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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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dies oder das zu tun?«
    »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Dann haben wir sehr ungleiche Voraussetzungen, denn ich verstehe Sie voll und ganz.«
    »Mich? Ja, sicher, ich kann nicht gut genug reden, um unverständlich zu sein.«
    »Bravo – eine ausgezeichnete Satire auf die moderne Sprache.«
    »Aber sagen Sie mir doch, was haben Sie gemeint?«
    »Soll ich das wirklich? Wollen Sie das ernsthaft? Aber Sie machen sich die Konsequenzen nicht klar; es wird Sie furchtbar in Verlegenheit setzen und führt ganz sicher zu Mißhelligkeiten zwischen uns.«
    »Nein, nein, das wird es beides nicht, ich habe keine Befürchtungen.«
    »Also gut. Ich meinte einfach, wenn Sie denken, mein Bruder wollte aus purer Nettigkeit mit Miss Thorpe tanzen, dann zeigt das, daß der Rest der Welt an Nettigkeit nicht mit Ihnen mithalten kann.«
    Catherine errötete und stritt es ab, und seine Prophezeiung war erfüllt. Es war jedoch etwas an seinen Worten, das sie für den Schmerz der Verwirrung entschädigte; und dieses Etwasbeschäftigte sie so, daß sie eine Zeitlang ganz in Gedanken versank, völlig vergaß, zu sprechen oder zuzuhören, ja beinahe vergaß, wo sie war; bis Isabellas Stimme sie aus ihrem Sinnen riß; da blickte sie auf und sah die Freundin zusammen mit Captain Tilney, wie sie ihnen von der anderen Seite die Hände entgegenstreckten.
    Isabella zuckte die Achseln und lächelte – der in diesem Moment einzig mögliche Kommentar zu einer solch außerordentlichen Wandlung. Catherine allerdings reichte er als Erklärung nicht aus, und sie machte ihrem Erstaunen gegenüber ihrem Tanzpartner Luft.
    »Ich begreife nicht, wie das angehen kann. Isabella war so fest entschlossen, nicht zu tanzen.«
    »Und hat Isabella ihre Meinung in der Vergangenheit nie geändert?«
    »Ja, aber wo doch … und Ihr Bruder! … Nach dem, was Sie ihm von mir ausgerichtet haben – wie kam er dazu, sie überhaupt aufzufordern?«
    »Darüber kann ich nun keine große Überraschung empfinden. Sie sagen mir, ich muß mich über Ihre Freundin wundern, also wundere ich mich; aber das Verhalten meines Bruders in der Sache, muß ich gestehen, ist genau, was ich von ihm erwartet habe. Die Schönheit Ihrer Freundin wareine sichtbare Lockung – ihre Standhaftigkeit konnten nur Sie allein sehen.«
    »Sie lachen, aber glauben Sie mir, Isabella ist normalerweise höchst standhaft.«
    »Von wem läßt sich das nicht sagen. Nur, immer standhaft bleiben heißt oft störrisch sein. Den rechten Moment zum Nachgeben zu erkennen, das ist die Kunst, und ohne mich für meinen Bruder stark machen zu wollen, scheint mir doch Miss Thorpes Entscheidung für den jetzigen Zeitpunkt keine ganz schlechte Wahl.«
    Den Freundinnen bot sich keine Chance auf ein vertrauliches Wort, bis der Tanz vorüber war; dann aber, als sie Arm in Arm durch den Saal schlenderten, rechtfertigte Isabella sichso: »Dein Erstaunen wundert mich ganz und gar nicht; und ich bin wirklich vollkommen ausgelaugt. Er ist so ein Großmaul! – Nicht unamüsant vielleicht, wenn ich nicht innerlich meilenweit fort gewesen wäre; aber ich hätte alles darum gegeben, einfach still dasitzen zu dürfen.«
    »Warum hast du es dann nicht getan?«
    »Ach du Liebe! es hätte so merkwürdig ausgesehen; und du weißt ja, daß mir das immer schauderhaft ist. Ich habe mich so lange gesträubt wie nur möglich, aber er wollte sich partout nicht abweisen lassen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie er mir zugesetzt hat. Ich habe ihn angefleht, mich zu entschuldigen und sich eine andere Tanzpartnerin zu suchen – aber alles vergebens; nachdem er sich nun einmal mich in den Kopf gesetzt hatte, gab es im ganzen Saal keine andere, mit der er vorliebnehmen mochte; denn er wollte nicht einfach nur tanzen, er wollte meine
Gesellschaft
. Oh, was für ein Unsinn! – Ich habe ihm gesagt, da hätte er sich einen sehr aussichtslosen Weg ausgesucht, mich umzustimmen, denn wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann schöne Reden und Komplimente … und so … und so habe ich eben irgendwann begriffen, daß ich keinen Frieden haben würde, ehe ich nicht mit ihm antrat. Außerdem hatte ich Angst, Mrs. Hughes, die uns miteinander bekannt gemacht hatte, könnte es übelnehmen, wenn ich mich weigere; und dein lieber Bruder … ich bin sicher, es wäre ihm furchtbar gewesen, wenn ich den ganzen Abend in der Ecke gesessen hätte. Was bin ich froh, daß es vorbei ist! Meine Nerven sind ganz aufgerieben von all dem Unsinn, den ich mir von ihm anhören

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