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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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versuchte, seiner Stimme einen gelangweilten Tonfall zu geben.
    »Sie suchen nach der Domus Aurea, dem goldenen Palast Neros.«
    Kardinal Angelo war es, als würde der Boden unter seinen Füßen schwanken. »Das muss Euch nicht kümmern«, sagte er mit heiserer Stimme. »Ich werde dafür sorgen, dass es nicht zu dieser oder einer anderen Ausgrabung in der Gegend kommt.« Er griff nach seinem Umhang und schwang ihn über die Schultern.
    »Unser Treffen ist hiermit beendet! Möge Gott mit uns sein und unsere heiligen Ziele unterstützen.« Die anderen murmelten eine entsprechende Erwiderung, während der Kardinal an ihnen vorbei die Treppe hinaufstürmte. Gleich morgen würde er dem Papst einen Besuch abstatten und ihm klarmachen, dass es besser wäre, solche Pläne in Zukunft vorher mit seinem Kardinal zu besprechen!
     
    »Heute wird kein Unterricht stattfinden«, verkündete Conte Claudio am Abend nach der Prüfung in der goldenen Halle. »Bevor die ersten Gäste wieder abreisen, werden wir alle zusammen in die Oper gehen. Es ist ein großes gesellschaftliches Ereignis, bei dem viele Menschen anwesend sein werden. Es wird euch verwirren, ja vielleicht sogar ängstigen oder eure Fantasie beflügeln. Damit die Versuchung nicht zu groß wird, dürft ihr nicht einen Augenblick alleine sein! Geht zu zweit oder dritt und genießt den Abend. Außerdem werde ich euch jeweils einen unserer Schatten zuteilen, der angehalten ist, euch im Auge zu behalten. Und nun kehrt zu euren Schlaf kammern zurück und lasst euch beim Umkleiden helfen.« Sein Blick verharrte etwas missbilligend auf Alisa, die wie üblich Hose, Hemd und Jacke trug. Allerdings sah sie darin wesentlich schmucker aus als Joanne oder ihr noch schmuddeligerer Cousin Fernand.
    »Keine Katzen und keine Ratten!«, fügte der Conte noch beim  Hinausgehen hinzu. Fernand und Maurizio machten lange Gesichter.
    Raphaela strahlte und summte vor sich hin, während sie die leeren Becher einsammelte.
    »Kommst du auch mit?«, fragte Alisa.
    Die junge Servientin nickte. »Der altehrwürdige Marcello hat um meine Begleitung gebeten, erst in die Oper und dann noch in ein Etablissement, in das wir euch noch nicht mitnehmen würden. Conte Claudio hat nichts dagegen. Ich war schon eine Ewigkeit nicht mehr aus!«
    »Marcello?« Vage stieg das Bild eines Altehrwürdigen in Alisas Geist auf, der gegen den Conte schimpfte und zeterte.
    Raphaela zog eine Grimasse. »Ja, es gibt sicher angenehmere Partner für eine Nacht in Rom, aber ich will mich nicht beklagen. Ich komme schon mit ihm zurecht und ich freue mich auf die Oper!« Sie stellte rasch die letzten Becher auf ihr Tablett und eilte davon, um sich umzuziehen, denn heute durften auch die Unreinen ihre graue Einheitskleidung ablegen und sich mit einer Abendgarderobe schmücken - wenn auch keiner so prächtigen wie die Vampire reinen Blutes!
    Außer den Dracas, die immer aussahen, als wollten sie gerade auf einen Ball gehen, mussten sich alle Schüler umkleiden. Wobei der Conte auch den beiden österreichischen Mädchen neue Kleider bringen ließ, der hiesigen Mode entsprechend ohne ausladenden Reifrock, stattdessen mit einer Tornüre und einer gerafften Schleppe. Alisas Kleid war vom Blau eines Lapislazuli und passte wundervoll zu ihren Augen, die im Widerschein nun dunkler erschienen. Zwei junge Servientinnen halfen ihr, das rötlichblonde Haar mit einem Brenneisen in Locken zu legen und mit diversen edelsteinverzierten Kämmen und Nadeln hochzustecken. Ivys Kleid war türkis. Ihr silbernes Haar versteckte sie, so gut es ging, unter einem kecken Hütchen mit gefärbten Straußenfedern. Chiara sah in ihrem blutroten Kleid mit schwarzer Spitze einfach hinreißend aus! Die meisten der jungen Vampirinnen stolzierten  hocherhobenen Hauptes auf und ab und versuchten gar nicht erst, ihre Erregung zu verbergen. Joanne schien die Einzige zu sein, die alles andere als glücklich über die Abwechslung war. Sie sah an ihrem Kleid hinab, das schlichter und nicht so figurbetont war wie die Kleider der anderen, dennoch fühlte sie sich sichtlich unwohl.
    Im Hof trafen sie auf die Jungen und die Gäste des Conte. Sie waren ebenfalls alle prächtig anzusehen. Conte Claudio stach wie üblich mit einem Farbenspiel aus der Menge heraus, das Alisa blinzeln ließ. Die geblümte Weste war zu den engen gelben Hosen und der saftig grünen, gemusterten Jacke ein wenig zu viel des Guten!
    Sänften wurden herbeigetragen, und am Fuß des Hügels fuhren

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