Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
Vom Netzwerk:
verfänglichen Begleitgedanken zu verjagen; und als sie die Ziergärten des Anwesens erreichten, die aus einem auf zwei Seiten von einem Kiesweg gesäumten Stück Wiese bestanden, an dem Henry seit knapp einem halben Jahr seine Künste erprobte, fühlte sie sich hinreichend wiederhergestellt, um es hier hübscher zu finden als in jedem Park, den sie jemals gesehen hatte, obwohl kein Strauch darin höher war als die grüne Bank in der Ecke.
    Nach einem Bummel durch noch mehr Wiesen und einen Teil des Dorfes sowie einem Abstecher zu den Ställen, wo es ein paar Verschönerungen zu inspizieren und mit einem reizenden Wurf junger Hunde zu spielen galt, die gerade erst lernten, herumzukugeln, war es vier Uhr, auch wenn Catherine geschworen hätte, es könnte allerspätestens drei sein. Um vier sollten sie essen und um sechs die Heimfahrt antreten. Noch nie war ein Tag so schnell verflogen!
    Sie konnte nicht umhin zu bemerken, daß die Fülle von Gerichten den General nicht im mindesten zu verblüffen schien; nein, er suchte sogar auf dem Beistelltisch nach kaltem Braten, den es nicht gab. Die Beobachtungen seines Sohns und seiner Tochter waren andrer Natur. Sie hatten ihn selten an einem fremden Tisch so herzhaft zulangen sehen, und noch nie hatten sie ihn so gefaßt erlebt, als er auf der zerlassenen Butter ein Häutchen entdeckte.
    Um sechs, nachdem der General seinen Kaffee getrunken hatte, nahm die Kutsche sie wieder auf; und so ermunternd hatte er sich den ganzen Besuch hindurch gegen sie verhalten, so klar schien sich ihr das Ziel seiner Erwartungen abzuzeichnen, daß sie, hätte sie sich der Wünsche seines Sohns nur ähnlich gewiß sein können, beim Aufbruch von Woodston kaum in Sorge gewesen wäre, wie und wann sie wohl dorthin zurückkehren würde.

XII. KAPITEL
    Der nächste Morgen brachte ihr ganz unverhofft folgenden Brief von Isabella:

    BATH, – – April
    Meine liebste Catherine!

    Du glaubst gar nicht, wie sehr mich Deine beiden lieben Briefe gefreut haben, und ich muß mich tausendmal entschuldigen, daß ich erst jetzt antworte. Ich bin völlig zerknirscht über meine Nachlässigkeit, aber an diesem furchtbaren Ort findet man einfach für nichts Zeit. Ich hatte fast jeden Tag, seit Du aus Bath abgereist bist, schon die Feder in der Hand, um einen Briefan Dich zu beginnen, aber immer kam mir irgendeine dumme Lappalie dazwischen. Bitte schreibe mir bald, und direkt zu mir nach Hause, denn morgen reisen wir aus dieser gräßlichen Stadt ab, Gott sei Dank! Seit Du fort bist, hatte ich keine frohe Stunde hier – es ist so grauenhaft staubig, und niemand, an dem mir etwas liegt, ist mehr da. Ich glaube, wenn ich Dich sehen könnte, wäre der Rest nicht so schlimm, denn Du bedeutest mir mehr, als ein Mensch sich nur vorstellen kann. Ich mache mir größte Sorgen um Deinen lieben Bruder; ich habe nichts von ihm gehört, seit er nach Oxford zurückgekehrt ist, und fürchte, es muß irgendein Mißverständnis vorliegen. Ein Wort von Dir kann alles geraderücken – er ist der einzige Mann, den ich je geliebt habe oder lieben könnte. Man sieht jetzt schon die ersten Frühjahrsmoden; die Hüte sind zu scheußlich für Worte. Ich
hoffe, Du verlebst eine schöne Zeit, aber ich fürchte, an mich denkst Du gar nicht mehr. Ich will mich zurückhalten in meinen Äußerungen über die Familie, bei der Du zu Gast bist, denn ich möchte nicht nachtragend erscheinen oder Dich gegen Menschen aufbringen, die Du schätzt; aber es ist sehr schwierig zu wissen, wem man trauen kann und wem nicht, und junge Männer wissen keine zwei Tage am Stück, was sie wollen. Ein Gutes ist, daß der junge Mann, der mir widerwärtiger ist als alle anderen, Bath jetzt verlassen hat. Du erkennst wahrscheinlich schon an der Beschreibung, daß ich von Captain Tilney spreche, der mir, wie Du Dich erinnern wirst, auf Schritt und Tritt nachliefund mich neckte, als Du noch hier warst. Danach wurde er dann noch schlimmer und klebte irgendwann an mir wie eine Klette. Viele Mädchen hätten sich umgarnen lassen, wenn sie derart mit Aufmerksamkeiten überhäuft worden wären, aber ich kenne das wankelmütige Geschlecht zu gut. Seit zwei Tagen ist er wieder bei seinem Regiment, und ich bin heilfroh, daß er mich nicht mehr belästigt. Er ist der übelste Geck, der mir je untergekommen ist, und unglaublich unsympathisch. Die letzten zwei Tage scharwenzelte er dann um Charlotte Davis herum; ich konnte ihn für seinen Geschmack nur bedauern, habe ihm aber

Weitere Kostenlose Bücher