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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Familiengruft hinabführte, in der angeblich ihre Asche ruhte; selbst wenn man ihr den Sarg zeigte, der ihre sterblichen Überreste enthalten sollte – was hieß das in so einem Fall schon? Catherine kannte sich zu gut aus, um nicht bestens zu wissen, wie leicht eine Wachsfigur ins Spiel gebracht und ein Scheinbegräbnis durchgeführt werden konnte.
    Der folgende Morgen ließ sich verheißungsvoller an. Der frühe Spaziergang des Generals, so unpassend er auch sonst sein mochte, wirkte sich hier günstig aus; und kaum wußte sie ihn aus dem Haus, schlug sie Miss Tilney auch schon vor, ihr Versprechen doch jetzt wahrzumachen. Eleanor war es recht; und da Catherine sie im Gehen auch noch an ein anderes Versprechen erinnerte, galt ihr erster Besuch dem Porträt in ihrem Schlafzimmer. Es zeigte eine sehr hübsche Frau mit sanftem, nachdenklichem Gesichtsausdruck und entsprach insofern den Erwartungen seiner neuen Betrachterin – nicht zur Gänze jedoch, denn Catherine hatte fest damit gerechnet, in ihren Zügen, ihrer Haltung, ihrem Teint auf das Exakteste, wenn schon nicht Henry, so doch zumindest Eleanor wiederzufinden; – bei den einzigen Porträts, die bislang in ihrer Vorstellung Platz gehabt hatten, waren Mutter und Kind einander wie aus dem Gesicht geschnitten. Ein Gesicht, einmal auf die Leinwand gebannt, behielt seine Gültigkeit über Generationen. Hier dagegen mußte sie vergleichen und suchen, um Ähnlichkeiten aufzuspüren. Trotz dieses Makels betrachtete sie das Bild aber voller Ergriffenheit und hätte sich, wäre nicht ein anderes Interesse noch stärker gewesen, nur schwer davon losreißen können.
    Als sie die große Galerie betraten, war sie so aufgeregt, daß an Sprechen nicht zu denken war; sie konnte ihre Gefährtin nur ansehen. Eleanors Ausdruck war bedrückt, aber ruhig; seine Gefaßtheit bezeugte, daß all das Düstere, zu dem sie unterwegs waren, nichts Schreckliches mehr für sie bereithielt. Wieder durchschritt sie die Flügeltür, wieder lag ihre Hand auf dem alles entscheidenden Knauf, und Catherine, die kaum zu atmen wagte, wollte gerade mit ängstlicher Behutsamkeit die Türflügel hinter ihnen zuziehen, als am anderen Ende der Galerie die Gestalt, die gefürchtete Gestalt des Generals auftauchte! Im selben Moment hallte den Gang entlang ein donnerndes »Eleanor«, was seine Tochter überhaupt erst auf ihn aufmerksam machte, Catherine jedoch von einem Schrecken in den nächsten stürzte. Sie hatte sich bei seinem Anblick instinktiv zu verstecken versucht, aber sie konnte kaum hoffen, unbemerkt geblieben zu sein; und sowie ihre Freundin, die mit einem entschuldigenden Blick an ihr vorbeihastete, bei ihm angekommen und mit ihm verschwunden war, flüchtete sie sich in die Sicherheit ihres Zimmers und schloß sich ein, vollauf überzeugt, daß sie sich niemals wieder nach unten wagen würde. Mindestens eine Stunde saß sie dort, völlig aufgelöst, außer sich vor Mitleid mit ihrer armen Freundin, und stählte sich dafür, ihrerseits von dem erzürnten General in seine Räumlichkeiten zitiert zu werden. Die Vorladung blieb aus; und als sie zu guter Letzt eine Kutsche vor der Abtei vorfahren sah, faßte sie sich ein Herz und ging hinunter, um sich unter dem Schutz von Besuchern der Begegnung mit ihm zu stellen. Im Frühstückszimmer war eine muntere Gesellschaft versammelt, bei der sie der General als Freundin seiner Tochter einführte, mit vielerlei Komplimenten an ihre Adresse, die seinen rachsüchtigen Grimm so gut kaschierten, daß sie sich immerhin ihres Lebens vorerst wieder sicher fühlte. Und als Eleanor mit einer Contenance, die ihrer Sorge um seinen Ruf alle Ehre machte, ihr bei nächster Gelegenheit zuflüsterte: »Mein Vater wollte nur, daß ichein Billett beantworte«, keimte in Catherine die Hoffnung auf, daß der General sie entweder wirklich nicht gesehen hatte oder es ihr aus irgendeiner taktischen Erwägung heraus vergönnen wollte, sich wenigstens in dem Glauben zu wiegen. So bestärkt wagte sie es, auch noch in seiner Nähe zu bleiben, nachdem die Besucher gegangen waren, und nichts geschah, sie in ihrem Glauben zu erschüttern.
    Im Lauf des Tages überlegte sie hin und her, und in ihr reifte der Entschluß, sich der verbotenen Tür beim nächsten Mal allein zu nähern. Es war in jeder Hinsicht besser, wenn Eleanor nichts davon wußte. Sie ein zweites Mal der Gefahr der Entdeckung auszusetzen – sie in Räume zu locken, die ihr das Herz abschnüren mußten – das konnte

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