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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Nasen sich beinahe berührten. »Wenn ich nicht umgekehrt wäre, dann wärt ihr drei Helden jetzt nur noch Häufchen von Asche, die der Wind verweht! Also wirf mir nicht vor, dass der Wolf verletzt wurde. Ich habe die beiden rechtzeitig vor Sonnenaufgang zurückgebracht. Wo wart ihr, als es kritisch wurde? Schon lange im sicheren Sarg? Das ist wahre Freundschaft!«
    Gerade weil ihr sein Vorwurf berechtigt schien, loderte der Zorn in Alisa heiß auf. Sie fühlte sich schuldig, nicht an Ivys Seite geblieben, sondern mit Luciano vorausgelaufen zu sein. Wie hätte sie jedoch vorhersehen können, dass ihre Flucht plötzlich so eine dramatische Wendung nehmen würde? Ihr Stolz verbot ihr, den Fehler zuzugeben und ihre Gewissensbisse vor Franz Leopold einzugestehen. Da war es schon einfacher, ihn nur stumm anzufunkeln.
    Der Riegel wurde zurückgeschoben, die Tür schwang einen Spalt auf, allerdings nur so weit, dass Ivy sich hindurchzwängen konnte. Alisa versuchte, einen Blick auf den Wolf zu erhaschen, doch Ivy zog die Tür rasch wieder zu und verschloss sie von außen.
    »Wie geht es ihm? Können wir irgendetwas tun?« Ivy schüttelte den Kopf. Ihr Haar wirkte heute eher grau und ihr Gesicht war von Erschöpfung gezeichnet. Alisa fürchtete schon, sie sei auch verletzt worden, doch Ivy bestritt dies.
    »Es ist nur die Sorge. Kommt, lasst uns in die Halle gehen. Dann muss ich Seymour etwas bringen, das ihn kräftigt.«
    »Ja, wir müssen ihm Fleisch besorgen.« Warum war sie nicht früher darauf gekommen? Ivy sagte nichts, sondern eilte vor ihr den Gang entlang. Franz Leopold folgte ihnen in einigem Abstand.
    In der Halle mit der goldenen Decke hatten sich schon fast alle  Schüler versammelt. Chiara stieß Luciano in die Seite, als die drei eintraten. Ihre Miene zeigte deutlich, dass sie vor Neugier fast platzte. Sie winkte und schob Tammo auf ihrer anderen Seite so energisch beiseite, dass er fast von der Bank gefallen wäre. Franz Leopold ging zu seinen Cousinen weiter.
    »Setzt euch!«, befahl Chiara und schob ihnen zwei Becher hin. »Welch ungewöhnliche Gesellschaft! Habt ihr unseren Schönen von seiner Boshaftigkeit kuriert? Oder wie kann ich mir diese neue Freundschaft erklären?« Luciano neben ihr brummte unwillig.
    »Von Freundschaft kann keine Rede sein!«, wehrte Alisa ab. »Es würde mich allerdings auch interessieren, was er vor Ivys Kammer wollte.« Sie sah die Freundin fragend an, doch die trank schweigend und verlangte nach mehr. Zita bediente sie. Keiner der drei wunderte sich, dass die Servientin heute Abend sehr ernst war. Sicher wusste sie inzwischen, dass Raphaela nicht wieder zurückkommen würde.
    »Wo wart ihr? Worum ging es? Eine Wette, sagen einige. Luciano will mir nichts sagen. Er scheint seit gestern mit Stummheit geschlagen und kann anscheinend nur noch wütende Blicke verteilen!«
    Einen solchen warf er seiner Cousine nun auch wieder zu. Sie reckte kämpferisch das Kinn, machte den Eindruck aber durch ihr Lächeln zunichte, das Grübchen in ihr hübsches, rundes Gesicht zauberte. Überhaupt sah sie mit ihrem geschnürten Mieder und dem tiefen Dekolleté, das mit schwarzer Spitze den Ansatz ihrer Brust umspielte, wieder ausgesprochen weiblich und verführerisch aus.
    »Ich verlange, dass ihr mir in allen Einzelheiten von letzter Nacht berichtet. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was das für eine Aufregung war, als es schon zu dämmern begann und ihr immer noch nicht zurückgekehrt wart. Die Gerüchteküche hatte Unglaubliches zu bieten! Außerdem sagt man, der alte Marcello und Raphaela wurden vernichtet! Ich konnte ihn noch nie leiden, aber um sie ist es wirklich schade.«
    Alisa zögerte. Sie wollte nicht darüber reden, nicht nur weil sie in diese Falle geraten waren. »Später vielleicht«, wehrte sie ab, um Chiara zu bremsen.
    »Du bist ja genauso schlimm wie Luciano!« Schmollend schürzte sie die Lippen. »Vielleicht sollte ich zu Franz Leopold gehen und ihn fragen!«
    »Ja, das solltest du unbedingt tun«, riet Luciano sarkastisch. Vielleicht hoffte er, sie und ihren Redeschwall endlich loszuwerden, um sich nach Seymour erkundigen zu können. Doch so weit kam er nicht, denn in diesem Moment traten Professoressa Enrica, Professore Ruguccio und Conte Claudio ein. Die Lehrer machten dem Familienoberhaupt respektvoll Platz. Der Conte trat vor. Stille senkte sich über die Halle. Luciano zog den Kopf ein. Das konnte nichts Gutes bedeuten!
    Falls die nächtlichen Wettkämpfer bis dahin

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