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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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großes Unheil entstanden, weil ich nicht glaube, daß Isabella ein Herz zu verlieren hat. Aber stellen Sie sich vor, sie hätte sich ernsthaft in ihn verliebt?«
    »Dafür müßten wir erst voraussetzen, daß Isabella ein Herz zu verlieren gehabt hätte, womit sie ein ganz anderer Mensch gewesen wäre, in welchem Fall ihr auch eine ganz andere Behandlung zuteil geworden wäre.«
    »Ja, stehen Sie nur zu Ihrem Bruder!«
    »Wenn Sie zu Ihrem stünden, dann würde Ihnen Miss Thorpes Enttäuschung herzlich wenig ausmachen. Aber Ihr Geist krankt an einem angeborenen Redlichkeitsgrundsatz und ist deshalb unzugänglich für die kühle Logik der Familienparteilichkeit oder der Rachsucht.«
    Bei solchen Huldigungen blieb für weitere Bitterkeit kein Raum. Frederick konnte keine unverzeihliche Schuld treffen, solange Henry so liebenswürdig war. Catherine beschloß, Isabellas Brief unbeantwortet zu lassen, und versuchte, möglichst nicht mehr daran zu denken.

XIII. KAPITEL
    Kurz darauf riefen Geschäfte den General für eine Woche nach London, und er verließ Northanger voll lebhaften Bedauerns, daß etwas die Macht haben konnte, ihn auch nur für eine Stunde der Gesellschaft Miss Morlands zu berauben; ihr Wohl und ihre Zerstreuung waren es folglich, was er seinen Kindern für die Zeit seines Fortseins zuvörderst ans Herz legte. Seine Abreise ließ Catherine erstmals am eigenen Leib erfahren, daß weniger manchmal mehr sein kann. So unbeschwert verflogen die Stunden nun, da jede Betätigung freiwillig und jeder Gang in Zeitpunkt und Ziel frei gewählt war, da jede Mahlzeit friedlich und fröhlich verlief, sie jedem Lachen nachgeben und selbst entscheiden durften, was sie wann freute oder verdroß, daß ihr erst vollends klar wurde, welche Last die Gegenwart des Generals darstellte, und sie um so dankbarer war, davon befreit zu sein. Bei soviel Ungezwungenheit und Frohsinn wurden ihr der Ort und seine Menschen mit jedem Tag lieber; und hätte sie nicht Angst gehabt, ersteren vielleicht bald verlassen zu müssen und von letzteren vielleicht nicht in gleichem Maße wiedergeliebt zu werden, wäre sie jede einzelne Sekunde wunschlos glücklich gewesen; aber ihr Besuch ging nun schon in die vierte Woche; ehe der General zurückkam, würde die vierte Woche um sein, und möglicherweise überspannte sie den Bogen, wenn sie darüber hinaus noch blieb. Es war ein quälender Gedanke, wann immer er auftrat, und um ihn sich vom Hals zu schaffen, beschloß sie kurzerhand, nicht lange zu fackeln, sondern Eleanor darauf anzusprechen, ihren baldigen Aufbruch vorzuschlagenund alles weitere davon abhängig zu machen, wie der Vorschlag aufgenommen wurde.
    Je länger sie sich damit Zeit ließ, desto schwerer würde es ihr vielleicht, etwas so Leidiges aufs Tapet zu bringen, darum nutzte sie die erste Gelegenheit, als sie sich mit Eleanor allein fand, um mitten hinein in eine Äußerung Eleanors zu einem völlig anderen Thema damit herauszuplatzen, daß sie ja nun bald abreisen müsse. Eleanor machte kein Hehl aus ihrer Bestürzung. Sie sei davon ausgegangen, Catherine noch eine gute Weile bei sich haben zu dürfen – habe sich (vielleicht von ihren eigenen Wünschen) zu der Annahme verleiten lassen, daß von einem viel längeren Besuch die Rede gewesen sei – aber wenn Mr. und Mrs. Morland erfuhren, welche Freude ihr Catherines Gesellschaft war, dann wären sie doch sicher zu großherzig, um auf einer raschen Heimkehr zu bestehen? – Oh, was das betraf, so erklärte Catherine, nein, Papa und Mama hätten es überhaupt nicht eilig. Solange sie nur glücklich war, würden sie immer zufrieden sein.
    Doch woher dann, wenn sie fragen dürfe, dieser plötzliche Entschluß, sie zu verlassen?
    Oh! weil sie schon so lange hier sei.
    »Ja, wenn Sie solch ein Wort gebrauchen können, dann darf ich Sie nicht länger drängen. Wenn es Ihnen
lang
erscheint …«
    »O nein, gar nicht. Wenn es nur nach mir ginge, könnte ich leicht noch einmal so lange bleiben.« – Und sogleich kam man überein, ehe sie das nicht getan hätte, dürfe sie ans Abreisen nicht einmal denken. Nachdem so der eine Quell der Unruhe auf solch angenehme Weise beseitigt war, verlor der andere gleichfalls an Brisanz. Die Herzlichkeit und Ernsthaftigkeit, mit der Eleanor sie zum Bleiben nötigte, und Henrys befriedigte Miene, als er hörte, daß die Sache nun abgemacht sei, waren ein so beglückender Beweis für ihre Zugetanheit, daß ihr gerade nur ein solcher Rest Bangigkeit blieb,

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