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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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abwarten, wenn die Wogen sich ein wenig geglättet hatten.
    »Also dann, bis in drei Tagen«, sagte Luciano leise, als sie die Kammer von Alisa und Ivy erreichten. Der Professor gab Hindrik und Rajka, Anna Christinas Dienerin, noch ein paar Anweisungen, dann scheuchte er Luciano und die anderen zu ihren Schlafkammern.
    »Leg dich hin«, sagte Hindrik barsch.
    »Bist du mir böse?« So finster hatte sie ihn noch nie erlebt.
    »Ja - nein. Ich verstehe, dass ihr jung seid und es euer Recht ist, unbedacht zu handeln, aber es erschreckt mich, wie knapp ihr der Vernichtung entgangen seid.«
    »Das erschreckt mich auch. Wie konnte so etwas nur geschehen? Seit Monaten treiben diese Vampirjäger nun schon ihr Unwesen in Rom und haben mehr als ein halbes Dutzend Nosferas auf dem Gewissen, aber es gelingt dem Conte nicht, ihnen das Handwerk zu legen?« Alisa umfasste Hindriks Hand. Sie waren allein in der Schlaf kammer.
    »Was hat er in all der Zeit getan? Ich höre von Patrouillen seiner Diener, doch sind sie nicht nur vorgeschoben? War er bislang gar nicht böse darüber, dass der eine oder andere unbequeme Altehrwürdige verschwand? Und nun eine Unreine. Was macht das schon? Man kann sich ja leicht Ersatz für Raphaela erschaffen!« Ihre Stimme klang bitter.
    Hindrik zuckte mit den Schultern. »Ähnliche Fragen habe ich mir auch schon gestellt. Ich denke, das Übel liegt in seiner trägen Natur. Doch die neuesten Ereignisse dürften ihn aufgerüttelt haben. Ich werde ihn jedenfalls im Auge behalten. Wenn von seiner Seite weiterhin nichts geschieht, werde ich Dame Elina benachrichtigen. Vielleicht müssen wir das Schuljahr früher als geplant beenden.«
    »Was? Du würdest uns nach Hamburg zurückschleppen?«, empörte sich Alisa.
    »Wenn ich hier um eure Sicherheit fürchten muss, ja!«
    »Und die anderen Schüler? Die können ja ruhig unter dem silbernen Schwert des Vampirjägers fallen oder in seinem Brunnenverlies von der Sonne verbrannt werden!«
    »Ah, die Akademie zeigt Wirkung!« Er lächelte. »Du sorgst dich um die jungen Mitglieder der andern Familien?«
    »Zumindest um ein paar. Bei anderen würde mich ihr Fehlen nicht allzu sehr in Verzweiflung stürzen.« Sie zog eine Grimasse.
    »Jedenfalls kann ich nur für meine Vamalia sprechen«, fuhr  Hindrik fort. »Was mit den anderen geschieht, ist Sache ihrer Familienoberhäupter.«
    Professor Ruguccio kehrte zurück und setzte dem Gespräch ein Ende. Rasch schob Hindrik den Deckel zu und legte einen schweren Steinquader darauf, obwohl Alisa auch so nicht die Kraft besessen hätte, den Deckel anzuheben. So blieb sie alleine in ihrem steinernen Sarkophag zurück. Sie faltete wie jeden Morgen die Hände über der Brust. Nur war es eben nicht Morgen und sie fiel auch nicht in die gewohnte Starre. Bald warf Alisa sich unruhig von einer Seite auf die andere. Sie konnte nicht das Geringste hören. Waren denn alle ins Theater unterwegs? Oder schirmte der Deckel die Geräusche so vollkommen ab? Das war ihr bisher noch gar nicht aufgefallen.
    Wie lange so eine Nacht sein konnte, wenn man nur seine Gedanken als Begleiter hatte - und den Hunger, der irgendwann kommen würde! Wie es den anderen wohl erging? Für Luciano war die Qual sicher unerträglich. Die Dracas waren vermutlich zu arrogant, um so etwas wie Schwäche zu kennen. Und Ivy? Sie bangte um Seymour, versorgte seine Wunde und brachte ihm zu Fressen. Wieder wunderte sich Alisa, dass der Conte ihrer Bitte nachgegeben hatte. Seymour war zwar ein treuer Begleiter und ein schönes Tier, aber eben nur ein Wolf, den ein Servient diese drei Nächte sicher genauso gut hätte versorgen können. Merkwürdig, sehr merkwürdig. So sehr Alisa Ivy mochte, es gab so viele Fragen über sie, die sie nicht beantworten konnte. So wie die Menschen von einer Aura der Wärme umgeben waren, hüllte Ivy eine Aura der Geheimnisse ein.
     
    Seine Schritte waren völlig geräuschlos, als er sich der Tür näherte, die zu dem kleinen Gelass führte. Er konnte die Blutspur des Wolfes noch erahnen und darüber Ivys Duft. Franz Leopold presste die Fingerspitzen gegen das raue Holz und konzentrierte sich auf den Raum dahinter, bis er ihre Stimme hörte. Ivy schien  erregt auf und ab zu gehen, sodass die Worte mal lauter und mal leiser klangen.
    »Ich entschuldige mich für nichts! Ja, es war leichtsinnig, aber verlangst du ernsthaft von mir, dass ich meine Freunde im Stich lasse? Auch du hast nicht geahnt, welches Risiko wir damit eingehen! Dass wir

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