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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Mitglied deiner Familie, Luciano. Kannst du ihn erkennen? Ich würde sagen, so wie er sich bewegt, ist es einer der Altehrwürdigen.«
    Luciano nickte zögernd. »Ja, sicher, es könnte Conte Claudios Großonkel Mario sein, ein jüngerer Bruder des altehrwürdigen Giuseppe. Er hatte mit dem Conte schon zweimal einen Riesenkrach, weil er sich einfach nicht beherrschen kann oder will und ein paar junge Frauen bis zum letzten Tropfen ausgesaugt hat. Sein Schatten hat die Leichen in den Tiber geworfen, aber wie das so ist, sie wurden bald wieder angespült und es gab eine polizeiliche Ermittlung. Die Zeitungen haben darüber geschrieben.«
    »So wie es aussieht, will er heute mit dieser jungen Nonne ausgiebig speisen«, sagte Ivy.
    »Dass er noch alleine ausgeht«, wunderte sich Alisa. »Wo ist sein Schatten?«
    Für einen Moment fühlte Alisa den Wunsch, die Frau aus den Klauen des alten Vampirs zu befreien und sie davor zu warnen, jemals wieder nach Einbruch der Dunkelheit in die Nähe der Ruinen zu kommen. So ein dummer Gedanke! Egal was die Nonne hier schon zum wiederholten Male hergeführt hatte, vermutlich war es heute Nacht ihr letzter Besuch.
    Luciano kaute auf seiner Lippe. »Das ist schon ungewöhnlich. Die Alten gehen nie alleine aus - und vor allem gehen sie nicht! Selbst die kräftigen Mitglieder der Familie lassen sich in Sänften tragen. Ich kann keinen Servienten entdecken. Merkwürdig!«
    »So unerklärlich ist das gar nicht, wenn der Conte ihm verboten hat, die Beute zu töten«, gab Alisa zu bedenken. »Er führt sie weg, damit ihn keiner bei seinem verbotenen Treiben überrascht.«
    Ivy nickte. »Ja, so wird es wohl sein. Dennoch kann ich das nicht recht begreifen. Es wirkte ja gerade so, als habe sie auf ihn gewartet!«
    »Seltsam, sehr seltsam«, murmelte Alisa. In diesem Moment schlug die Glocke auf dem Turm von Santa Francesca Romana drei Uhr.
    »Wer ist das dort unten?«, fragte Luciano und deutete auf die Ruinen des Brunnenhauses, von dem sich drei Gestalten lösten.
    »Das sind unsere Gegner«, sagte Ivy.
    »Also, machen wir, dass wir fortkommen, ehe sie Zeit haben, uns mit einer Falle den Weg zu verstellen«, drängte Alisa. Die drei huschten davon. Sie nahmen nicht den Hauptweg über das Forum, der trotz der zahlreichen Büsche und Steinblöcke zu wenig Deckung bot. Luciano führte sie an der Nordseite einiger Tempelruinen vorbei, die das Forum Romanum säumten. Dann huschten sie über das Ruinenfeld irgendeiner Basilika auf die Curia zu, wo sich einst der römische Senat versammelt hatte und die dann ein paar hundert Jahre später - wie sollte es anders sein - in eine christliche Kirche umgewandelt worden war.
    »Dort drüben ist jemand«, keuchte Luciano und zog die Mädchen hinter dem schlichten, rechteckigen Bau in Deckung. »Ein paar Servienten mit einer Sänfte. Sie dürfen uns nicht entdecken. Sonst sind wir erledigt. Sie würden uns gnadenlos zurückschleppen, sobald wir versuchten, den Kapitolhügel zu passieren.«
    »Mir war auch, als hätte ich dort drüben unterhalb des Palatins zwei Männer gesehen. Sie wirkten fast wie eine Patrouille«, sagte Ivy und deutete auf die üppig bewachsene Felswand, die sich über den verfallenen Tempeln erhob.
    Luciano nickte und ließ ein Stöhnen hören. »Ja, ich weiß. Es gab schon immer ein paar Schatten, die den Auftrag hatten, ein Auge auf uns zu haben, wenn wir aus der Domus entwischten. Und jetzt, nachdem einige Clanmitglieder verschwunden sind und vermutlich vernichtet wurden, hat der Conte die Wachen wohl verstärkt. Verständlich! Ich will mir gar nicht ausmalen, was eure Familien mit ihm anstellen würden, wenn einem von euch hier in Rom etwas zustoßen sollte.«
    »Du meinst, sie ergreifen uns, sobald wir uns zu weit von der Domus Aurea entfernen?«
    Luciano hob die Schulter. »Ich nehme es an. Wir müssen sehr vorsichtig sein und alle Deckung ausnutzen, die sich uns bietet, bis wir den Kapitolhügel überschritten haben.«
    Alisa lugte um die Ecke der Curia und ließ den Blick schweifen. »Keiner zu sehen.«
    »Sie sind aber irgendwo dort draußen«, sagte Luciano überzeugt und grinste dann. »Und ich hoffe, sie schnappen sich die Dracas! Und nun folgt mir leise!«
    Er führte sie nicht durch den Triumphbogen und über die Treppe zum Kapitol hinauf, sondern kroch zwischen dornigen Büschen und hohem Gras um die Curia herum und dann einen kurzen, steilen Hang hinauf. Schließlich hechtete Luciano schwerfällig über eine Mauer und

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