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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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schnalzten mit der Zunge und selbst Baronesse Antonia leerte ihren Kelch in einem Zug und verlangte nach mehr.
    Conte Claudio schmunzelte. »Ah, ich sehe, ich habe die meisten bereits beim ersten Glas überzeugt. Dann fahren wir mit einem der vier großen Rotweine aus dem Bordeaux fort: dem Haut-Médoc Château Latour, gemischt mit dem Blut kräftiger, junger Schweizergardisten.« Er sah zu Dame Elina hinüber, die noch immer ein wenig skeptisch schien.
    »Es ist erstaunlich«, sagte sie, »doch ich fürchte, man verliert bei diesem Genuss schnell seinen klaren Kopf.«
    Der Conte verneigte sich in ihre Richtung. »Das ist richtig, aber das ist bei solchen Festen auch durchaus Absicht, verehrte Dame Elina! Kommen wir zu einem vortrefflichen Wein aus dem Großherzogtum Burgund und wandern dann weiter nach Savoyen, bevor wir uns den Weinen zuwenden, die das nun vereinte Königreich Italien zu bieten hat.«
     

OPERNABEND
    Der Kardinal hatte zu einem Treffen gerufen, und nun kamen sie einer nach dem anderen die Treppe zum geheimen Versammlungsort herunter, wie üblich in ihren weiten Umhängen und mit der roten Maske vorm Gesicht. Auch der Kardinal hatte seine Maske angelegt und den schwarzen Umhang, der seine rote Robe verborgen hatte, über einen Steinblock geworfen. Stumm musterte er die Männer, wie sie eintraten, sich verbeugten und auf ihren Stühlen Platz nahmen. Der letzte Stuhl blieb leer. Der Vampir hatte also nicht vor, an diesem Treffen teilzunehmen. Oder hatte er sich gar ein weiteres Opfer geholt? Rasch ließ der Kardinal den Blick über die verhüllten Gestalten schweifen. Genauer gesagt über ihre Schatten. Gut, unter allen Umhängen und Masken steckten Menschen. Die Anspannung fiel ein wenig von ihm ab. Er räusperte sich.
    »Lasst uns beginnen. Ich habe gute Nachrichten. Wir sind unserem Ziel wieder ein Stück näher gekommen. Der Papst erfreut sich nach wie vor bester Gesundheit und wird unseren Plänen dienen. Und um Vittorio Emanuele II. und sein Parlament wird es immer - sagen wir - lichter. Nach Ratazzis Tod hat Depretis angedeutet, er wolle sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen!«
    Ein anderer meldete sich zu Wort. »Auch Graf Robilant geht es nicht gut. Er leidet unter Blutarmut und ist so schwach, dass ein Vertreter für einige Wochen sein Amt als Außenminister übernehmen soll, während die Ärzte ihn mit Spenderblut kräftigen wollen.«
    Der Kardinal nickte zufrieden. »Gut, der Nächste.«
    »Aus internen Kreisen hört man, dass Graf Balbo in seine Heimat zurückkehren will. Der König ist alles andere als begeistert, seinen Berater zu verlieren. Der Graf erklärt jedoch, es werde Zeit, sich wieder um die eigenen Ländereien zu kümmern. Allerdings hörte ich einen Diener sagen, der Graf habe ihm gegenüber geäußert, ihm scheine das Klima in Rom zu ungesund.«
    »Vorzüglich!« Der Kardinal rieb sich die Hände. »Nächster!«
    So ging es reihum. Einer berichtete von Unruhen in Rom, weil das einfache Volk genug hatte von mysteriösen Todesfällen und die Austreibung der Teufel forderte! Die commissari der polizìa  versagten. Wer anders als die Kirche konnte jetzt noch helfen?
    Die Nachrichten versetzten den Kardinal in einen Zustand des Rausches, als habe er zu viel schweren Rotwein getrunken. Es ging voran. Die wichtigen Leute der Regierung verschwanden, erkrankten oder verließen Rom freiwillig. Noch eine Weile musste das Zermürben und Aushöhlen weitergehen. Aber dann, am Tag, an dem der König sterben würde, wäre das Volk reif, den Papst als seinen alleinigen Herrn und Retter freudig zu begrüßen. Und dann würde sich ein Heer aufmachen, alles Unheilige von Italiens Boden zu tilgen!
    Der Kardinal erhob sich, um die Versammlung zu beenden, als sich eine Hand in die Höhe reckte. »Verzeiht, Eminenz, dürfte ich noch eine Frage stellen?«
    »Ja, bitte.«
    »Haltet Ihr es nicht für - sagen wir - gefährlich, die geplanten Grabungen auf dem Oppius zuzulassen?«
    Es war sicher nicht klug, zuzugeben, dass er keine Ahnung hatte, wovon der vierte Maskenmann sprach, doch der Kardinal war so verdutzt, dass er ihn nur anstarren konnte. »Werdet deutlicher!«, stieß er hervor.
    »Der Archäologe de Rossi ist zurück und hat beim Heiligen Vater vorgesprochen und Pius hat den Camerlengo zum König geschickt. Sowohl der König als auch das Parlament haben Interesse bekundet und ihre Unterstützung zugesagt!«
    »Was will er denn dieses Mal ausgraben?«, fragte der Kardinal  und

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