Northanger Abbey
Mittwoch je käme!
Er kam, und genau zu dem Zeitpunkt, da man ihn vernünftigerweise erwarten konnte. Er kam – das Wetter war schön – und Catherine schwebte auf Wolken. Schlag zehn setzte sich der Vierspänner mit dem Trio darin in Bewegung; und nach einer angenehmen Fahrt von knapp zwanzig Meilenerreichte man Woodston, ein großes, belebtes Dorf in durchaus reizvoller Lage. Catherine schämte sich fast zuzugeben, wie sehr es ihr gefiel, da der General sich offenbar für die flache Landschaft und die engen Ortsgrenzen entschuldigen zu müssen glaubte; doch in ihrem Herzen fand sie es hübscher als jeden anderen Fleck, an dem sie jemals gewesen war, und betrachtete voller Bewunderung all die schmucken Häuser, soweit es nicht gerade Bauernkaten waren, und all die kleinen Läden, an denen sie vorbeikamen. Am Ende des Dorfs, in angemessenem Abstand zum Rest der Häuser, stand der Pfarrhof, ein stattliches, neugebautes Steinhaus mit halbkreisförmiger Auffahrt und einem grünen Tor; und als sie vor der Tür vorfuhren, wartete da schon Henry mit den Gefährten seiner Einsamkeit, einem großen Neufundländerwelpen und mehreren Terriern, um sie zu begrüßen und viel Wesens um sie zu machen.
Auf Catherine stürmte zu vieles zugleich ein, während sie ins Haus traten, als daß sie groß etwas hätte bemerken oder gar äußern können; und bis der General von ihr wissen wollte, wie sie es finde, nahm sie das Zimmer, in dem sie saßen, kaum wahr. Sobald sie sich freilich umsah, stand für sie fest, daß es das gemütlichste Zimmer der Welt war; aber sie getraute sich nicht, das zu sagen, und die Verhaltenheit ihres Lobs enttäuschte ihn.
»Wir reden hier nicht von einem Herrensitz«, sagte er. »Wir messen es nicht an Fullerton oder Northanger. – Wir sehen es als einen bloßen Pfarrhof, klein und beengt, das ja, aber doch immerhin ordentlich und wohnlich, und unterm Strich nicht schlechter als der Durchschnitt; oder anders gesagt, kaum eine Landpfarre in England ist meines Erachtens auch nur halb so gut. Nicht, daß nicht Raum für ein paar Verbesserungen wäre, wer bin ich, das abzustreiten! – und solange es im Rahmen bleibt … ein Erker vielleicht … obwohl, unter uns gesagt, wenn es etwas gibt, was ich nicht leiden kann, dann so einen angeklebten Erker.«
Catherine hörte nicht genug von dieser Rede, um sie zu verstehen oder peinlich berührt davon zu sein; und da Henry fleißig andere Themen aufbrachte und weiterspann, während gleichzeitig seine Haushälterin ein Tablett mit Erfrischungen servierte, war der General schon bald wieder zufrieden mit sich und Catherine so unbeschwert wie nur je.
Das Zimmer, um das es ging, war ein geräumiges, gutproportioniertes, freundlich eingerichtetes Eßzimmer; und als sie es verließen, um das restliche Anwesen zu besichtigen, wurde sie erst in einen kleineren Raum geführt, der das spezielle Refugium des Hausherrn darstellte und für den Anlaß ungewöhnlich gut aufgeräumt worden war, und danach in den zukünftigen Salon, der, wiewohl noch unmöbliert, Catherine so begeisterte, daß auch der General nicht klagen konnte. Er war schön geschnitten, mit Fenstern, die bis zum Boden reichten, und einem sehr annehmbaren Blick, wenn auch nur auf grüne Wiesen; und Catherine bekundete ihr Entzücken mit all der offenherzigen Schlichtheit, mit der sie es empfand. »Ach, warum lassen Sie das Zimmer nicht herrichten, Mr. Tilney? Was für ein Jammer, daß es nicht in Benutzung ist! Es ist das hübscheste Zimmer, das ich je gesehen habe – das hübscheste Zimmer der ganzen Welt!«
»Ich könnte mir vorstellen«, sagte der General mit einem höchst befriedigten Lächeln, »daß es sehr bald hergerichtet werden wird; es wartet nur auf die Hand einer Dame!«
»Also, wenn ich hier zu Hause wäre, ich würde nie irgendwo anders sitzen. Oh! Was für ein niedliches Häuschen da unter den Bäumen – Apfelbäume auch noch! So ein reizendes kleines Gartenhäuschen!« –
»Es gefällt Ihnen – Sie stören sich nicht daran – das genügt mir. Henry, denk dran, mit Robinson darüber zu sprechen. Das Gartenhaus bleibt.«
Ein solches Kompliment brachte Catherines ganze Befangenheit wieder zurück und ließ sie schlagartig verstummen; und so hartnäckig der General sie auch nach dem Farbtonbefragte, in dem ihr Tapeten und Vorhänge am liebsten seien, war ihr keine Meinung zu dem Thema zu entlocken. Der Einfluß frischer Eindrücke und frischer Luft half jedoch ganz entscheidend, die
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