Nosferas
ein Vampir nicht«, sagte Alisa und schwang sich durch das Loch. Mit einem eleganten Sprung landete sie neben Luciano. Ivy folgte.
»Und sage mir nun nicht, du hast dich geirrt und wir müssen Seymour dort wieder hinauf heben, denn das erscheint mir um einiges schwieriger!«
Luciano grinste. »Keine Sorge!« Er versuchte, sich den Schmutz von den Hosen zu wischen, verschmierte den stinkenden Schleim jedoch nur und ließ es daher sein. Es gab genug Schatten, die ihm nach ihrer Rückkehr das Gewand wieder säubern würden.
»Also los«, drängte Alisa, »zeige uns deinen genialen Ausgang. Wir haben nicht ewig Zeit, wenn wir gewinnen und vor den anderen die Engelsburg erreichen wollen. Ich halte Franz Leopold und seine Bande zwar für ausgemachte Ekel, aber nicht für ungeschickt und dumm! Sie werden bald darauf kommen, dass wir ihnen entwischt sind.«
Luciano nickte und trat an eine eiserne Tür. Der Riegel war verrostet und klemmte, aber mit vereinten Kräften schafften sie es, ihn zurückzuziehen. Knarrend schwang die Tür auf. Das vorher kaum wahrnehmbare Geräusch von fließendem Wasser wurde stärker. »Dieser unterirdische Kanal ist die Cloaca Maxima.«
»Ah, die unauffällige Entsorgung der Leichen!«, sagte Ivy mit einem Nicken.
»Sie sind in der Kirche verschwunden!«, sagte Anna Christina noch einmal.
»Bist du dir ganz sicher?«, hakte Franz Leopold nach.
Sie schenkte ihm einen verächtlichen Blick. »Was glaubst du, wie viele weiße Wölfe hier heute Nacht herumlaufen? Außerdem \waren sie zu dritt.«
»Gut, wenn sie da rein sind, müssen sie ja auch wieder rauskommen!«
»Still!«, raunte Karl Philipp. »Da kommen noch zwei die Treppe runter.« Sie duckten sich hinter einen Mauervorsprung und warteten, bis die beiden Vampire sie passiert hatten.
»Hast du gesehen, dort drüben sind auch zwei«, raunte ihm Anna Christina zu.
Franz Leopold fluchte. »Das ist kein Zufall. Die kommen nicht einfach von ihrer Jagd zurück, die bewachen das Gelände.«
»Das hat dieser Bastard sicher gewusst!«, schimpfte Anna Christina.
»Unser fetter Luciano? Aber sicher. Das wird ihm noch ein paar Schläge extra einbringen!«
»Dazu müsste er aber zuerst wieder aus der Kirche rauskommen«, erinnerte ihn Franz Leopold.
»Ich weiß auch nicht, was sie dort drinnen so lange treiben.« Anna Christina trommelte mit ihren wohl manikürten Nägeln auf eine Marmorplatte.
»Dann gehen wir rein und sehen nach«, entschied Karl Philipp und stürmte schon durch die Vorhalle in das kleine Kirchenschiff. Die Treppe zur Linken, die in die Tiefe führte, beachtete er nicht.
»Wo sind die nur hin?«, fragte Anna Christina. Dass die anderen sich nicht in der Kirche aufhielten, war ihnen nach einem kurzen Blick klar.
»Ich glaube, sie sind hier runter«, sagte Franz Leopold, der mit geblähten Nasenflügeln an der steilen Treppe stehen geblieben war. Langsam stiegen sie die steilen Stufen hinunter. Die Macht der alten Kirche hüllte sie ein und jeder Schritt fiel ihnen schwerer. Das war ja noch schlimmer als in den Katakomben! Sie fanden eine zweite Treppe, doch in Franz Leopolds Kopf dröhnte es inzwischen so, dass er sich nicht sicher war, ob er die Fährte noch immer wahrnahm oder ob es nur eine Einbildung seiner getrübten Sinne war. Wohin hätten sie hier unten auch gehen können? Dies war ein Kerker, gebaut, um seine Gefangenen zu bewahren und zu vergessen.
»Ich muss hier raus!«, stöhnte Anna Christina.
»Ja, lass uns gehen«, pflichtete ihr Karl Philipp bei. »Der Teufel weiß, wohin sie entwischt sind. Was bringt es uns, hier länger zu suchen? Wir verlieren nur Zeit.«
Widerstrebend gab Franz Leopold nach und folgte ihnen zum Eingang zurück. »Wir müssen unsere Aufpasser abschütteln!«, sagte er eindringlich und spähte über die oberste Treppenstufe. »Wenn wir das nicht schaffen, werden wir verlieren.«
»Wir sind stärker und schneller als sie.« Karl Philipp blickte wohlgefällig an seinem schlanken Körper hinab.
»Unsinn«, schnaubte Franz Leopold. »Auf diese Weise geht es nicht. Wir müssen uns auf die Fähigkeiten besinnen, die uns von ihnen unterscheiden.« Er grinste. »Ja, das könnte funktionieren, wenn wir uns genau abstimmen.«
»Wovon redest du?«, herrschte ihn Anna Christina an. Geduld gehörte eindeutig nicht zu ihren Tugenden.
»Von unserem Geist! Wir können die Gedanken anderer lesen und wir können ihre Gefühle beeinflussen. Natürlich ist das über größere Entfernungen
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