Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
Vom Netzwerk:
wird kein sehr guter Ball. Die Mitchells wollten auch nichtgehen, das weiß ich. Was tun mir alle leid, die jetzt da sind! Aber Sie zieht es sicher hin, stimmt’s, Mr. Morland? Ich sehe es Ihnen doch an! Nein, bitte, lassen Sie sich durch niemanden hier zurückhalten, ich versichere Ihnen, daß wir bestens ohne Sie auskommen werden, aber ihr Männer haltet euch ja alle für so unersetzbar.«
    Catherine hätte ihr fast vorwerfen können, es an Anteilnahme für sie und ihre Kümmernisse mangeln zu lassen, so wenig bedrückt schien sie und so überaus unzureichend war der Trost, den sie der Freundin spendete. »Sei nicht so trüb, meine Liebste, Beste«, flüsterte sie. »Du marterst mir das Herz. Es war eine Ungeheuerlichkeit, natürlich war es das, aber die Schuld trifft voll und ganz die Tilneys. Warum konnten sie nicht pünktlicher sein? Es war matschig, sicher, aber was tut das schon? John und mir hätte es kein bißchen ausgemacht, das verspreche ich dir. Ich nehme noch ganz anderes auf mich, wo es um das Wohl meiner Freunde geht, so bin ich nun mal veranlagt, und bei John ist es nicht anders; er fühlt ungeheuer stark. Gütiger Himmel! was für ein phantastisches Blatt du da hast! Könige, nein wirklich! Nichts könnte mich mehr freuen, es ist mir fünfzigmal lieber, du hast sie, als daß ich sie habe.«
    Und damit verbanne ich meine Heldin auf ihre ruhlose Lagerstatt, die das Los einer jeden wahren Heldin ist – auf Kissen, die mit Dornen bestreut und von Tränen getränkt sind. Und glücklich darf sie sich preisen, wenn sie in den nächsten drei Monaten wenigstens eine Nacht durchschlafen kann.

XII. KAPITEL
    »Mrs. Allen«, sagte Catherine am nächsten Morgen, »spricht wohl etwas dagegen, wenn ich heute zu Miss Tilney gehe? Ich werde keinen Frieden haben, ehe ich ihr nicht alles erklärt habe.«
    »Geh unbedingt, Liebes, nur zieh dir ein weißes Kleid an; Miss Tilney trägt immer Weiß.«
    Catherine gehorchte willig und harrte, nun da sie ordnungsgemäß ausstaffiert war, ungeduldiger denn je ihres Aufbruchs zur Trinkhalle, um dort die Adresse des Generals nachzuschlagen; denn obwohl sie zu wissen meinte, daß die Tilneys in der Milsom Street wohnten, war sie sich nicht sicher, in welchem Haus, und Mrs. Allens schwankende Überzeugungen verstärkten ihre Zweifel nur. Die Milsom Street stimmte, und nachdem sie sich auch der Hausnummer vergewissert hatte, hastete sie eifrigen Schritts und hämmernden Herzens davon, um ihren Besuch abzustatten, Rechenschaft für ihr Benehmen zu geben und die Absolution zu erlangen; leichtfüßig trippelte sie über den Kirchplatz, und mit eisernem Willen drehte sie den Kopf weg, um nicht ihrer geliebten Isabella und deren lieber Familie ansichtig zu werden, die sie mit gutem Grund in einem Geschäft ganz nahebei vermutete. Sie erreichte das Haus ohne Zwischenfall, überprüfte nochmals die Nummer, klopfte an die Tür und fragte nach Miss Tilney. Der Diener glaubte, daß Miss Tilney da war, wußte es jedoch nicht mit Sicherheit. Ob sie wohl ihren Namen hinaufschicken wolle? Sie gab ihm ihre Karte. Nach wenigen Minuten kam er zurück und teilte ihr mit einemBlick, der seine Worte nicht recht bestätigen wollte, mit, er habe sich geirrt, Miss Tilney sei ausgegangen. Glutrot vor Verlegenheit verließ Catherine das Haus. Sie war fast überzeugt, daß Miss Tilney sehr wohl daheim und nur zu beleidigt war, um sie zu empfangen; und als sie unter den Salonfenstern entlangging, konnte sie es sich nicht versagen hinaufzuspähen, falls sie dort stand, aber sie sah niemanden. An der nächsten Ecke jedoch schaute sie nochmals zurück, und da, nicht am Fenster, sondern an der Tür, erblickte sie Miss Tilney, die eben auf die Straße trat. Ihr folgte ein Herr, ihr Vater, wie Catherine annahm, und die beiden wandten sich in Richtung der Edgar’s Buildings. Tiefverletzt setzte Catherine ihren Weg fort. Es war eine so böse Ungehörigkeit, daß sie fast selber böse werden wollte, aber sie unterdrückte die Regung; sie hielt sich ihre eigene Unerfahrenheit vor. Was wußte sie, wie ein Fehltritt wie der ihre nach den Gesetzen mondäner Höflichkeit einzustufen war – zu welchem Grad der Unerbittlichkeit er berechtigtermaßen Anlaß gab und welchen gesellschaftlichen Härten er sie im Zuge der Vergeltung aussetzen mochte?
    So geknickt und gedemütigt war sie, daß sie sogar erwog, am Abend nicht mit den anderen ins Theater zu gehen; doch diese Erwägung war zugegebenermaßen nicht von Dauer;

Weitere Kostenlose Bücher