Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
diese Prüfung nicht bestanden«, antwortete Franz Leopold. »Diese nicht und auch keine weitere mehr!«
    Alisa sah ihn verblüfft an. Dann begann sie zu lachen. »Lass mir wenigstens den Glauben, der Professor wäre rechtzeitig eingeschritten!«
    Franz Leopold wandte sich ab. »Wenn du es gern möchtest, dann will ich dir deine Illusion nicht rauben. Jedenfalls war diese Prüfung spannender, als ich es erwartet hätte.« Und mit diesen Worten verließ er die Halle.
     
    Der Conte lächelte jovial in die Runde der Clanführer und ihrer Begleiter. »Nun, nachdem alle Schüler gezeigt haben, dass sie diese Monate wohl zu nutzen wussten und ihre Kräfte gestärkt haben, möchte ich die Nacht mit einem besonderen Umtrunk beenden. Meine Getreuen haben im großen Hof alles vorbereitet. Folgt mir, lasst euch auf den Ruhesofas nieder und erlebt, wie die Nosferas zu genießen verstehen! Ich verspreche euch, ihr werdet dieses Geschmackserlebnis nicht vergessen!«
    Die Besucher sahen einander fragend an. Was konnte der Conte meinen?
    »Er wird ein paar junge Mädchen und Knaben vom Theater besorgt haben«, vermutete Seigneur Lucien.
    »Das will ich nicht hoffen«, erwiderte Dame Elina pikiert. »Das wäre barbarisch!«
    Seigneur Thibaut zuckte mit den Achseln. »Aber meist sehr unterhaltsam und geschmacklich unübertroffen! Ich vermute, dass unsere Österreicher auch ihre Orgien zu feiern wissen!«
    »Rauschende Feste und Bälle und auch Hofaufführungen durchaus, Seigneur Thibaut«, gab die Baronesse affektiert zurück.  »Aber sicher keine wüsten Orgien, wie Ihr es offensichtlich in den Labyrinthen unter Paris zu tun pflegt!«
    »Woher wollt Ihr wissen, wie es bei uns zugeht? Wir laden Euch jedoch gerne zu einem unserer Feste ein!«
    »Danke nein, mir reicht in diesem Fall durchaus meine Vorstellungskraft!« Sie klappte ihren Fächer auf und wedelte sich frische Luft ins Gesicht, als müsse sie eine üble Ausdünstung der Seigneurs vertreiben. Die beiden Pyras gönnten ihr noch einen bösen Blick und setzten sich dann weit weg von der Baronesse und ihrem Bruder.
    Als alle Platz genommen hatten, trat Conte Claudio in die Mitte. Er hatte sich einen mit goldenen Runen bestickten Samtmantel umgelegt, der ihn wie einen römischen Kaiser der Vergangenheit aussehen ließ. Vielleicht sogar wie Nero, in dessen Haus er nun seine Feste feierte? Theatralisch hob er die Hände und ließ die Diener eintreten. Sie brachten allerdings weder Tänzerinnen noch Schauspieler mit. Sie trugen schwer beladene Tabletts in den Hof und verteilten diese auf den niederen Tischen. Auf den Tabletts standen verkorkte Flaschen. Die meisten trüb und staubig. An manchen hafteten sogar die Reste von Spinnweben.
    »Was wird denn das?«, fragte Dame Elina verwundert und wandte sich zu Lord Milton um, doch der Londoner Clanführer blickte genauso irritiert drein.
    Conte Claudio ließ den Blick über seine Gäste wandern. »Wie ihr alle wisst, ist Blut nicht gleich Blut. Es nährt uns und gibt uns unsere Kräfte, aber es kann noch mehr sein. Das Blut von Tieren erhält uns am Leben, das Blut der Menschen jedoch ist uns immer wieder ein neues Sinnenfest. Jeder Mensch riecht und schmeckt anders!« Er machte eine Pause und sah in die erwartungsvollen Gesichter der Anwesenden.
    »Menschen kennen einen ähnlichen Genuss. Es ist der Wein! Habt ihr sie einmal beobachtet, wenn sie sich einen besonderen Wein reichen lassen oder ein Glas Champagner trinken? Uns ist dies nicht vergönnt, doch einer unserer Servienten, der vor mehr  als einhundert Jahren Kellermeister dreier Päpste war, brachte uns auf die Idee, Blut mit ein paar Tropfen erlesenen Weins oder Champagners zu mischen. Wir begannen mit unseren Versuchen und waren begeistert! Der Geschmack des Blutes lässt sich so noch steigern, beglückt und berauscht! Nein, schaut nicht so skeptisch drein, kostet es und lasst euch von den unbekannten Gaumenfreuden überzeugen!« Er winkte seine Diener heran, die die ersten Kelche füllten und verteilten.
    »Wir beginnen mit einem Champagner Jahrgang zweiundsechzig aus dem Hause Nicolas Ruinart, gemischt mit dem Blut zweier Tänzerinnen aus dem Ballettensemble der Oper.«
    Der Conte wartete, bis jeder einen Kelch in Händen hielt, dann hob er den seinen. »Nun denn, auf unsere Kinder. Mögen sie unsere Familien zu neuer Größe führen!«
    Die Gäste nippten vorsichtig an ihrem Getränk. Auf so manchem Gesicht zeigte sich bald schon ein Lächeln. Die beiden Seigneurs

Weitere Kostenlose Bücher