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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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legte sich sofort flach auf den Boden. Als er niemanden entdeckte, winkte er den anderen, den Kirchplatz zu überqueren. Sie hatten die gegenüberliegende Seite  schon fast erreicht, als sie eine Gestalt oben auf dem Kapitol ausmachten, die die Treppe hinunter auf sie zukam.
    »Schnell! Dort rein!«, keuchte Luciano und zerrte Ivy und Alisa in die Vorhalle der Kirche San Giuseppe. Sie kauerten sich in den Schutz eines Treppenabgangs, der vor dem Kirchenportal in die Tiefe führte, und beobachteten den Vampir, der in Richtung Triumphbogen verschwand. Luciano wollte gerade sagen, dass die Luft nun rein sei, als sich drei Gestalten über die Mauer in den Kirchhof schwangen. Ein Flüstern wehte zu ihnen herüber.
    »Ich bin mir sicher! Sie sind in diese Kirche gelaufen und noch nicht wieder herausgekommen.«
    Die größte der drei zog einen Knüppel hervor und ließ ihn in die Handfläche klatschen. »Wunderbar! Wir werden sie gebührend empfangen, wenn sie wieder rauskommen. Sie werden die Engelsburg heute Nacht ganz sicher nicht zu Gesicht bekommen!«
    Luciano fluchte leise und auch Alisa schimpfte vor sich hin. »Was machen wir jetzt?«, raunte Ivy. »Soll ich rausgehen und mit ihnen reden? So geht das nicht!«
    »Nein!«, wehrten die anderen beiden gleichzeitig ab. Plötzlich grinste Luciano breit. »Jetzt werden wir ein wenig in die Trickkiste greifen und die Dracas ratlos zurücklassen! Kommt weiter, aber leise!« Er stieg die Treppe hinunter und trat in einen kleinen Raum, der unter dem Kirchenschiff liegen musste. Der typische Geruch von stets feuchtem Tuffgestein schlug ihnen entgegen.
    »Was ist das?«, fragte Alisa.
    »Dies ist ein Teil des Mamertinum, des berüchtigten Gefängnisses. Es war mal viel größer, doch der für uns wichtige Teil ist erhalten! Kommt mit.« Er führte sie noch eine Treppe tiefer in eine Art Kapelle mit unverputzten Wänden.
    Alisa konnte wieder das Summen in ihrem Kopf hören, das mit jedem Schritt stärker wurde. Erst kribbelten ihre Finger, dann die Hände und zuletzt Arme und Beine. Das Kribbeln wurde zu Schmerz. Auch Ivys Züge zeigten eine ungewöhnliche Anspannung. »Luciano, spürst du nichts?«, stöhnte Alisa.
    »Doch!« Der Römer nickte mit seltsam ruckhaften Bewegungen. »Es tut mir leid, aber das ist der einzige Weg hinaus, der uns nicht in die Nähe der Verräter bringt. Angeblich wurden die Apostel Petrus und Paulus hier gefangen gehalten.«
    Alisa keuchte und drängte sich dicht an Luciano, der die Kapelle rasch passierte und noch eine Treppe tiefer stieg.
    »Das oben war mal der Wachraum, und hier ist die Zelle, in der sie angeblich saßen. Der alte Giuseppe sagt, es war unter den römischen Feldherren üblich, die wertvolleren Gefangenen aus den eroberten Gebieten im Triumphzug durch die Stadt an diesen Ort zu führen und sie in diesen Zellen dann zu ermorden oder verhungern zu lassen.«
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Ivy fast belustigt. »Kerkerzellen sind nicht gerade für ihre Ausgänge berühmt!«
    Luciano schmunzelte. »Kommt hierher. Das Geheimnis dieses Kerkers ist, dass man sich eine bequeme Lösung schuf, die Leichen loszuwerden.« Er kniete sich auf den Boden und machte sich daran, einen eisernen Deckel zu öffnen, was ihm aber erst gelang, als Alisa ihm half. Der Gestank von faulem Wasser schlug ihnen entgegen. »Das ist der älteste Teil des Kerkers und war vielleicht mal eine Zisterne.«
    Alisa steckte den Kopf in die Öffnung. »Da sollen wir hinunter? Dort scheint es noch weniger einen Ausgang zu geben!«
    Ivy beugte sich über sie. »Und was ist mit Seymour? Es scheint mir zu eng für einen guten Sprung.«
    Luciano sah sie erschrocken an. »Daran habe ich gar nicht gedacht. Ich gehe zuerst und fange ihn dann auf, damit er sich nicht die Beine bricht.« Ivy nickte ein wenig unglücklich. Seymour zog zwar die Lefzen hoch, schien sich aber zu fügen.
    Luciano zwängte sich in das Loch, hing einige Augenblicke an den steinernen Rand geklammert und ließ sich dann zu Boden plumpsen. Alisa und Ivy halfen dem Wolf durch die Öffnung und ließen ihn dann in Lucianos ausgestreckte Arme fallen. Das Gewicht des Tieres warf ihn um, sodass er auf den Rücken fiel.
    Seymour bellte kurz auf und wälzte sich von Luciano hinunter. Der Junge erhob sich stöhnend.
    »Ist Seymour in Ordnung?«, rief Ivy besorgt.
    »Ja, völlig, und ich glaube, ich bin auch heil geblieben. Danke der Nachfrage.«
    Seine Begleiterinnen kicherten. »Ach, so zerbrechlich ist

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