Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
befohlen, und sie würde für ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, in die Hölle hinabsteigen. Nun ja, das kommt der Sache ja auch verflucht nahe. Ich bin geneigt, ihn gerade deswegen für einen echten Kardinal zu halten!«
    »Du bist zynisch.« Latona seufzte.
    »Wundert dich das? Das Leben als Vampirjäger macht zynisch.« Er starrte finster auf seine Schuhspitzen, doch plötzlich zuckte es um seine Lippen. »Ja, zynisch, aber auch reich. Lass uns noch ein paar von diesen Steinen abliefern, dann können wir uns für den Rest unseres Lebens bequem zur Ruhe setzen. Hat es sich dann nicht gelohnt, Rom von seinen Blutsaugern zu befreien?«
    »Haben wir das denn?«, fragte Latona zurück. »Manches Mal denke ich, wir haben nur einen Bruchteil der Vampire Roms aufgespürt. Wir, beziehungsweise der Kardinal, wenn man es ganz genau nimmt.«
    Carmelo nickte nachdenklich. »Ja, das ist schon erstaunlich. Ich frage mich, wie er das immer wieder macht. Ich habe es nur einmal geschafft, einem Vampir allein auf die Schliche zu kommen und ihn in eine Falle zu locken, und das hat mich fast zwei Jahre gekostet.«
    »Und er scheint sie nach Belieben aus der Tasche ziehen zu können und weiß stets, was sie in der letzten Nacht ihres Daseins  vorhaben. Nur die blutige Arbeit, die gibt er an uns weiter.« Sie überlegte. »Ich denke, ich sollte heute Nacht Schwarz tragen.«
    »Willst du um unser Opfer trauern?« Der Spott schimmerte in seinen dunklen Augen.
    Latona verdrängte energisch Malcolms Gesicht, das sich schon wieder in ihr Bewusstsein geschlichen hatte. »Nein, auf Schwarz sieht man die Blutflecken nicht«, erwiderte sie und rauschte aus dem Zimmer.
     

DIE ENGELSBURG DES PAPSTES
    »Wie kommen wir da hinein?«, wollte Anna Christina wissen. Eine berechtigte Frage. Die drei Vampire umrundeten suchend die Festungsmauer.
    »Zuerst müssen wir in den inneren Ring gelangen«, stellte Franz Leopold fest. »Die alten Sternschanzen sind auf der Flussseite ja fast im Schlamm versunken. Die sind kein Hindernis.«
    »Ja, das stimmt, und dann? Sieh dir die glatt verputzten Wände an!«
    »Aber nur die Hauptmauern, nicht die der Bastionen an den Ecken«, erwiderte Franz Leopold. »Seht, dort drüben, die Bastion rechts neben dem Tor ist niedriger als die anderen, und die Ziegel in der Ecke sind so verwittert, dass wir dort sicher hochklettern können.«
    Anna Christina verzog das Gesicht, sagte aber nichts, sondern folgte ihren Vettern, die bereits begannen, die Mauer zu erklimmen. Sie mussten vorsichtig sein. Zwar gab es genug Lücken und Vorsprünge, die ihren Fingern und Schuhen Halt boten, doch viele Steine waren locker, der Mörtel im Lauf der Zeit brüchig geworden. Trotzdem erreichten sie den Wehrgang zügig und ohne große Schwierigkeiten. Anna Christina lehnte sich über die Brüstung und blickte in den Laufgraben hinunter, der sich um die Burg zog.
    »Es gibt sicher irgendwo eine Treppe«, sagte sie.
    »Wozu?«, fragte Franz Leopold. »So hoch ist es auch wieder nicht. Wir können springen!« Schon schwang er die Beine über die Mauerbrüstung. Mit einem langen Satz hechtete er vor und landete geschickt auf Füßen und Händen. Die anderen folgten ihm. Karl Philipp schimpfte zwar ein wenig vor sich hin, doch auch  er schien den Sprung gut überstanden zu haben. Er zog seinen Gürtel mit dem leichten Degen zurecht. Franz Leopold richtete sich auf und klopfte sich den Schmutz von der Hose. Er hatte auf diese hinderliche Waffe verzichtet.
    »Kommt, lasst uns eine Runde drehen. Vielleicht finden wir eine offene Tür oder ein Fenster, durch das wir kriechen können.«
    Sie hatten kein Glück. Bald schon standen sie wieder an der Stelle, an der sie ihren Rundgang begonnen hatten. Franz Leopolds Blick wanderte an der Wand der Burg empor, die sich unendlich in den Nachthimmel zu erheben schien.
    Anna Christina stellte sich neben ihn. »Und wie jetzt weiter? Du willst doch nicht etwa an diesen Mauern emporklettern?«
    »Es ist ganz schön hoch«, pflichtete ihr Karl Philipp bei.
    »Ja, aber sieh dir den Wechsel der Ziegel und Quader an. Sie sind uralt und porös und so unregelmäßig vorspringend, dass es ein Leichtes sein wird.«
    Anna Christina nickte. »In diesem alten Bereich schon, doch der obere Teil des Festungsturms scheint mir schwieriger. Sieh nur, wie der Ring mit diesen Bögen vorragt. Meinst du nicht, dass der Abstand zu den Fensternischen zu groß ist?«
    Franz Leopold wiegte den Kopf hin und her. »Kann sein. Das ist

Weitere Kostenlose Bücher