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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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die Zehen zu stellen. Alisa stieß einen Triumphschrei aus und ihre Erleichterung flutete zu ihm herunter.
    Franz Leopold ließ sich auf die flachen Sohlen sinken und nahm die Arme herunter, bis die Ellenbogen auf der Höhe seiner Schultern waren. Geschmeidig glitt Alisa zu Boden. »Da ist es!« Sie hielt das Kästchen in den Händen.
    »Lass sehen! Was ist drin?«
    Sie zog das Kästchen zurück. »Lass es uns erst zurückbringen, bevor wir es öffnen.«
    »Warum?«
    »So lautet die Anweisung. Und außerdem habe ich ein ungutes Gefühl!«
    Franz Leopold setzte seine verächtliche Miene auf, doch er nickte. Er wusste, was sie meinte. Er strich mit dem Fingernagel über den Deckel und spürte einen Schauder durch seinen Körper gehen. Die Aura, die aus der Kiste drang, war nicht sonderlich stark. Und doch …
    Sie eilten zurück. Das Prüfungskomitee erwartete sie bereits am Ausgang. Dame Elina nickte Alisa anerkennend zu und auch die Dracas zeigten zufriedene Gesichter. Gemeinsam gingen sie zur Oktogonhalle der Domus Aurea zurück. Als sich der Lärm und das Stühlerücken gelegt hatten, richteten sich die Gesichter gespannt auf die beiden jungen Vampire, die das Kästchen vor sich auf einen Tisch stellten.
    »Was glaubt ihr, ist darin? Was für eine Art von Gegenstand?«, fragte Professor Ruguccio. Franz Leopold konnte deutlich seine Anspannung spüren, die gar nicht zu der schwachen Aura passte, die der kleinen Kiste entströmte. Er tastete mit seinem Geist nach Alisa.
    Ich habe dir gesagt, du sollst das lassen! Verschwinde!!
    Alisa, hör mir zu. Öffne deinen Geist! Das Drängen seiner Gedanken lockerte ihren Widerstand, doch das Misstrauen blieb.
    Warum? Was könntest du wollen, das diesen Übergriff rechtfertigt?
    Ich glaube, ich weiß nun, was mit dem Kästchen nicht stimmt. Du hast es ja auch gespürt! Der Gegenstand darin ist sehr, sehr mächtig. Das sagt mir schon allein die Nervosität unseres Professors, der nicht von unserer Seite weichen will, um jederzeit eingreifen zu können.
    Und warum können wir dann die Aura nicht deutlicher spüren?  Noch während Alisa lautlos die Frage stellte, formte sich in ihren Köpfen die Antwort. Es musste etwas im Deckel und in den Wänden des Kästchens verborgen sein, das die Aura abschirmte. Fast abschirmte. Eine leichte Verschiebung entstand beim Aufeinandertreffen der beiden Kräfte. Das war es, was sie neben der Fährte des Vampirs gespürt hatten.
    Ich vermute, wir werden uns ordentlich die Finger verbrennen, wenn wir das Ding einfach aufmachen, dachte Franz Leopold. Wenn es bei den Fingern bleibt! Ich denke nicht, dass ich mir das antun möchte!
    Und was schlägst du vor, sollen wir stattdessen tun? Ihnen einfach sagen, was wir vermuten?
    Oh nein! Sie sollen ihr Spektakel bekommen! Pass auf, ich habe eine Idee.
    Alisa lauschte seinen Gedanken und nickte dann. Ein unterdrücktes Lächeln spielte um ihre Lippen.
    »Nun? Was ist?«, drängte der Professor.
    »Die Aura ist schwach und soll uns vorgaukeln, dass wir es nur mit einem harmlosen Artefakt zu tun haben.«
    Signor Ruguccio öffnete den Mund für die nächste Frage. Alisa und Franz Leopold rückten so nah zusammen, dass ihre Oberarme gegeneinanderdrückten. Sie umfassten je eine Schmalseite des Kästchens und neigten es so, dass der Deckel auf die Prüfer zeigte. Der Professor blieb stumm und starrte sie nur fassungslos an.
    »Jetzt!«, rief Franz Leopold, und gemeinsam hoben sie den Deckel an. Ein Lichtblitz durchzuckte die Halle. Die Prüfer schrien auf. Einige warfen sich zu Boden. Signora Enrica sprang hinzu und auch Professor Ruguccio wollte nach dem Kästchen greifen, doch da schlossen Alisa und Franz Leopold den Deckel wieder. Sie traten ein Stück vom Tisch zurück und zwinkerten einander zu. Der Schutz in Wänden und Boden hatte sie davor bewahrt, sich auch nur die Fingerspitzen zu verbrennen.
    »Wie ihr alle gesehen habt, ist der Gegenstand zu mächtig, um aus dem Kästchen genommen zu werden«, sagte Franz Leopold kühl und sah in die Runde der Clanoberhäupter, die sich ein wenig verwirrt wieder aufrappelten.
    »Das war sehr gut«, lobte Professor Ruguccio und klemmte sich das gefährliche Kästchen unter den Arm. »Ich habe keine weiteren Fragen. Ich werde diesen Schatz nun wieder an einen sicheren Ort bringen.«
    Die beiden jungen Vampire sahen ihm nach. »Ich frage mich, was mit uns geschehen wäre, wenn wir das Kästchen einfach geöffnet hätten«, murmelte Alisa.
    »Ich vermute, wir hätten

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