Klopfen sie zum Fenster stürzen, und ihr blieb kaum Zeit, Catherine mitzuteilen, daß zwei offene Wagen vor der Tür hielten, in deren erstem nur ein Diener sitze, im zweiten aber ihr Bruder mit Miss Thorpe, als schon John Thorpe die Treppe heraufgepoltert kam und rief: »So, Miss Morland, da bin ich. Warten Sie schon lang? Wir haben es nicht eher geschafft, dieses alte Schlitzohr von einem Kutschenmacher hat eine halbe Ewigkeit gebraucht, um eine Kiste zu finden, in die ein Christenmensch einsteigen kann, und jetzt steht es zehntausend zu eins, daß das Ding unter ihnen entzweibricht, ehe wir auch nur am Ende der Straße ankommen. Wie geht’s Ihnen, Mrs. Allen? Famos, der Ball gestern, was? Kommen Sie, Miss Morland, machen Sie schnell, die anderen haben es verteufelt eilig loszukommen, sie wollen ihren Purzelbaum hinter sich bringen.«
    »Wovon reden Sie?« fragte Catherine, »wohin wollen Sie denn?«
    »Wo wir hinwollen? Ja, haben Sie denn unsere Verabredung vergessen! Wir wollten doch heute vormittag alle zusammen ausfahren. Was haben Sie bloß im Kopf? Wir fahren nach Claverton Down 17 .«
    »Ach ja, davon war die Rede,

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