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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Tanzen auf. Dieses an sich so beglückende Kompliment stürzte die Dame in höchste Nöte; und das Bedauern, mit dem sie ablehnen mußte, kam ihr so hörbar von Herzen, daß Thorpe, der gleich darauf an ihrer Seite auftauchte, eine halbe Minute früher vielleicht hätte finden können, sie nehme es über Gebühr schwer. Die Nonchalance, mit der er ihr mitteilte, daß er sie habe warten lassen, versöhnte sie keineswegs mit ihrem Los; und auch die Einzelheiten, die er ihr auf dem Weg zur Tanzfläche berichtete, über die Pferde und Hunde des Freundes, von dem er gerade kam, und über die Terrier, die sie zu tauschen gedachten, faszinierten sie nicht so sehr, daß sie sich nicht mehrmals nach dem Teil des Saals umdrehte, in dem sie Mr. Tilney wußte. Von ihrer lieben Isabella, der sie letzteren nur zu gern gezeigt hätte, war nichts zu sehen. Sie tanzten in verschiedenen Reihen. Catherine hatte ihre Gruppe verloren, sie war getrennt von allen, die sie kannte; – eine Kränkung jagte die andere; woraus sie den lehrreichen Schluß zog, daß eine junge Dame, die sich noch vor dem Ball einem Partner verspricht, damit ihr Prestige wie auch ihr Vergnügen nicht unbedingtvermehrt. Eine Berührung an der Schulter riß sie aus solch bitterem Sinnieren, und als sie sich umwandte, stand hinter ihr Mrs. Hughes mit Miss Tilney und einem Gentleman. »Bitte entschuldigen Sie, daß ich so frei bin, Miss Morland«, sagte sie, »aber Miss Thorpe kann ich beim besten Willen nirgends entdecken, und Mrs. Thorpe meinte, Sie würden gewiß nichts dagegen haben, diese junge Dame neben sich tanzen zu lassen.« Kein Mensch im ganzen Saal hätte Mrs. Hughes’ Bitte bereitwilliger entsprechen können als Catherine. Die jungen Damen wurden einander vorgestellt, Miss Tilney zeigte sich gebührend dankbar, Miss Morland wehrte mit dem Feingefühl wahrer Großzügigkeit ab; und Mrs. Hughes, sehr zufrieden, ihren jungen Schützling so achtbar untergebracht zu wissen, kehrte zu den Ihren zurück.
    Miss Tilney hatte eine gute Figur, hübsche Züge und einen sehr freundlichen Gesichtsausdruck; und wenn ihr auch der ausgeprägte Geltungswille und modische Anspruch von Miss Thorpe abging, hatte sie doch mehr echte Eleganz. Ihre Manieren zeugten von gutem Verstand und guter Kinderstube, sie war weder schüchtern noch übertrieben offenherzig, und es gelang ihr, jung und auf einem Ball zu sein, ohne die Aufmerksamkeit jedes einzelnen Mannes in ihrer Umgebung auf sich ziehen zu wollen und ohne noch die trivialste kleine Begebenheit gleich zum Anlaß für Stürme ekstatischen Entzückens oder unaussprechlicher Entrüstung zu nehmen. Catherine, von ihrem Auftreten ebenso eingenommen wie von ihrer Verbindung zu Mr. Tilney, wünschte sehr, sie näher kennenzulernen, und richtete zu diesem Zweck das Wort an sie, sooft ihr eine geeignete Bemerkung einfiel und sie Mut und Zeit fand, sie anzubringen. Aber die Hürden, die das häufige Fehlen einer oder mehrerer dieser Voraussetzungen einer allzu schnellen Vertrautheit in den Weg stellte, ließen die Damen über die Anfänge einer Bekanntschaft nicht hinauskommen, sprich, über die wechselseitigen Erkundigungen danach, wie gut es einer jeden in Bath gefiel, wie beeindrucktsie von der Architektur und der umliegenden Landschaft war, ob sie zeichnete, Klavier spielte oder sang und ob sie Spaß am Reiten hatte.
    Kaum waren die beiden Tänze vorüber, da wurde Catherines Arm zart von ihrer getreuen Isabella ergriffen, die lebhaft ausrief: »Endlich hab ich dich wieder. Meine Liebste, Beste, ich habe dich bestimmt eine Stunde gesucht. Wie konntest du nur in dieser Reihe tanzen, wo du genau wußtest, daß ich in der anderen bin? Es war schrecklich ohne dich.«
    »Meine liebe Isabella, wie hätte ich denn zu dir gelangen sollen? Ich konnte ja nicht einmal sehen, wo du warst.«
    »Genau das hab ich deinem Bruder die ganze Zeit über gesagt – aber er wollte mir einfach nicht glauben. Bitte gehen Sie und suchen Sie sie, Mr. Morland, hab ich gesagt – aber vergebens – nicht vom Fleck hat er sich gerührt. War es nicht so, Mr. Morland? Aber ihr Männer seid ja alle so über die Maßen träge. Ich habe derart mit ihm gescholten, meine liebe Catherine – du hättest deinen Ohren nicht getraut. Du weißt, wie ich mit solchen Leuten umspringe.«
    »Siehst du die junge Dame mit dem weißen Perlschmuck um den Kopf?« flüsterte Catherine, indem sie ihre Freundin von James wegzog. »Das ist die Schwester von Mr. Tilney.«
    »O

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